Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVII. Jahrgang, 1916. (27)

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an der Südostecke des Schutzgebietes gegen Vor- 
truppen der Union in Tätigkeit. Das Freikorps 
war durchweg beritten und verstärkt durch eine 
Batterie Feldkanonen 96 alter Art, unter Führung 
des Hauptmanns in der Schutztruppe Haußding. 
Solange noch Hoffnung auf eine Vereinigung mit 
den aufständigen Kapburen bestand, hat es sich 
gut geschlagen. Nach Zusammenbruch der Buren- 
bewegung jedoch mußte das Freikorps aufgelöst 
werden; die dienstfähigen und militärpflichtigen 
Leute wurden in die Truppe übernommen, die 
übrigen entlassen. 
Die Mobilmachung ging trotz der mangel- 
haften Verkehrsverhältnisse und großen Ent- 
fernungen nach entlegenen Farmen ordnungsmäßig 
vonstatten, so daß die letzten Gestellungspflichtigen 
sämtlich bis Ende August bei ihren Truppenteilen 
eingetroffen waren. Die Stimmung war vorzüg- 
lich, obwohl seit Zerstörung der Funkenstation in 
Kamina in der Nacht vom 24./25. August eine 
Nachrichtenübermittelung aus Deutschland durch die 
Großstation Nauen nur selten, nach Deutschland 
überhaupt nicht mehr möglich war. 
Das von der britisch-südafrikanischen Regierung 
gegen unser Schutzgebiet geplante Vorgehen war 
durch die Aufstandsbewegung der Buren vorläufig 
ins Stocken geraten. Mitte September beschloß 
daher der Kommandeur der Schutztruppe, Oberst- 
leutnant v. Heydebreck, den Unionstruppen, die 
sich in erheblicher Stärke bei Steinkopf südlich 
des Oranje gesammelt und die schwach besetzte 
Station Ramansdrift überfallen hatten, schon 
in den deutschen Oranjebergen mit seiner Haupt- 
macht entgegenzutreten, während die beiden von 
Lüderitzbucht und Swakopmund ins Landesinnere 
führenden Bahnlinien nach teilweiser Zerstörung 
nur von schwachen Kräften unter den Hauptleuten 
von Münstermann und Seultetus besetzt 
wurden. 
Es wurden nunmehr drei gemischte Detache- 
ments aufgestellt, die man zur Vortäuschung 
größerer deutscher Truppenmassen „Regimenter“ 
nannte, und eine Artillerie-Abteilung gebildet. 
Die Detachements waren je drei bis vier Kom- 
pagnien und eine Batterie, die Artillerie-Abteilung 
drei Batterien stark und standen unter der 
Führung der in früheren Kolonialkämpfen be- 
währten Majore Franke, Ritter, v. Rappard 
und Bauszus. 
Ende September kam es zwischen Teilen dieser 
Hauptmacht der Schutztruppe unter Oberstleut- 
nant v. Heydebreck (Generalstabsoffizier Haupt- 
mann Weck) und einer größeren Abteilung der 
Unionstruppen in den Oranjebergen zum Gefecht 
bei Sandfontein, wo es der Truppe gelang, drei 
feindliche Schwadronen mit Artillerie und Maschinen- 
  
gewehren zu umzingeln und nach heftigem Kampfe, 
der von 7 Uhr früh bis 5 Uhr abends dauerte, 
zur Übergabe zu zwingen. Zwei Entsatzversuche 
der Engländer von Ramansdrift aus wurden 
durch die auf den Zugangsstraßen verdeckt auf- 
gestellte 1. Kompagnie unter Hauptmann v. Kühne 
blutig zurückgewiesen. Unterführer im Gefecht 
waren die Majore Ritter, v. Rappard und 
Bauszus, während Major Franke mit 
seiner Abteilung gegen Pelladrift beobachtete. 
Die Siegesbeute betrug 300 Gefangene (darunter 
der verwundete Oberst Grant), viele Gewehre, 
zwei Feldgeschütze, vier Maschinengewehre, Pferde, 
Wagen, Zelte und reichlich Proviant. Die Schutz- 
truppe hatte etwa 50 Tote und Verwundete zu 
beklagen. Major v. Rappard und Oberleutnant 
d. Res. Schmidt fielen, Oberleutnant Frhe. 
v. Schade wurde schwer verwundet. 
Anfang Oktober hatten die Engländer in 
Lüderitzbucht, wo schon am 19. September eng- 
lische Schiffe erschienen waren, mit der Landung 
einer größeren Truppenmacht begonnen, die 
schließlich insgesamt auf 8000 Mann stieg. Die 
Hauptmacht der Schutztruppe ohne das Detache- 
ment Franke wurde daher unter Major Ritter 
nach Aus an der Bahn Lüderitzbucht — Keet- 
manshoop gezogen. Den Grenzschutz nach 
Süden, woselbst die Unionstruppen nach der 
Niederlage von Sandfontein zunächst keinen 
Einmarsch mehr versuchten, übernahm Hauptmann 
Medding mit einem besonders zusammengestellten 
„Regiment“, das später noch durch eine Ab- 
teilung unter Hauptmann Schoepffer verstärkt 
wurde. 
Am 9. November ereignete sich in Kalk- 
sontein (Süd) ein schwerer Unglücksfall von 
weittragender Bedeutung: beim Probeschießen mit 
Gewehrgranaten wurde der allverehrte Komman- 
deur der Schutztruppe, Oberstleutnant v. Heyde- 
breck, infolge eines Frühzerspringers tödlich ver- 
letzt. Auch der einzige Generalstabsoffizier der 
Truppe, Hauptmann Weck, verstarb infolge Sturzes 
mit dem Pferde Anfang März 1915. Der nächst- 
älteste Stabsoffizier der Schutztruppe, Major 
Franke, war Ende Oktober mit einer stärkeren 
Abteilung gegen das portugiesische Fort Naulila 
entsandt worden, von dessen Besatzung eine fried- 
liche Erkundungsabteilung unter Bezirksamtmann 
Dr. Schulze überfallen und ermordet worden 
war; von Offizieren waren noch Leutnant Lösch 
und Leutnant v. der Rödern die Opfer dieses 
heimtückischen Uberfalls. In Naulila kam es 
Mitte Dezember zu einem scharfen Gefecht, das 
mit der Zersprengung der nach offiziöser Mit- 
teilung der portugiesischen Regierung 620 Mann, 
vier Maschinengewehre und drei Geschütze starken
	        
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