Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

G B81 
Mission 450 Haupt. Ackerbau betreiben die 
Peres de Scheut im Gegensatz zu den „Weißen 
Vätern von Baudouinville“, wie bereits erwähnt, 
nicht. Bemerkenswert ist der Versuch der 
amerikanischen Mission in Luebo, die Baumwoll- 
kultur einzuführen. Sie hat sich einen Missionar 
aus den amerikanischen Südstaaten mit spezieller 
Erfahrung im Baumwollbau kommen lassen. 
Dieser hat auch amerikanische Saat mitgebracht. 
Die Regierung hat das erforderliche Land für 
diese Versuche (200 ha) zur Verfügung gestellt, 
und der Missionar hat mit dem Anbau be- 
gonnen. 
An europäischen privaten Pflanzungsunter- 
nehmungen gibt es im Bezirk nur die Pflanzungen 
der „Sociéte des Produits Végétaux du Haut- 
Kkasai“ in Bena Makima und Galikoko am 
Zusammenfluß von Kasai und Luluag und drei 
Stunden östlich davon. In Bena Makima be- 
sitzt die Gesellschaft 100 ha, von denen 25 mit 
Hevea bepflanzt sind, in Galikoko 5000 ha, von 
denen 260 ha mit Hevea bepflanzt sind. Die 
altesten Bäume in Bena Makima sind vier, in 
Galikoko zehn Jahre alt. In Bena Makima 
arbeiten 90, in Galikoko 140 Arbeiter. Diese 
erhalten monatlich 5 Fr. Lohn, 1 Fr. Wohnungs- 
geld und wöchentlich 1 Fr. Ration. Die Ration 
wird in Salz oder Waren gegeben, so daß sie 
der Gesellschaft auf nicht mehr als 0,50 Fr. pro 
Woche und Kopf zu stehen kommt. Den ein- 
zelnen Arbeiter berechnet sich die Gesellschaft mit 
0,33 Fr. pro Tag, selbst für Kongoverhälmisse 
noch sehr wenig. Trotzdem erscheint es zweifel- 
haft, ob die Gesellschaft mit den asiatischen 
Pflanzungen wird konkurrieren können. Einmal 
soll die gesamte Anlage nach sachverständigem 
Gutachten jegliche gediegenen Vorstudien ver- 
missen lassen — es heißt, die Niederschlagsmenge 
in Galikoko mit etwa 1800 mm sei für Hevea 
viel zu gering und der Boden auch nicht frucht- 
bar genug —, andererseits werden die höheren 
Löhne von Lever Brothers, der Eisenbahn und 
der „Forminière“ wohl auch bald erhöhend auf 
die Löhne der Gesellschaft wirken. Bezieht sie 
doch auch ihre Arbeiter aus den Stämmen der 
Baluba, Lulua und Batetele aus der Gegend 
von Luebo und Luluaburg und südlich davon. 
Aus der Umgegend der Pflanzungen selbst haben 
sich bisher kaum Arbeiter — es sind Bakuba 
und Bashilele — gemeldet. Die Leitung der 
Pflanzung ist seit kurzem mit der Leitung der 
Pflanzung der Société de Lubefu verschmolzen. 
Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, daß 
hierin das Bestreben der Gesellschaften, im Hin- 
blick auf die Kautschukkrise die allgemeinen Un- 
kosten zu vermindern, zum Ausdruck kommt. 
Der Ackerbau der Eingeborenen besteht fast 
  
durchweg nur in dem primitiven Hackbau mit 
der kurzstieligen Hacke. Nur in der Nähe der 
Stationen sind ausnahmsweise langstielige, augen- 
scheinlich von der Verwaltung gelieferte Hacken 
beobachtet worden. Das Eisen für die Hacken 
gewinnen die Eingeborenen teils selbst, teils 
kaufen sie es von den europäischen Kaufleuten. 
Die Hauptkulturen der Eingeborenen sind der 
Anbau von Maniok — man sieht in einzelnen 
Gegenden kilometerweise Felder —, Mais (nament- 
lich im Osten), Hirse, Bohnen, Bataten, Erd- 
nüsse, Tabak und stellenweise auch von Reis. 
Die seiner Zeit mit Wissmann aus Angola ge- 
kommenen Bimbadi, ferner die Batshokwe und 
die Kanioke, in einzelnen Fällen auch die Lulua 
und Baluba bauen etwas Baumwolle für den 
eigenen Bedarf. 
Großvieh gibt es in kleineren Herden bei 
den Eingeborenen der Umgegend von Luluaburg. 
Es sind dies meist Tiere, die die Regierung ver- 
dienten Eingeborenen gegeben hat. Größere 
Herden gibt es in Dibaia und Tshitadi. Wesent- 
lich größere Bedeutung hat die Kleinviehzucht 
der Eingeborenen, die mit Ausnahme der Gegend 
zwischen Luebo und Kasai überall im Bezirk ver- 
breitet ist, in den dichtbevölkerten Gegenden von 
Luluaburg und Tshitadi in recht großen Be- 
ständen. Das gleiche gilt für die Haltung von 
Federvieh, den türkischen Enten, dem Haushuhn 
und den Tauben. 
Die Sammeltätigkeit der Eingeborenen be- 
schränkt sich zur Zeit nur auf die Kautschuk- 
gewinnung. Kopal kommt vor, wird aber bisher 
nicht ausgeführt, ebensowenig das im Süden 
vorkommende Bienenwachs. Der im Bezirk ge- 
wonnene Kautschuk ist der teils durch Zapfen, 
überwiegend aber durch Schlagen gewonnene 
Lianenkautschuk. Die den Zapfkautschuk liefernden 
Lianen sind wesentlich seltener, im Osten des 
Bezirks gibt es sie überhaupt nicht. Die Kautschuk- 
bestände im Zentrum und im Süden des Be- 
zirkes sind schon nahezu erschöpft. Die dort in 
den Dörfern gesehenen Lianenstücke übertrafen 
selten Daumenstärke, im Osten des Bezirkes 
konnte man noch häufiger Lianenstücke von Arm- 
stärke sehen. Die Gewinnung des geschlagenen 
Kautschuks ist ganz abgesehen von dem oft 
mehrere Tage erfordernden Anmarsch und dem 
ebensolange dauernden Aufsuchen der schon 
seltenen Lianen äußerst umständlich und zeit- 
raubend. Nachdem der Mann die Lianen im 
Walde gesucht, in etwa ½ m lange Stücke 
geschnitten und nach Hause gebracht hat, klopfen 
hier er selbst oder seine Frau und Kinder die 
Rinde mit einem Stück Holz auf einem Stein 
ab. Die Rinde wird in einem Holztrog ge-
	        
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