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sie daran gehindert. Gegen 9 Uhr steigt beim
Funkenturm dichter Rauch auf. Donnernd stürzt
der Turm zusammen. Auf Anordnung der deut-
schen Behörde ist er gesprengt worden. Vom
Wasserturme von der Yapomastraße wehen zwei
weiße Flaggen. Sie sagen uns: Duala wird
übergeben. Vor der Übermacht des verbündeten
Feindes, Engländer und Franzosen, denen von
verräterischen Eingeborenen ein Weg gezeigt
worden war, auf dem sie Duala auch von der
Landseite angreifen konnten, mußte unsere nur
geringe Truppenmacht sich zurückziehen. Am
Spätnachmittag war am Flaggenmast in Bonanjo
und über dem Bahngebäude in Bonaberi die
englische Flagge gehißt, neben ihr am Montag
Morgen auch noch die französische. In großen
Abteilungen rückten jetzt feindliche Truppen von
der Land-= und Wasserseite in Duala ein. Die
Stadt wurde damit überflutet. Ein wüstes
Durcheinander, Zerstören und Plündern, be-
gann von Soldaten und Eingeborenen. Die ein-
mal früher verbreitete Nachricht, daß die Engländer
Privatbesitz respektieren, erwies sich hier als un-
wahr. Nichts wurde geschont. Wohl sind fie,
als alles drüber und drunter ging, dem Plündern
der Eingeborenen mit Waffengewalt entgegenge-
treten, wobei mancher erschossen worden ist; an
anderen Orten dagegen, wie z. B. in Jabassi,
haben sie die Leute zum Plündern und Rauben
geradezu veranlaßt. Geschäftsräume, Privat--
wohnungen, ja sogar Kapellen und Schulen find
geplündert und beschädigt worden.
Gleich am Montag begannen die Feinde mit
der Gefangennahme aller Weißen, ob fie
Waffen getragen hatten oder nicht. Männer,
Frauen und Kinder, alles wurde in rücksichts-
losester Weise gefangen genommen. Selbst
Angehörige neutraler Staaten befanden sich unter
den Gefangenen. Hatten die Missionen bis jetzt
auf Schonung gehofft und erwartet, daß man ihr
Personal auf den Stationen belassen würde —
man erwartete das von demnchristlichen England —,
so sahen sie sich darin völlig getäuscht. Die Ge-
fangennahme der einzelnen war mit Belügung
verbunden. Die Engländer suchten mit farbigen
Streifwachen die Weißen auf. „Ihr habt nur
mitzukommen zur Feststellung eurer Namen,“
hieß es, „dann könnt ihr wieder zurückkehren“.
Bei solch einem Versprechen nahm natürlich nie-
mand etwas mit sich. Das Versprechen aber
wurde nicht gehalten. Auch erhielten die so in
Gefangenschaft Geratenen nicht einmal die Er-
laubnis, in ihre Wohnungen zurückzukehren, um
sich mit dem Nötigsten zu versehen. Aus den
Wohnungen heraus, von der Arbeit weg, auf der
Straße aufgegriffen, — so wurden sie zu Gefan-
genen gemacht, die dann an den Sammeolstellen
und in den Lagern unter Bewachung schwarzer
Soldaten gestellt wurden. Um aller Deutschen im
eingenommenen Gebiet habhaft zu werden, hat
man kein noch so gemeines schändliches Mittel
gescheut. So sind von Engländern auf das Er-
greifen von fünf Postenführern am Sanaga Kopf-
gelder ausgesetzt worden. Diese wurden darauf
von Eingeborenen einzeln üÜberfallen und miß-
handelt dem Feinde ausgeliefert, welcher den
Überbringern das Geld auszahlte.
Unsere Feinde tun in Kamerun eine gründliche
Vernichtungsarbeit, und das nicht nur dort, wo
fie bei unseren tapferen, aber leider zu geringen
Truppen Widerstand finden, sondern überall, wo
sie die Deutschen antreffen.
2. Behandlung neutraler Missions-
schwestern in Duala.
Am 29. September früh wurden die deutschen
Mitglieder der Baptisten-Mission als Gefangene
weggeführt, doch waren die Missionsschwester
Hauschildt und ich der Hoffnung, daß sie bald
zurückkommen würden, da man uns gesagt hatte,
daß Missionare frei bleiben würden. Man hatte
uns auch nicht einmal Zeit gegeben, uns von
ihnen zu verabschieden. Schwester Hauschildt
begleitete sie nach Bonanjo, während ich allein
auf unserer Station zurückblieb, wo ich Zeuge
vieler Schandtaten sein mußte. Da die Weißen
alle fortgeführt wurden, glaubten nämlich die
Eingeborenen, tun und lassen zu können, was
sie wollten. Sie raubten und plünderten daher
in unseren Nachbarhäusern, was sie nur konnten.
Nichts war ihnen zu gering. Es wurde so
schlimm, daß die Engländer mit Gewalt Ruhe
schaffen mußten. Fünf Personen wurden auf
unserem Missionsgrundstück standrechtlich erschossen,
während andere verletzt wurden. Eine Stunde
nachher aber war die Plünderung wieder in
vollem Gange. Auch zu unserem Hause kamen
sie schon und fragten einen unserer Jungen, ob
die Weißen alle fort seien, was dieser verneinte.
Bald kam dann auch Schwester Hauschildt zurück
mit der Nachricht, daß alle Mitglieder der Mission
in Gefangenschaft bleiben müßten. Auf dem
Wege wurde ihr der Hut durch einen Schrotschuß
durchbohrt.
Die folgenden Tage waren für uns sehr auf-
regender Art. Wir sehen es als eine besondere
Gunade Gottes an, daß wir noch da sind, denn
oft schwebten wir in größter Lebensgefahr.
Die schwarzen Soldaten glaubten uns be-
handeln zu können wie ihresgleichen. Fünf von
ihnen wurden uns als Wache gegeben und wir
durften keinen Schritt tun, auf dem sie uns nicht
begleiteren. Außerdem wurde Tag und Nacht