Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVII. Jahrgang, 1916. (27)

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Wie man sieht, hätte man im geguerischen 
Lager allen Grund und allen Anlaß, mit An- 
würfen gegen Deutschlands angebliche Raubpläne 
in Afrika etwas vorsichtiger zu sein. 
Wirtschaftspolitisch etwas weiter blickende Kreise 
Belgiens hegten seit langem die Ansicht, daß es 
für die östlichen Teile des Kongostaates nur för- 
derlich sein könne, in bezug auf deren Verbindung 
mit dem Indischen Ozean nicht allein auf die 
englischen Bahnen angewiesen und damit von der 
Gnade Englands abhängig zu sein. So wies 
z. B. der belgische Gesandte in Berlin, Baron 
Greindl, in einem Bericht vom 27. Dezember 
1909, Nr. 4311, auf die Nützlichkeit einer Ver- 
ständigung mit Deutschland hin, um den kongo- 
lesischen Kolonialprodukten mit Hilfe der Bahn- 
linien in Deutsch-Ostafrika einen Ausgang nach 
Osten zu verschaffen. In der Tat hatte das oben 
erwähnte belgische Dokument vom 11. November 
1909 in dem Programm für die bevorstehenden 
Kiwu-Verhandlungen auch vorgesehen, als Gegen- 
kompensation für das Entgegenkommen Belgiens 
am Kiwu gewisse Zusicherungen in bezug auf die 
Bauweise und den Betriebsmodus der damals im 
Werden befindlichen ostafrikanischen Zentralbahn 
Daressalam— jiji sowie gewisse Tariferleichterun- 
gen bei der Benutzung derselben für die belgische 
Kolonie zu fordern. Über diese Fragen hätte sich 
  
deutscherseits sehr wohl in entgegenkommendem 
Sinne verhandeln lassen können. Aber diese An- 
gelegenheit ist schließlich bei den Brüsseler Ver- 
handlungen im Frühjahr 1910 belgischerseits 
aus unbekannten Gründen überhaupt gar nicht 
zur Sprache gebracht worden. An Deutschland 
hat es also jedenfalls nicht gelegen, wenn sich 
Belgien nach dieser Richtung bei jenen Verhand- 
lungen keine besonderen Vorteile gesichert hat. 
Dieser Verzicht ist wohl darauf zurückzuführen, 
daß man sich nach einigen Schwankungen an 
leitender Stelle damals schließlich doch dazu ent- 
schlossen hatte, an der leopoldinischen Verkehrs- 
politik festzuhalten. Der von dem soeben dahin- 
geschiedenen König mit der ihm eigenen Zähigkeit 
und eigensinnigen Hartnäckigkeit verfolgte Plan 
war es, den gesamten Dampfer= und Eisenbahn- 
verkehr des gewaltigen belgischen Kolonialreiches 
soweit als irgend möglich fächerförmig nach dem 
Stanley Pool zu lenken. Von dort sollte er zum 
ausschließlichen Vorteil der Eisenbahn Kinshassa— 
Matadi zum Meer weitergeleitet werden. An 
anderer Stelle (D. Kol. Bl. 1916, S. 160) ist be- 
reits eine charakteristische Willenserklärung des 
Königs nach dieser Richtung wiedergegeben. Ob 
eine solche Verkehrspolitik den wahren Interessen 
der Kolonie auf die Dauer entsprochen haben 
würde, darf immerhin zweifelhaft erscheinen. 
  
Nachrichten aus den deutschen Schutzgebieten. 
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder teilweise nur mit Ouellenangabe geslattet.) 
Betrlebsergebnisse der deuischen kiolonlalvahnen im Jahre 1913.7) 
  
  
  
  
  
  
« Betriebsüber chuf- 
Au. Betriebs- Roheinnahme — erschn “ 
1913 länge *-— im ganzen für das km km 
km in Mark 
1. Ostafrika: 
Usambarabahn 352 1104 657 455 719 1295 
Tanganjikabahn (Calenderjahr) . 848 4196 108 1579 925 1863 
zusammen 1200 5 390 765 2 035 671 
im Vorjahre 1121 5 101 509 1 808 375 
2. Togo: 
Küstenbohn 44 102 711 24 620 560 
Inlandbahn.. ... 119 381 073 215 654 1812 
Hinterlandbahn ... 167 374 949 115 916 874 
Landungsbetrieb in Lome ... — 293 815 114 706 — 
zusammen 330 1 152551 500 986 
im Vorjahre 323 1 278 092 552 236 
Abrechnungen der Kolonialbahnen so spät hierher, 
öffentlichen können. 
  
*) Infolge der durch den Krieg gestörten Verbindung mit den Schutzgebieten gelangten die Betriebs- 
daß wir die Ergebnisse vom Jahre 1913 erst jetzt ver-
	        
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