Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVII. Jahrgang, 1916. (27)

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und die Operationen der 
unterstützen sollen. 
Eine die vorstehende amtliche Meldung vom 
5. Januar ergänzende Mitteilung bringt Reuter 
aus Kapstadt. Sie lautet: 
„Das deutsche Kanonenboot wurde am 26. De- 
zember, morgens 8 Uhr, von zwei englischen Motor- 
booten gesichtet, die sofort in voller Fahrt auf das 
deutsche Boot zusteuerten und auf 2200 m das Fener 
röffneten. Unter 15 Schüssen erzielten sie 12 Treffer. 
Der 2. Schuß zerstörte die Einrichtung für drahtlose 
Telegraphie und der 3. traf das Schiff in der Wasser- 
linie. Danach flüchtete das Kanonenboot, wurde 
aber von den viel schnelleren Motorbooten überholt. 
Das Gefecht dauerte 20 Minuten, nach denen sich 
englischen Truppen 
das Kanonenbvot ergab. Maschinen und Kessel sind 
unversehrt, die sonstigen Beschädigungen können in 
einer Woche wieder hergestellt sein.“ 
Soweit die englischen Nachrichten über diesen 
Vorfall. Aus ihnen geht klar hervor, daß es 
sich nur um ein am 26. Dezember v. Is. an- 
scheinend in der Nähe der belgischen Tanganjika- 
küste und des Endpunktes der Lukugabahn statt- 
gehabtes Gefecht zwischen dem kleinen deutschen 
Dampfer „Kingani“ und zwei englischen Motor- 
booten handeln kann. Hierbei ist „Kingani“ 
außer Gefecht gesetzt worden und in Feindes 
Hand gefallen. 
Es steht ferner fest, daß andere deutsche 
Schiffe bei diesem Ereignis nicht zugegen oder 
in der Nähe gewesen sind. Ebenso liegen bis 
heute noch keinerlei amtliche oder nichtamtliche 
englische Meldungen darüber vor, daß an der- 
selben oder an einer anderen Stelle des Tan- 
ganjika Gefechte zwischen den anderen deutschen 
Schiffen und den neuen englischen Motorkreuzern 
stattgefunden haben. 
Alle anderen, z. B. von der englischen Zei- 
tung „Daily Telegraph“ und dem italienischen 
„Corriere della sera“, gebrachten, angeblich aus 
dem belgischen Kolonialministerium stammenden 
Nachrichten, wie die über die Beschädigung der 
deutschen Dampfer „Graf Götzen“ und „Hedwig 
von Wissmann“ sowie über die angebliche 
Versenkung des letzteren bei Albertville, 
dem Endpunkt der Lukugabahn, müssen als 
falsch bezeichnet werden. 
„Kingani“, die sich im Laufe der englischen 
Berichterstattung allmählich zu einem Kanonen- 
boot ausgewachsen hat, ist ein kleines Schiff von 
16 m Länge und 3,5 m Breite. Ein Maschinist 
sowie einige farbige Bedienungsmannschaften bilden 
zu Friedenszeiten die Besatzung. Daß es ein 
ziemlich unbedeutendes Fahrzeug ist, ergibt sich 
daraus, daß es in unzerlegtem Zustande von 
Daressalam mit der Bahn nach dem Tanganjika 
gebracht werden konnte. An der ostafrikanischen 
  
Küste diente es früher zusammen mit seinem 
Schwesternschiff „Wami“ als Zollwachtschiff. Als 
solches führte es als einzige Waffe eine 4,7-em- 
Schnelladekanone. Es stärker zu bestücken, wäre 
schon mit Rücksicht auf seine Bauart ausgeschlossen 
gewesen. Die Geschwindigkeit dieses nebenbei 
schon ziemlich betagten Schiffchens war nicht groß, 
sie dürfte nicht mehr wie 8 bis 9 Seemeilen 
in der Stunde betragen haben. 
Wahrscheinlich befand sich „Kingani“ auf einer 
Patronillenfahrt und wurde von den schnell- 
„fahrenden und moderner bewaffneten Motorbooten 
überrascht. 
An der Südwestgrenze haben im Laufe der 
letzten Zeit anscheinend nurgeringfügige Patrouillen-= 
gefechte stattgefunden. Wenigstens hat sich der 
englische Unterstaatssekretär für die Kolonien Ende 
Jannar d. Is. in diesem Sinne geäußert. 
Von amtlicher deutscher Seite erfahren wir 
noch nachträglich, daß die Abteilung des Leutnants 
d. Res. Wahle Ende Juni v. Is. bei der Farm 
Jericho mehrere erfolgreiche Gefechte hatte, in 
denen der Gegner 5 Europäer und über 40 
Askari an Toten verlor, während auf deutscher 
Seite Unteroffizier Monich und ein Askari fiel, 
drei Europäer leicht verwundet wurden. 
Nach einer am 4. Februar d. Is. angeblich 
in London eingetroffenen Meldung soll im De- 
zember v. Is. bei Zombe (?) an der deutsch- 
rhodesischen Grenze ein Gefecht stattgefunden haben. 
Eine deutsche Abteilung, in der Stärke von 200 
Mann und mit Maschinengewehren ausgerüstet, soll 
einen von 7 Europäern und 20 Mann rhodesischer 
Polizei sowie mit einem Maschinengewehr besetzten 
Posten angegriffen, sich jedoch nach 1½ stündigem 
Gefecht zurückgezogen haben. 
Wir hatten schon in der 6. Mitteilung darauf 
hingewiesen, daß England sich die Mithilfe der 
Südafrikanischen Union in größerem Maße 
gesichert habe. 
Die hohen Truppenzahlen jedoch, die anfangs 
genannt wurden, sind ganz erheblich zurück- 
gegangen; die Anwerbungen scheinen nicht in dem 
gewünschten Maße gelungen zu sein. Immerhin 
ist jetzt die 2. berittene Brigade oder wenigstens 
ein Teil derselben in Britisch-Ostafrika eingetroffen 
(die 1. Brigade befindet sich in Agypten), 
und wir haben gehört, daß sie in dem Gefecht 
am Salitahügel zum ersten Male gegen unsere 
Schutztruppe gekämpft hat, geschlagen wurde und 
139 Mann verlor. 
Eine 3. Brigade soll z. Zt. ausgestellt werden 
und bereits früher sind einzelne Abteilungen süd-
	        
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