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lässigen Statistiken jährlich etwa 5000 Personen be-
tragen haben soll. Die hierdurch geschaffene Lage
muß von einschneidender Wirkung auf die Erwerbs-
verhältnisse der Insel gewesen sein. Es kommt aber
noch die Stockung in der Weinausfuhr hinzu.
Der Wein ist für Madeiras Volkswirtschaft von großer
Bedeutung. In den letzten 20 Jahren vor dem Kriege
betrug die Ausfahr durchschnittlich 688 Contos (etwa
2,2 Mir. Mark), ist aber in den Jahren 1911 bis 1913
auf 486 Contos zurückgegangen. Sie verteilte sich auf
folgende Bestimmungsländer: Deutschland 200,
Frankreich 146, Rußland 70 und Großbritannien 70
Tontos. Der Krieg hat die Weinausfuhr stark be-
schräukt und droht sie ganz zu unterbinden. Dieser
große Ausfall ist freilich durch die anßerordentliche
Entwicklung der Rohrzuckergewinnung etwas ge-
mildert. Madeira hat jetzt eine Jahreserzeugung von
4000 t Rohrzucker im Werte von 800 Contos (etwa
2.6 Mill. Mark), die bei dem heutigen Lebensmittel-
mangel in Lissabon einen guten Markt finden.
Auf den Agoren stand in den Jahren 1909 bis
1913 der Einfuhr im Werte von 870 Contos nur eine
Ausfuhr von 387 Contos gegenüber. Das sind sehr
bescheidene Beträge für die landwirtschaftliche und
kaufmännische Tätigkeit einer Bevölkerung von 213 000
Einwohnern, die über fruchtbare Ländereien verfügt
und im Gegensatz zu der Bevölkerung der Kap-
verdischen und „der Ranaricchen Inseln nicht über
Regenmangel zu klagen
Unter den uunachen Ausfuhrerzengnissen der
Azoren steht die Ananasfrucht an erster Stelle.
Während alle übrigen Erzeugnisse im Mutterland
Absatz finden, sind die Agoren für die Ausfuhr der
Ananasfrucht auf das Ausland angewiesen. Die Frucht
gedeiht nur auf der Insel S. Miguel und auch hier
nur in Treibhäusern. Die Zucht ist mühevoll und
kostspielig. Im Jahre 1913 führte S. Miguel
153 178 Stück im Werte von 462 Contos (etwa
5 Mill. Mark) aus. Davon sind 65.4 v. H.
Fe#miche gegangen, 32.4
britannien und 2,2 v. H. nach anderen Ländern. Da
der deutsche Markt ganz wegfiel und der britische nicht
genügend aufnehmen konnte. so erklärt es sich, daß
Portugal in den Jahren 1915 und 1916 mit Ananas-
früchten überschwemmt wurde, die so niedrig: Preise
erzielten, daß sie den Züchtern große Verluste ein-
brachten. Je#t ist den Azoren durch das britische
Einfuhrverbot auch der britische Markt ganz verloren
gegangen. Alle diese Umstände sind um so drückender,
weil in den letzten Jahren vor dem Kriege so viele
Treibhäuser gebaut worden sind, daß eine große Über-
erzeugung eintrat und die Entwertung der Früchte bei
steigenden Unkosten nicht ausbleiben konnte. Die Zu-
nahme der ausgeführten Kisten Ananas und die fort-
schreitende Entwertung in den Jahren 1910 bis 1914
ist aus folgender Tabelle ersichtlich:
1910: 128 600 Kisten in im Verte von 110 000 1T
1911: 131.00. 10 600
1912: 14x 10 - - - 2104400 -
1913: 170 000 - - - - 108800-
1914: 175000 " - - - 64400 -
Die Ananaszucht auf den Azoren droht durch den Krieg
vollständig vernichtet zu werden, womit die Inseln ihre
wichtigste Einnahmequelle einbüßen würden.
Die wlrtschaftliche Entwichlung von Oittel-K#gola.
Nach dem Lissaboner „Diario de Noticias“ vom
15. Märg 1917 sind auf einer Pflanzung, die längs
der Benguellabahn zwischen den Kilometern 439
und 443 gelegen ist, durch Private Versuche gemacht,
e beweisen, daß dort alle Anpflanzungen gedeihen.
Von 2000 Hfstbäumen, darunter Orangen-, Manda-
rinen-, Zitronen= und Pfirsichbäume, sind 1500 ange-
wachsen. Es sind 10 000 Ananaspflanzen vorhanden.
Vorzügliche Erdbeeren werden acht Monate hindurch
geerntet.
Unter den besten Pflanzungsbedingungen sind
Kartoffeln, Kichererbsen, Mais, weiße und rote „Bohnen.
Erbsen und Pferdebohnen geerntet worden. Die Kar-
toffeln werden in jedem Monat gepflanzt und sind von
vorgüglicher Beschaffenheit, ebenso das Gemüse. Die
Versuche mit dem Anbau von Weizen haben große
Erfolge ergeben. Die Maisernte von 1917 verspricht
außergewöhnlich reich zu werden. Wenn die Schiffs-
raumnot anhalten sollte, so würden die Händler in
ernste Verlegenheit kommen. Das Rindvieh gedeiht
Qut, ebenso Schweine und Esel.
Trotz der Schiffsraumnot, die den Verkehr mit
dem Innern lähmt, nimmt der Verkehr der Benguella-
bahn ständig zu, so daß die Einnahmen von Jannar
und Februar 1917 die des gleichen Zeitraums von
1916 schon um 10 000 Escudos überschreiten. Das
ist der beste Beweis für die wirtschaftliche Entwicklung
des Gebiets.
Es wäre zu wünschen, daß Erleichterungen für
den Landerwerb geschaffen würden, um die Unter-
nehmer noch mehr zu einer gründlichen Bewirtschaf-
tung der Hochebene von Benguella anzureizen.
Sie könnte dann eine Kornlkammer werden und auch
noch genug liefern, um S. Thomé und die Kap-
verdeschen Inseln, wo die Lebensmittelzufuhr
dringend nötig ist. zu versorgen.
Die wichtigsten Bodenerzeugnisse, insbesondere
der fiakacanbau Scuadors.
Die Republik Ecuador ist in hervorragendem
Maßze reich an landwirtschaftlichen Bodenerzeugnissen;:
die Ausfuhr überragt um ein Bedentendes die Einfuhr,
obwohl die einheimische Industrie sehr wenig entwickel!
ist und fast alle Gebrauchsgegenstände vom Ausland
eingeführt werden.
Die hauptsächlichsten Bodenergengnisse sind Kalno,
Kaffee, Zuckerrohr. Steinnüsse. Kantschnk, alsdann
Meltalle, Petroleum und Kohle; eine rege Ausfuhr
findet statt in Häuten, Strohhüten (sogen. „Panama=
hüte") und Stroh zum Aufertigen solcher Hüte, doch
nimmt unter allen diesen Ergeugnissen den überragend
ersten Plau der Kakao ein, dessen Anbau und Pflege
man sich seit Menschengedenken mit besonderem Eifer
und Erfolg zugewandt hat und womit Ecuador auf
den Weltmärkten eine führende Rolle spielt.
Der Kalao wird zum weitans größten Teile in
Ecuador auf Pflanzungen gezogen, die sich in den
sumpfigen Flußniederungen befinden und bis hart an
den Fuß der Kordilleren heraureichen. An einigen sehr
wichtigen Unternehmungen ist deutsches Kapital
beteiligt.
Bis zum Kriegsausbruch bestanden zwischen
Deutschland und Ecuador sehr rege Warenaus-
tanschbezgiehungen: Deutschland war ohne Zweifel einer
der Hauptverbraucher des KRakaos, wenn auch umfang-
reiche Verschiffungen dieses Erzengnisses als für Frank-