Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVII. Jahrgang, 1916. (27)

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angebliche englische Erfolge in Ostafrika. Es 
waren noch bescheiden zu nennende Meldungen, 
auch schienen sie durchaus glaubwürdig. 
Der Nachfolger des „aus Gesundheitsrücksichten 
zurückgetretenen“ Generals Smith-Dorrien, der 
Bur Smuts, der wahrscheinlich auch noch gar 
nicht den Boden Ostafrikas betreten hat, empfindet 
scheinbar ebenfalls das Bedürfnis, von sich hören 
zu lassen. Was er aber hier meldet, ist doch 
höchst unwahrscheinlich, wenn nicht direkt erfunden. 
Es ist nämlich nicht anzunehmen, daß eine 
Abteilung von vier Europäern und 200 ein- 
geborenen Soldaten — also eine Kompagnie — 
acht Maschinengewehre mit sich geführt haben 
könnte. Ebensowenig glauben wir Herrn Smuts, 
daß die deutsche Abteilung, neben den angege- 
benen sonstigen Verlusten, wirklich acht Maschinen- 
gewehre gegenüber einem Gegner, der nur zwei 
Europäer und 35 eingeborene Soldaten stark 
war, verloren hat. Dagegen spricht der Verlauf 
aller bisher in Ostafrika zwischen deutschen und 
englischen Truppen stattgehabten Kämpfe. 
Man hat unwillkürlich das Gefühl, daß 
Smuts mit dieser Meldung seinen Landsleuten 
in Südafrika über den ungünstigen Eindruck 
hinweghelfen möchte, den das einige Tage vorher 
stattgehabte unglückliche Gefecht an dem Salita- 
hügel bei ihnen hervorgerufen haben dürfte, wo 
gerade die südafrikanischen Truppen anscheinend 
starke Verluste gehabt haben. 
Was den erwähnten Posten Cachumba anbe- 
langt, so ist damit wohl der auf der Karte als 
Fort Kasumbia bezeichnete, einige Kilometer 
nördlich des östlichen Schnittpunktes der deutsch- 
englischen Grenze mit dem Kagerafluß gelegene 
englische Grenzposten gemeint. 
Aus einer südafrikanischen Zeitung erfahren 
wir ferner, daß am 6. Dezember v. Js. eine 
englische Abteilung den Kagera, anscheinend in 
der Gegend, wo der Fluß die Grenze zweimal 
schneidet, überschritten, die Besatzung des dort 
befindlichen deutschen Postens Katamba voll- 
kommen überrascht und den Posten selbst nieder- 
gebrannt hätte. Auch soll sie sämtliche Einge- 
borenenboote zwischen Kiensambi und Kan- 
jonsa zerstört haben. Durch die gleiche Zeitung 
hören wir von einem englischen Angriff gegen 
die südlich Bukoba gelegene Halbinsel Lubembe 
bzw. von einer anscheinend in der dortigen Bucht 
beabsichtigten, aber mißglückten Landung englischer 
Streitkräfte. Die betreffende Zeitung spricht 
davon, daß am 7. Dezember ein Erkundungs- 
gefecht in Bulembe-Bay (d. i. Lubembe) südlich 
Bukoba stattgefunden habe, über das noch keine 
Einzelheiten bekannt seien. Anscheinend habe es 
bei dieser Gelegenheit einigermaßen schwere Ver- 
  
luste gegeben. Gefallen seien 1 Offizier und 
3 Mann vom 98. Infanterie-Regiment sowie 
1 Nachrichten-Agent (Intelligence agent), ver- 
wundet 2 Offiziere, 1 Freiwilliger und 23 Mann 
vom 98. Infanterie-Regiment, 1 Mann von den 
101. Grenadieren, 4 farbige Matrosen, 1 Uganda- 
Polizist und 6 Hilfsmannschaften. 
In einer späteren Mitteilung wird dann noch 
erwähnt, daß das Unternehmen infolge heftiger 
Regenfälle und des Umstandes, daß sich die Ein- 
geborenenboote als seeuntüchtig erwiesen, zu keinem 
entscheidenden Resultat geführt hat. Der Feind 
sei jedoch stark beunruhigt worden, doch wisse 
man nichts über seine Verluste, da das stürmische 
Wetter eine genaue Beobachtung erschwert habe. 
1 
1 
Westgrenzgebiet. 
Kiwu-See, Russisi — Tanganjika-See. 
Im Grenzgebiet des Kiwu und am Russisi 
scheinen sich außer dem bereits in der sechsten Mit- 
teilung auf Grund einer belgischen Meldung er- 
wähnten, angeblich für uns ungünstigen Gefecht 
bei Luvungi am 29. September v. Js. Ereignisse 
von Bedentung nicht abgespielt zu haben. Amt- 
liche deutsche Meldungen besagen, daß Ende 
Juli v. Is. bei Kadjaga, am unteren Russisi, eine 
– belgische Patrouille mit einem Verlust von 
Toten und mehreren Verwundeten zurück- 
gewoohen wurde, am 3. August die Belgier die 
Station Kissenje mit Geschützen und Maschinen- 
gewehren erfolglos beschossen, und daß am 12. 
und 17. August die Abteilung des Hauptmanns 
a. D. Hering Zusammenstöße mit den Belgiern 
hatte, bei denen letztere jedesmal 7 Tote ver- 
loren, während deutscherseits keine Verluste zu 
verzeichnen waren. 
Ernstere Aufmerksamkeit verdienen die Ereig- 
nisse, die sich in jüngster Zeit auf dem Tanganjika- 
See abgespielt und höchstwahrscheinlich zu dem 
Verlust unseres kurz nach Kriegsbeginn dorthin 
gebrachten kleinen Dampfers „Kingani“ geführt 
haben. Englischerseits wird darüber in einer 
amtlichen Meldung vom 5. Jannar d. Is. folgendes 
berichtet: 
„Eine nach dem Tanganjika-See entsandte Marine= 
Expedition hat am 26. Degember das bewaffnete 
Dampfschiff „Kingani“ angegriffen und es ge- 
zwungen, sich nach einem 10 Minnten dauernden 
Gefechte zu ergeben. Alle deutschen Offiziere sind 
gefallen. Das Schiff wurde, obwohl es sich in 
sinkendem Zustand befand, an Land gebracht."“ 
Hierzu teilt Reuter noch mit, daß die Eng- 
länder besonders konstruierte und bewaffnete 
Schiffe aus England nach dem Tanganjika be- 
fördert hätten, die jetzt dort eingetroffen seien
	        
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