Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVII. Jahrgang, 1916. (27)

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Abgesehen von einigen Patrouillengefechten 
scheint dann in der folgenden Zeit Ruhe geherrscht 
zu haben, und erst vor kurzem erfahren wir durch 
Außerungen von englischer Seite, daß es in aller- 
jüngster Zeit wieder zu einigen Zusammenstößen 
gekommen ist, die, wie wir zu unserer Freude 
feststellen können, für uns günstig verliefen. 
So erklärte der englische Unterstaatssekretär 
für die Kolonien, daß am 6. Dezember eine 
deutsche Abteilung einen englischen Posten bei 
Kassigao, 75 Meilen westlich von Mombasa, an- 
gegriffen und vertrieben habe. 
Diese Angabe ist insofern interessant, als dieser 
Posten am 12. August v. Is. bereits einmal ge- 
nommen worden war. Der weiter oben in dem 
Gefecht der Abteilung Grote genannte Kadiaro- 
berg ist nämlich mit Kassigao identisch. 
Der betreffende Unterstaatssekretär erwähnt 
dann weiter, daß am 8. Januar d. IJs. bei 
Mwelendago südwestlich der Shimbaberge bzw. 
Mombasa eine Begegnung zwischen deutschen und 
englischen Patrouillen stattgefunden habe, wobei 
auf englischer Seite 1 Major und 1 Leutnant 
sielen und 1 Major verwündet wurde. Daß es 
sich hier nicht um ein einfaches Patrouillengefecht 
gehandelt haben kann, merkt jeder Laie. Selbst 
bei den Engländern dürfte es nicht gebräuchlich 
sein, vor allem nicht im afrikanischen Busch, 
Patrouillen durch Stabsoffiziere führen zu lassen. 
Sicher ist es hier zu einem Gefecht stärkerer Ab- 
teilungen gekommen, bei denen die Engländer 
anscheinend den Kürzeren gezogen haben. 
Wie bereits früher erwähnt, haben die Eng- 
länder eine von Voi an der Ugandabahn ab- 
zweigende Bahn in Richtung Makatau—Taveta 
in Bau genommen. Diese Bahn ist natürlich 
wiederholt von Abteilungen der deutschen Schutz- 
truppe angegriffen worden. Anscheinend um sich 
nach vorwärts Luft zu machen, hatten die Eng- 
länder bereits im Juli v. Is. mit stärkeren Kräften 
einen Vorstoß in Richtung Taveta unternommen, 
der jedoch bei Mbuyuni am 14. Juli mit einer 
empfindlichen Niederlage für sie endete. (Siehe 
6. Mitteilung.) 
In letzter Zeit war es ihnen nun gelungen, 
sich etwas weiter vorzuschieben, Mbuyuni zu be- 
setzen und den Westrand der Serengetisteppe zu 
erreichen, woselbst sie angeblich eine dort stehende 
kleine deutsche Abteilung vertrieben. Gleichzeitig 
melden sie, daß die Zweigbahn die Serengeti 
erreicht habe und daß es trotz des herrschenden 
starken Regens gelungen sei, den Longidoberg 
(nordwestlich des Kilimandscharo), ohne starken 
Widerstand zu finden, zu besetzen. Stolz wird 
hinzugefügt, daß nach diesen Ereignissen die Tätig- 
keit des Feindes merklich nachgelassen habe. Man 
hatte also frischen Mut geschöpft und hielt an- 
  
scheinend die Lage für günstig, um einen neuen 
Vorstoß gegen das seit Kriegsbeginn in deutschen 
Händen befindliche Taveta zu unternehmen. 
Aber ebenso wie der Angriff am 14. Juli v. Is. 
bei Mbuyuni scheint auch dieser erneute Vorstoß, 
etwa einen Tagemarsch östlich Taveta, vollkommen 
und unter schweren Verlusten gescheitert zu sein. 
Interessant ist dabei, daß bei diesem Unter- 
nehmen Truppen der neugebildeten 2. südafrika- 
nischen Brigade (sogenannte Buren!) teilgenommen 
haben und daß auf sie die Hauptverluste ent- 
fallen. Ganz wie nach dem verunglückten Angriff 
von Mbuyuni wird auch dieses jetzt stattgehabte 
Gefecht lediglich als Erkundungsgefecht bezeichnet, 
bei dem es einzig und allein darauf angekommen 
sei, die feindliche Stellung aufzuklären. 
Die diesbezügliche englische Meldung lautet: 
„Das Kriegsamt erhielt ein Telegramm aus Ost- 
afrika, daß eine Erkundungsabteilung, die am 
12. Februar zur Aufklärung der feindlichen Stellung 
gegen den Salitahügel ausgeschict worden war, 
den Hügel vom Feinde stark besetzt fand. Starke 
deutsche Reserven waren in der Nachbarschaft. — 
Die englischen Verluste belaufen sich auf 
172 Mann, von denen 139 der 2. südafrika- 
nischen Brigade angehören.“ 
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* 
Gebiete um den Victoria-See. 
Aus dem August v. Is. stammende deutsche 
Nachrichten besagten, daß damals englische Schiffe 
wiederholt Küstenplätze am Victoria-See, ohne 
wesentlichen Schaden anzurichten, beschossen hätten. 
Dann scheint bis Anfang Dezember alles ruhig 
gewesen zu sein. 
Nun erhalten wir, gerade während der Nieder- 
schrift dieser Schilderung, die aus London kom- 
mende, angeblich amtliche Meldung über ein in 
der Nähe des Westufers des Victoria-Sees statt- 
gehabtes Gefecht, dessen Darstellung jedoch so un- 
glaubwürdig ist, daß wir die Richtigkeit vorerst 
ganz entschieden bestreiten müssen. 
Die Meldung lautet: 
„London, 21. Februar. Amtlich. Über die Opera- 
tionen in Deutsch= Ojtafrila meldet General Smuts: 
Am 18. Februar griff eine seindliche Streitmacht, 
bestehend aus 4 Europäern und 200 eingebo- 
renen Soldaten, den Posten von Cachumba an 
der Grenze von Uganda an. Unser Detachement 
bestand aus 2 Europäern und 35 eingeborenen 
Soldaten. Der Feind wurde gezwungen, sich mit 
Verlust von 4 Europäern, 53 Eingeborenen, 
acht Maschinengewehren sowie einer Menge 
Munition zurückguziehen. Wir hatten keine Verluste." 
Als vor kurzem der damals neu ernannte 
englische Oberbefehlshaber für die gegen Deutsch- 
Ostafrika bestimmten Truppen, General Smith= 
Dorrien, in Kapstadt gelandet war, las man 
bereits von ihm gezeichnete Telegramme über
	        
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