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möglich waren; wahrscheinlich wurden aber auch
dort Geschütze aufgestellt.
Auf allen Anhöhen wurde gearbeitet, so daß
anzunehmen ist, daß Schutzwälle und Forts ge-
baut wurden. —
Ebenfalls setzten die Engländer die kleinen
Plätze in Verteidigungsstand, so anscheinend auch
das Gelände der „Stlurmvogelbucht".
Die Engländer haben in den unbe-
wohnten Häusern der Stadt sehr schlimm
gehaust. Auch in die bisherige Wohnung des
Konsuls Müller, der jetzt als Gonverneur das
Stadthaus bezogen hatte, waren die Soldaten
eingedrungen und hatten sehr wild gehaust. Hier-
nach wurden die Verhältnisse ein wenig besser.
Eine empörende Handlung der Eng-
länder war die, das Krankenhaus einfach
zu annektieren. DieKranken und Schwestern
wurden hinausgeworfen, ohne ihre Sachen mit-
zubekommen! Die Engländer richteten ihr eigenes
Lazarett dort ein. Die Deutschen bekamen dafür
das Jugendheim, wo sie dann ihr Lazarett ein-
richteten. Die Schwestern waren gezwungen, um
Betten usw. bei der Zivilbevölkerung zu bitten;
sie wollten sich die Pflege der dort eventnell ein-
treffenden verwundeten Denutschen nicht nohmen
lassen. Von den beiden Arzten der Stadt wurde
IDr. Richter als „Kriegsgefangener“ abgeführt;
über Dr. Schaumberg ist mir nichts bekaunt,
wahrscheinlich ist er zurückgeblieben.
Die Cugländer hatten an kleinen Transport-
fahrzengen mitgebracht: zwei Schlepper, die Wal-
fänger „Bluck“ und „Southern Cross“" und einige
Leichter. Außerdem ein Schiff, das mehr wie
ein Bergedampfer aussah. Jch glaube, daß dieses
Schiff als Minenschiff benutzt wurde. Ich habe
verschiedentlich beobachtet, daß es ziemlich weit
hinausfuhr, außerdem auch in dem äußeren Hasen
kreuzte. Mit diesem Schiffe wurden wir zum
„Clon Macmillan“ hinausgebracht, jedoch nicht
im Hafen an Bord genommen.
Die Engländer haben auch die Schiffe der
Woermann-Linie vom Strande gezogen und
in Gebrauch genommen.
Die Engländer hatten auch Kolmannskuppe
und Charlottental besetzt und die Männer —
etwa 10 — nach Lüderitbucht geführt. Trotzdem
geschah das Merlwürdige, daß die Deutschen am
23. oder 24. September vormittags noch den
Rest der Franuen — etwa 30 — aus Kolmanns-
kuppe abholten, um sie ins Land zu führen.
Abends konnten wir am Horizont die großen
Feuersbrünste sehen; wie ich hörte, sollen an
beiden Stellen die Magazine von den Deutschen
in Brand gesteckt, und die Wasserbehälter un-
brauchbar gemacht worden sein.
Kanonade von der Seeseite sowie Gewehr-
sceuer von Landseite konnte man öfters hören;
os sollte sich dabei aber nur um Schießübungen
der Engländer handeln — was mir beim Anblick
der gewiß ungeübten Engländer glaubwürdig
erscheint.
Über Gefechte war offiziell nichts bekannt;
doch sollen einige kleinere Vorpostengefechte zur
Zeit meiner Abreise schon stattgefunden haben, u. a.
bei Grasplatz, wobei die Engländer drei Tote
gehabt haben sollen. Die Deutschen sollen sich
damals vorläufig auf Grasplatz zurückgezogen
haben. «
Zur Zeit meiner Abreise hatten die Feindselig—
keiten eben erst begonnen. Einige hundert Buren
sollten damals auf deutscher Seite kämpfen.
In Kapstadt erfuhr ich, daß die Deutschen am
24. September Walfischbucht erobert haben, so
daß das Walfängerschiff den Hafen verlassen mußte.
Ein englischer Hilfskreuzer, der dort in der
Nähe lag, soll darauf nach Swakopmund ge—
fahren sein. Die Leute von der Station wollen
darauf eine Kanonade gehört haben, etwa 20 bis
30 Schüsse, woraus man schloß, daß Swakopmund
nunmehr bombardiert würde.
Ferner erfnhr ich, daß der Woermann-Dampfer
„Rufiyi“ gekapert sei und von den Engländern
nunmehr als Transportschiff benutzt würde.
In Kapstadt lagen vier deutsche Dampsschiffe,
deren Besatzungen als Kriegsgefangene abgeführt
waren; auch von norwegischen Schiffen waren
deutsche Seeleute weggeholt und in Gefangenschaft
geführt worden.
Von den mit mir nach Kapstadt abgeführten
Leuten sollten, wie man dort sagte, die Männer
nach Pretoria und die Frauen nach Moritzburg
in Natal geführt werden.
Unerhört war das Vorgehen der Zoll-
behörde, den Kriegsgefangenen für die
mitgebrachten Sachen Zoll abzuverlangen.
Das Zeng der Kriegsgesangenen wollte die Zoll-
behörde nicht passieren lassen, obgleich die Ge-
fangenen bereits weitergesandt waren! Wie es
mit dem Gepäck weiter ergangen ist, hatte ich
keine Gelegenheit zu erfahren.
In Kapstadt waren noch immer einige
Truppentransporte wahrzunehmen. Man
sagte mir, daß diesos der Rest der großen Trans-
porte sei. Wohin diese gegangen waren, wußten
die Kapstädter nicht; man glaubte nach Deutsch-
Südwestafrika oder auch zum Teil nach England.
lber Port Nolloth wollen die Engländer etwa
20 000 Mann gegen Deutsch-Südwestafrika und
die gleiche Zahl von der Landseite gegen den
Orangefluß gesandt haben!
Die Stimmung in Kapstadt war natürlich sehr
gehässig gegen alles was dentsch war, wofür noch