Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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sie daran gehindert. Gegen 9 Uhr steigt beim 
Funkenturm dichter Rauch auf. Donnernd stürzt 
der Turm zusammen. Auf Anordnung der deut- 
schen Behörde ist er gesprengt worden. Vom 
Wasserturme von der Yapomastraße wehen zwei 
weiße Flaggen. Sie sagen uns: Duala wird 
übergeben. Vor der Übermacht des verbündeten 
Feindes, Engländer und Franzosen, denen von 
verräterischen Eingeborenen ein Weg gezeigt 
worden war, auf dem sie Duala auch von der 
Landseite angreifen konnten, mußte unsere nur 
geringe Truppenmacht sich zurückziehen. Am 
Spätnachmittag war am Flaggenmast in Bonanjo 
und über dem Bahngebäude in Bonaberi die 
englische Flagge gehißt, neben ihr am Montag 
Morgen auch noch die französische. In großen 
Abteilungen rückten jetzt feindliche Truppen von 
der Land-= und Wasserseite in Duala ein. Die 
Stadt wurde damit überflutet. Ein wüstes 
Durcheinander, Zerstören und Plündern, be- 
gann von Soldaten und Eingeborenen. Die ein- 
mal früher verbreitete Nachricht, daß die Engländer 
Privatbesitz respektieren, erwies sich hier als un- 
wahr. Nichts wurde geschont. Wohl sind fie, 
als alles drüber und drunter ging, dem Plündern 
der Eingeborenen mit Waffengewalt entgegenge- 
treten, wobei mancher erschossen worden ist; an 
anderen Orten dagegen, wie z. B. in Jabassi, 
haben sie die Leute zum Plündern und Rauben 
geradezu veranlaßt. Geschäftsräume, Privat-- 
wohnungen, ja sogar Kapellen und Schulen find 
geplündert und beschädigt worden. 
Gleich am Montag begannen die Feinde mit 
der Gefangennahme aller Weißen, ob fie 
Waffen getragen hatten oder nicht. Männer, 
Frauen und Kinder, alles wurde in rücksichts- 
losester Weise gefangen genommen. Selbst 
Angehörige neutraler Staaten befanden sich unter 
den Gefangenen. Hatten die Missionen bis jetzt 
auf Schonung gehofft und erwartet, daß man ihr 
Personal auf den Stationen belassen würde — 
man erwartete das von demnchristlichen England —, 
so sahen sie sich darin völlig getäuscht. Die Ge- 
fangennahme der einzelnen war mit Belügung 
verbunden. Die Engländer suchten mit farbigen 
Streifwachen die Weißen auf. „Ihr habt nur 
mitzukommen zur Feststellung eurer Namen,“ 
hieß es, „dann könnt ihr wieder zurückkehren“. 
Bei solch einem Versprechen nahm natürlich nie- 
mand etwas mit sich. Das Versprechen aber 
wurde nicht gehalten. Auch erhielten die so in 
Gefangenschaft Geratenen nicht einmal die Er- 
laubnis, in ihre Wohnungen zurückzukehren, um 
sich mit dem Nötigsten zu versehen. Aus den 
Wohnungen heraus, von der Arbeit weg, auf der 
Straße aufgegriffen, — so wurden sie zu Gefan- 
genen gemacht, die dann an den Sammeolstellen 
  
und in den Lagern unter Bewachung schwarzer 
Soldaten gestellt wurden. Um aller Deutschen im 
eingenommenen Gebiet habhaft zu werden, hat 
man kein noch so gemeines schändliches Mittel 
gescheut. So sind von Engländern auf das Er- 
greifen von fünf Postenführern am Sanaga Kopf- 
gelder ausgesetzt worden. Diese wurden darauf 
von Eingeborenen einzeln üÜberfallen und miß- 
handelt dem Feinde ausgeliefert, welcher den 
Überbringern das Geld auszahlte. 
Unsere Feinde tun in Kamerun eine gründliche 
Vernichtungsarbeit, und das nicht nur dort, wo 
fie bei unseren tapferen, aber leider zu geringen 
Truppen Widerstand finden, sondern überall, wo 
sie die Deutschen antreffen. 
2. Behandlung neutraler Missions- 
schwestern in Duala. 
Am 29. September früh wurden die deutschen 
Mitglieder der Baptisten-Mission als Gefangene 
weggeführt, doch waren die Missionsschwester 
Hauschildt und ich der Hoffnung, daß sie bald 
zurückkommen würden, da man uns gesagt hatte, 
daß Missionare frei bleiben würden. Man hatte 
uns auch nicht einmal Zeit gegeben, uns von 
ihnen zu verabschieden. Schwester Hauschildt 
begleitete sie nach Bonanjo, während ich allein 
auf unserer Station zurückblieb, wo ich Zeuge 
vieler Schandtaten sein mußte. Da die Weißen 
alle fortgeführt wurden, glaubten nämlich die 
Eingeborenen, tun und lassen zu können, was 
sie wollten. Sie raubten und plünderten daher 
in unseren Nachbarhäusern, was sie nur konnten. 
Nichts war ihnen zu gering. Es wurde so 
schlimm, daß die Engländer mit Gewalt Ruhe 
schaffen mußten. Fünf Personen wurden auf 
unserem Missionsgrundstück standrechtlich erschossen, 
während andere verletzt wurden. Eine Stunde 
nachher aber war die Plünderung wieder in 
vollem Gange. Auch zu unserem Hause kamen 
sie schon und fragten einen unserer Jungen, ob 
die Weißen alle fort seien, was dieser verneinte. 
Bald kam dann auch Schwester Hauschildt zurück 
mit der Nachricht, daß alle Mitglieder der Mission 
in Gefangenschaft bleiben müßten. Auf dem 
Wege wurde ihr der Hut durch einen Schrotschuß 
durchbohrt. 
Die folgenden Tage waren für uns sehr auf- 
regender Art. Wir sehen es als eine besondere 
Gunade Gottes an, daß wir noch da sind, denn 
oft schwebten wir in größter Lebensgefahr. 
Die schwarzen Soldaten glaubten uns be- 
handeln zu können wie ihresgleichen. Fünf von 
ihnen wurden uns als Wache gegeben und wir 
durften keinen Schritt tun, auf dem sie uns nicht 
begleiteren. Außerdem wurde Tag und Nacht
	        
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