Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIII. Jahrgang, 1917. (28)

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am Himo und Ruwu vom Rasthaus bis nach Kahe 
verteilt waren. 
Außer den zwei 4,1 zölligen Geschützen brachte 
der Feind mehrere Feldgeschüte und Revolverkanonen 
ins Feuer. 
2.1I. Das Ergebnis dieser Operationen vom 18. 
bis 21. Märg war, daß der Feind aus dem Lande 
nördlich und längs des Ruwuflusses vertrieben wurde. 
Aruscha war unterdessen von unseren berittenen 
Sconts besetzt worden, die eine feindliche Kompagnie 
nach Süden drängten, und so war die Eroberung 
des Kilimandscharo-Merugebietes (wahrscheinlich der 
reichste und erstrebenswerteste Bezirk Deutsch-Ost- 
afrikas) in zufriedenstellender Weise vollendet. Ich 
richtete daher mein Hauptauartier in Moschi ein, 
stellte eine Reihe von Vorposten am Ruwuabschnitt 
auf und machte mich daran, meine Armee für den 
nächsten Vormarsch zu reorganisieren, indem ich 
gleichzeitig die Truppen nach Möglichkeit in ge- 
sunden Plätzen zusammengog, um den Leuten eine 
Erholung nach den überstandenen Strapazen zu 
gewähren. 
Der in seiner Art recht geschickt abgefaßte Be- 
richt enthält zunächst verschiedene offenbare Un- 
richtigkeiten bzw. Ubertreibungen über die Stärke 
und Ausrüstungen der deutschen Truppen. 60 Ge- 
schütze hat es in Deutsch-Ostafrika nie gegeben, 
und wenn die Anzahl der Maschinengewehre 
zunächst auf 80 angegeben, dann aber gesagt 
wird, daß auf jede Kompagnie im Durchschnitt 
zwei Maschinengewehre entfielen, so müßten also 
bei einer Kopfstärke von 200 Mann pro Kom- 
pagnie und bei einer Gesamtstärke von angeblich 
16000 Mann 80 Kompagnien mit 160 Maschinen- 
gewehren vorhanden gewesen sein, was den Tat- 
sachen nicht im entferntesten entspricht. 
Interessant ist auch, wie die Berichterstattung 
bei der Schilderung der einzelnen Gefechts- 
handlungen die Stärken der in Tätigkeit gesetzten 
Verbände und die erlittenen Mißerfolge, und vor 
allen Dingen die nachweisbar ungeheuren Verluste 
geschickt verschleiert. Eins aber geht auch aus 
diesem Bericht klar hervor: Nicht überlegener 
Tüchtigkeit der Truppe und Führung verdankt 
Herr Smuts seine Erfolge, sondern lediglich seiner 
lberlegenheit an Zahl und. Hilfsmitteln. 
Smuts selbst gibt die Stärke der Deutschen in 
den Gefechten am Kilimandscharo auf 14 bis 
15 Kompagnien an. Vergleicht man damit seine 
Angaben über die von ihm ins Gefecht gebrachten 
Truppen, so geht man nicht fehl, wenn man das 
Stärkeverhältnis von 1: 4 annimmt, also eine 
deutsche Kompagnie gegen ein feindliches Ba- 
taillon. 
Inzwischen hatte die auf Aruscha zurückgegangene 
deuische Abteilung diesen Platz am 15. März 
geräumt, ihren Rückzug nach Südwesten fort- 
setzend. Aruscha wurde dann am 17. vom Feinde 
besetzt. Damit war das ganze Kilimandscharo= und 
Merugebiet in den Händen des Feindes. Die 
nächste Zeit benutzte General Smuts dazu, seine 
  
stark gelichteten Verbände neu zu ordnen und die 
weiteren Angriffsbewegungen vorzubereiten. Dabei 
scheint er von dem Entschluß ausgegangen zu sein, 
sich zunächst den der Usambarabahn entlang auf 
Mittel-Pare zurückgegangenen deutschen Haupt- 
kräften gegenüber nicht auf entscheidende Kämpfe 
einzulassen, sondern sie dadurch zur Aufgabe von 
Usambara zu zwingen, daß er durch schnellen 
Vorstoß in südlicher Richtung sich in den Besitz 
der Zeutralbahn zu setzen suchte. Das Vor- 
handensein großer Mengen berittener Truppen 
sowie von Last= und Panzerkraftwagen, das offene 
und von Tsetsefliegen freie, sich südlich bis über 
Kondoa-Irangi hinaus erstreckende Steppengelände 
schienen der Ausführung dieses Planes äußerst 
günstige Aussichten zu bieten. Auch konnte man 
annehmen, dort nur auf schwächere feindliche 
Kräfte zu stoßen. Zu gedachtem Zweck wurde 
daher unter dem Befehl des schon aus dem 
Feldzuge in Südwestafrika bekannten Generals 
van Deventer eine starke, aus berittenen Truppen 
mit reichlicher Artillerie und anderen Hilfsmitteln 
versehene Brigade in Marsch gesetzt. Van Deventer 
nahm seinen Weg über Umbugwe und Ufiome 
(südwestlich Aruscha) auf Kondoa-Irangi, nachdem 
er unterwegs am 4. April eine angeblich 400 Mann 
starke deutsche Nachhutabteilung am Old.-Lolkissale= 
berg, halbwegs zwischen Aruscha und Ufiome, 
umzingelt und zur Kapitulation gezwungen haben 
soll. Am 17. April stieß er bei Kondoa-Irangi 
auf heftigen Widerstand. Zwar gelang es ihm 
nach zweitägigen Kämpfen, die deutsche Abteilung 
zum Rückzug und zur Aufgabe von Kondoa- 
Irangi zu zwingen, dann jedoch wurde ihm ein 
Halt geboten und der Vorstoß kam zum Stehen. 
Die als im Rückzug auf die Zentralbahn gemeldete 
deutsche Abteilung hatte nämlich südöstlich Kondoa- 
JIrangi wieder Front gemacht und eine neue 
Stellung bezogen, und van Deventer scheint nicht 
mehr die Kraft gehabt zu haben, sie dort erneut 
anzugreifen. Er blieb in Kondoa-Irangi, ver- 
schanzte sich und wartete Verstärkungen ab. 
Unterdessen hatte die deutsche Leitung für eine 
Verstärkung der bei Kondoa-Irangi stehenden 
Truppen Sorge getragen, und der Kommandeur, 
Oberst v. Lettow-Vorbeck, hatte sich persönlich in 
Eilmärschen dorthin begeben. In hartnäckigen, 
vom 9. bis 11. Mai andauernden Kämpfen gelang 
es ihm, den Feind aus seiner Stellung bei 
Kondoa-Jrangi zu werfen und ihn in nördlicher 
Richtung bis jenseits Usiome zurückzudrängen. 
Van Deventer erlitt schwere Verluste, und nur der 
Umstand, daß der größte Teil seiner Truppen 
beritten war, rettete ihn vor vollständiger Ver- 
nichtung. Bemerkenswert ist, daß den deutschen 
Truppen bei dieser Gelegenheit ein Magazin mit 
4000 Gewehren, von denen man annahm, daß
	        
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