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Seine Majestät der Kaiser und König haben Allergnädigst geruht, dem bisherigen
Sekretär beim Kaiserlichen Gouvernement von Deutsch-Ostafrika Gustav Behmer den Roten Adler-
Orden vierter Klasse und dem bisherigen Geheimen Kanzleidiener im Reichs-Kolonialamt Wilhelm
Körner das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen.
Der Expedient, Rechnungsrat Häusler im Reichs-Kolonialamt ist zum Rendanten der
Kolonial-Hauptkasse ernannt worden.
nnnnenn). ichtamtlicher Teil U
Das deutsche und das englische koloniale RKriegsziel.
Der Staatssekretär des Reichs-Kolonialamts
Dr. Solf hat am 7. Juni bei einer vaterländi-
schen Feier der Deutschen Kolonial-Gesellschaft in
beipzig folgende Rede über das deutsche und
englische koloniale Kriegsziel gehalten:
Der Abteilung Leipzig der Deutschen Kolonial=
Gesellschaft danke ich für die festliche Veranstaltung
des heutigen Abends zu Ehren der deutschen
Kolonien und den Leipzigern dafür, daß Sie
durch das zahlreiche Erscheinen Ihren Sympathien
für die koloniale Sache Deutschlands deutlichen
Ausdruck gegeben haben. Mit großer Genug-
luung habe ich die warmen und erhebenden
Worte vernommen, die soeben Herr Missions-
direktor Paul dem Wirken und Leiden der helden-
mütigen Verteidiger unserer Kolonien gewidmet
hat. In der Tat, es sind Helden, unsere deut-
schen Brüder sowohl wie ihre farbigen Schutz=
genossen. Keiner hätte ohne den andern das
leisten können, was für alle Zeiten ein besonderes
Ruhmesblatt in der Geschichte des Weltkrieges
ausmachen wird.
Die Ausführungen meines verehrten Herrn
Vorredners sind gleichsam der Auftakt zu dem,
was ich Ihnen zu sagen habe. Der Herr Vor-
kedner hat wohl gefühlt, was ich auf dem Herzen
habe, und hat Sie in seinen Wendungen darauf
vorbereitet, daß der Grundton meiner Ansprache
nur ein tiefer Groll, eine starke Entrüstung über
die letzten Kundgebungen britischer Staatsmänner
sein kann. Gegenüber allem dem, was man in
England von der Zertrümmerung unserer Ko—
lonien und unseres Welthandels letzthin gesagt
hat, will ich gleich am Anfang betonen, daß die
Regierung einig ist mit dem deutschen Volk in
sestester Entschlossenheit, unsere koloniale
Zukunft sicherzustellen. Das wollen Sie
ersehen aus dem, was der Herr Reichskanzler in
seinen verschiedenen Reden über die koloniale
Seite der in diesem Weltringen zu erstreitenden
Sicherheiten für die zukünftige, ungestörte und
friedliche Entwicklung des deutschen Volkes wieder-
holt betont hat. Ich erinnere an seinen Aus-
spruch, daß unsere Siege auf dem Kontinent uns
unseren Kolonialbesitz wieder sichern und der
deutschen Unternehmungslust eine neue fruchtbare
Tätigkeit eröffnen werden. Unser koloniales
Programm ist klar und einfach: Wir wollen
unseren Kolonialbesitz wiederhaben und
wollen diesen Besitz nach Möglichkeit zu einem
widerstandsfähigen und wirtschaftlich leistungs-
fähigen Gebilde ausgestalten. Gleichzeitig wollen
wir der künftigen Gefährdung des europäischen
Friedens entgegen wirken, die in der von unseren
Gegnern im großen Stile geplanten Militarisie-
rung Afrikas droht.
Erfreulicherweise ist das ganze deutsche Volk
mit diesem Programm einverstanden. Bei allen
Parteien hat man die Notwendigkeit eines eigenen
deutschen Kolonialbesitzes anerkannt, tritt man für
die Fortsetzung der deutschen Kolonialpolitik ans
wirtschaftlichen und politischen Gründen ein. An
dieser erfreulichen Übereinstimmung wird nichts
dadurch geändert, daß zur Erreichung des Zieles
der eine diesen, der andere jenen Weg vorschlägt
und für den gangbareren hält. Die Lehren, die
uns der Krieg in kolonialwirtschaftlicher und
kolonialpolitischer Hinsicht gegeben hat, sind doch
zu eindringlich gewesen. Gleichzeitig möchte ich
daran erinnern, wie wir schon vor dem Kriege,
und zwar in klarer Erkenntnis der Bedeutung
eines zusammenhängenden Kolonialbesitzes für die