Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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Bodengestaltung, Bewachsung und Tierwelt 
des Bezirks. 
Die Oberfläche des Bezirks ist ein von Süd- 
osten aus einer Mcereshöhe von etwa 850 m 
nach Nordwesten auf etwa 350 m allmählich ab- 
fallendes Plateau, das durch mehrere im Westen 
des Bezirks von Süden nach Norden, im Osten 
des Bezirks von Südosten nach Nordwesten strö- 
mende Flüsse in Felder geteilt ist. Diese Flüsse 
nehmen ihrerseits wieder eine Unzahl von Neben- 
flüssen und deren kleinen Zuflüssen in sich auf. 
Dieses ganze dem Geäder eines Lindenblattes 
gleichende Flußisystem zerfurcht die leicht geneigte 
Fläche des Plateaus mit seinen tief und steil ein- 
geschnittenen Tälern und erschwert jeden nicht der 
Wassorscheide zwischen zwei Flüssen folgenden Ver- 
kehr auf das äußerste. Die Wasserläufe sind von 
verschieden breiten Galeriewäldern umsäumt, die 
ihrem Baumbestand nach eine Mittelstufe zwischen 
dom tropischen Urwald Zentralafrikas und dem 
lichten Wald Katangas bilden, jedoch im Westen 
und Norden des Bezirks mit dem hohen Baum- 
wuchs, dem dichten Unterholz und den zahlreichen 
Lianen mehr dem ersteren ähneln. Die zwischen 
diesen Galeriewäldern liegenden Plateaus sind 
Gras= und Baumsteppve. Letztere überwiegt daher 
im Bezirk bei weitem, doch gibt es im Bezirk 
auch zusammenhängende MWälder von einer Aus- 
dehnung von mehreren Tagemärschen, so die 
großen Wälder südlich Lnebo und zwischen dem 
Lubudi und Masongoma. Sehr zutreffend ver- 
gleicht daher schon Wissmann (in „Meine zweite 
Durchquerung Agquatorialafrikas“, S. 322) das 
Bild dieser Gegend aus der Vogelperspektive mit 
einem dunkelgeäderten Marmor mit einigen 
dunkleren Flecken. 
Der Boden der Plateaus bestoht aus Laterit 
oder Sand, steiniges Gelände habe ich nur im 
a#anßersten Osten des Bezirks am Lubi beobachtet. 
Die Täler haben teilweise tiefgründige Oumus- 
schichten, teilweise tritt das Grundgestein, ein 
grauer und roter Granit, in schroffen Formen 
zutage. Sämtliche größeren Wasserläufe sind auf 
etwa 5° 30“ südlicher Breite durch Wasserfälle 
oder eine Serie von Schnellen unterbrochen. Eine 
Ausnahme bildet nur der Loange. Die Folge 
ist, daß die Strömung aller Wasserläufe unter- 
halb jener Linie wesentlich gemildert und ver- 
hältnismäßig gering ist, während gerade bei dem 
sonst am weitesten stromauf schiffbaren Loange die 
bis zu seiner Mündung in den Kasai anhaltende 
starke Strömung ein erhebliches Hindernis für die 
Schiffahrt mit kleinen Dampf= oder Motorboten 
bildet. 
Auffallend gering ist die Menge des vor- 
handenen Mildes, wohl eine Folge der großen 
  
Jagdleidenschaft der zahlreichen Bevölkerung. 
Elefanten sind selten, Flußpferde und Krokodile 
finden sich an verschiedenen Stellen, namentlich 
noch am Unterlauf des Kasai, doch ist von ihrem 
überaus zahlreichen Vorkommen, von dem die 
ersten Besucher dieser Gegend berichten, nichts 
mehr zu bemerken. Leoparden finden sich ver- 
hältnismäßig zahlreich in den dichter bevölkerten 
Gegenden, in denen das zahlreiche Kleinvieh 
ihnen die Nahrung liefert; Löwen gibt es nur im 
Osten des Bezirks, doch sind sie hier zu Zeiten 
schon zu einer Landplage geworden. Die von 
Wissmann so sehr zahlreich festgestellten Gift- 
schlangen wurden nur ganz ausnahmsweise beob- 
achtet. Auffallend gering ist auch die Zahl der 
Insekten, insbesondere auch der Anophelesmücken 
und der Glossinen, ein nicht zu unterschätzender 
Faktor für die gesundheitlichen Verhältnisse des 
Bezirks. Ob ein Zusammenhang zwischen dem 
Fehlen des Wildes und dem der Glossinen anzu- 
nehmen ist, mag dahingestellt bleiben. 
Die Bevölkerung des Bezirks. 
Die weiße Bevölkerung des Bezirks betrug 
am 1. Januar 1914: 162 Seelen. Davon 
waren 134 Männer, 20 Frauen und 8 Kinder. 
Von den Kindern gehörten 7 einer Familie an, 
die inzwischen den Bezirk verlassen hat. Von 
dieser Bevölkerung waren 44 Beamte des Staats 
oder Truppenangehörige und deren Frauen und 
Kinder, 47 Missionare und Missionarinnen oder 
Schwestern, 42 Kaufleute und deren Frauen und 
29 Industrielle. Letztere sind auf Rechnung der 
Leverschen Unternehmung in Brabanta, der 
Diamantenausbente der „Forminière“ in Tshikapa 
und der Trassierungserpedition der Bahn „Bas- 
congo-Katanga“ zu setzen. Ihrer Nationalität 
nach waren 93 Belgier, 38 Engländer und 
Amerikaner, 15 Portugiesen, der Rest gehörte 
andern Nationen an. Deutsche gab es im Bezirk 
nur zwei"). Es starben insgesamt 4 Angehörige 
der weißen Rasse oder 2,5%. Der Gesundheits- 
zustand war also verhältnismäßig gut. — Für 
die Mischlinge fehlte es an genauen Angaben: 
in der katholischen Mission St. Joseph befanden 
sich 30, die von der Mission in Pflege genommen 
waren. 
Die Zahl der Europäer dürfte inzwischen 
eine gewisse Verschiebung erhalten haben und 
später noch weiter erhalten: die Zahl der Kauf- 
leute dürfte infolge der Kautschukkrise sich ver- 
mindern, die Zahl der Industriellen infolge der 
Ausdehnung der Arbeiten der oben genannten 
drei großen Gesellschaften zunehmen. 
“] Die Zahlen sind nicht absolm zuverlässig. da für 
cinzelne Teile des Bezirts nur Schäuungen vorlagen. 
)*
	        
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