Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIII. Jahrgang, 1917. (28)

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Nachrichten aus den deutschen Schutzgebieten. 
(Abdruck der Nachrichten vollstänolg oder tellwelse nur mit Quellenangabe gestattet.) 
Deutsch-Ostafrika. 
Zur militärischen Lage in Deutsch-Ostafrika. 
(Mit einer Kartenskizze.) 
In den ersten zwanzig Movaten des Krieges 
vermochte die ostafrikanische Schutztruppe nicht 
nur allen feindlichen Angriffen erfolgreich zu 
widerstehen, sondern auch selbst durch kühne Vor- 
stöße auf feindliches Gebiet dem Gegner empfind- 
liche Verluste und Schaden zuzufügen. Die sieg- 
reichen Gefechte bei Tanga vom 2. bis 5. und 
am Longidoberg am 3. und 4. November 1914, 
bei Jassini am 18. und 19. Januar und bei 
Mbuynni östlich Taveta am 14. Juli 1915 
sowie die verschiedenen gegen die englische Uganda- 
bahn unternommenen erfolgreichen Streifzüge 
legen davon Zeugnis ab. Aber auch auf den 
anderen Fronten, im Nordwesten und Westen am 
Kiwusee und am Russissifluß sowie auf dem 
Tanganjikasee gegenüber den Kongobelgiern und 
im Südwesten an der Grenze gegen Nordost- 
rhodesien konnten sich die verhältnismäßig schwachen 
deutschen Kräfte siegreich behaupten und Erfolge 
erringen. 
Schon von Anfang an war das gegenseitige 
Stärkeverhältnis, was Zahl und Kriegsmittel an- 
belangt, höchst ungleich und fiel entschieden zu- 
gunsten der Gegner aus. Bei allen kriegerischen 
Ereignissen standen starken feindlichen Kräften 
unverhältnismäßig schwache deutsche Kräfte gegen- 
über. Dazu kam, daß dem Gegner Menschen 
und Material stets in beliebiger Menge zur Er- 
gänzung seiner Abgänge zur Verfügung standen, 
während dies den deutschen Streitkräften infolge 
ihrer Abgeschlossenheit fast ganz versagt blieb. 
Nur zweimal gelang es kühn geführten Hilfs- 
schiffen, die englische Blockade der Ostküste zu 
durchbrechen und den schwerbedrängten Verteidi- 
gern Kriegsmaterial, wenn auch allerdings nur 
  
in verhältnismäßig geringem Umfange, zuzuführen. 
Dieses Mißverhältnis steigerte sich noch in höherem 
Maße, als im März 1916 England mit Hilfe 
der Südafrikanischen Union und mit Unterstützung 
der Belgier und Portugiesen zum umfassenden 
Angriff gegen Deutsch-Ostafrika schritt. 
Diesem in den Monaten März bis Mai 1916 
aus vier verschiedenen Richtungen her einsetzenden 
Angriff der auf über 100 000 Mann zu schätzen- 
den verbündeten britischen, belgischen und portu- 
giesischen Truppenmassen konnten die unverhältnis- 
mäßig schwächeren deutschen Streitkräfte auf die 
Dauer nicht standhalten. Die üÜberlegenheit der 
Gegner an Zahl und Kriegsmitteln zwang sie 
trotz des an vielen Stellen mit Erfolg geleisteten 
tapferen und hartnäckigen Widerstandes im Laufe 
des Jahres 1916 zum allmählichen Aufgeben des 
größten Teils der Kolonie und zum Zurückgehen 
in das zwischen dem Nyassasee und der Küste 
nördlich des Rowuma gelegene Gebiet. 
Nachdem es dem Gegner im Laufe des Sep- 
tember 1916 gelungen war, unter Mitwirkung 
seiner Seestreitkräfte die zwischen der Ruffi= und 
Rowumamündung gelegenen Küstenplätze in seine 
Gewalt zu bringen und etwas später auch von 
Westen her das Gebiet von Songea östlich des 
Nyassasees in Besitz zu nehmen, hielten um die 
Jahreswende 1916/17 die deutschen Streitkräfte 
noch das Gebiet zwischen der vom Feinde be- 
setzten Ostküste, dem Ruhndjie-Kilombero-= 
Rufi jifluß im Norden, dem Rowuma im Süden 
und, soweit feststellbar, einer vom oberen Ru- 
hudje aus der Gegend von Ifinga nach der 
Gegend am Rowuma oberhalb Sassawara vel- 
laufenden Linie im Westen.
	        
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