Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIII. Jahrgang, 1917. (28)

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ein großer Teil der Besatzung des im Juli v. I 
im Rufijifluß untergegangenen Kreuzers „Königs- 
berg“ befunden haben soll, leistete dem nach- 
rückenden Gegner bei Malangali, etwa halb- 
wegs zwischen Neu-Langenburg und Iringa noch- 
mals hartnäckigen Widerstand, mußte aber vor der 
feindlichen Ubermacht auch diese Stellung auf- 
geben und weiter auf Iringa zurückweichen, 
welchen Platz sie schließlich auch noch dem Gegner 
am 4. September überlassen mußte. Anzunehmen 
ist, daß diese deutsche Abteilung den Anschluß an 
die westlich des Kilombero — Rufiji stehenden 
deutschen Hauptkräfte erreicht hat. 
Im Laufe der nächsten Zeit scheint dann den 
von Iringa wahrscheinlich weiter nach Nordosten 
vorrückenden feindlichen Truppen die Herstellung 
der Verbindung mit den bis nördlich des Ruaha- 
flusses gelangten Streitkräften des Generals van 
Deventer gelungen zu sein. Damit waren die 
deutschen damals noch bei Tabora stehenden Ab- 
leilungen von den am Kilombero-Rufijifluß und 
westlich bzw. südlich davon befindlichen Haupt- 
kräften durch die jetzt dazwischen stehenden feind- 
lichen Truppen getrennt. Trotzdem gelang ihre 
Vereinigung einige Zeit später, indem die von 
Tabora in südöstlicher Richtung zurückgehenden 
Streitkräfte die feindliche Linie durchbrachen. 
Wie oben erwähnt, hatte der bei Tabora den 
Befehl führende Generalmajor z. D. Wahle nach 
Aufgabe dieses Ortes mit seinen Truppen den 
Rückzug in südöstlicher Richtung angetreten. Sein 
Bestreben mußte es sein, sich durch die auf der 
Linie Neu-Langenburg— JIringa stehenden feind- 
lichen Truppen durchzuschlagen, um die Vereini- 
gung mit der deutschen Hauptmacht jenseits des 
Kilombero-Rufiji zu bewerkstelligen. Dieser Durch- 
bruch ist ihm, so sehr auch die englischen Berichte 
sich Mühe geben, den Erfolg herabzumindern, mit 
dem Hauptteil seiner Truppen in der Zeit vom 
19. Oktober bis Mitte November in der Gegend 
südwestlich Iringa bei Ngominji und Madibira 
vollkommen geglückt. Nur eine kleinere Abteilung, 
die nach englischen Meldungen angeblich aus 
7 Offizieren, 47 anderen Europäern und 419 Far- 
bigen bestand wobei wohl die Träger einge- 
rechnet sind —, wurde abgedrängt und am 26. No- 
vember bei der Missionsstation Ilembule, nord- 
östlich Neu-Langenburg, zur Übergabe gezwungen. 
Aus dem englischen Gefechtsbericht geht her- 
vor, daß der Durchbruch der Abteilung Wahle 
durch Angriffsbewegungen deutscher Truppen von 
Osten her kräftig unterstützt wurde. 
Den geglückten Durchbruch zugeben zu sollen, 
ist den Engländern natürlich äußerst peinlich. So 
wird denn zunächst behauptet, daß alle Durch- 
bruchsversuche gänzlich gescheitert seien, dann aber 
heißt es am Schluß der Meldung: „Der Rest 
  
der Abteilung des Generalmajors Wahle zog sich 
nach Osten zurück“, womit indirekt der Durch- 
bruch zugegeben wird. 
Wenden wir uns nunmehr den Ereignissen an 
der Südgrenze zu, wo nach Erklärung des Kriegs- 
zustandes im März 1916 Portugal uns jetzt 
als offener Gegner gegenübertrat. Insgeheim 
war sein Verhalten schon seit Kriegsbeginn ein 
feindseliges. Es äußerte sich in der Unterbindung 
jedes Handelsverkehrs mit Deutsch-Ostafrika und 
steigerte sich im Herbst 1915 sogar zu dem Verbot 
der Beförderung von Post von und nach dem 
deutschen Gebiet, während England jede nur denk- 
bare Unterstützung gewährt, sog ir Truppendurch- 
züge gestattet und die Häfen zur Verfügung ge- 
stellt wurden. Ein weiterer Beweis für die 
feindlichen Absichten Portugals kann darin er- 
blickt werden, daß es, wie bereits weiter oben 
erwähnt, schon bald nach Beginn des Krieges an 
der Grenze gegen Deutsch-Ostafrika ein aus etwa 
1500 Mann enropäischer Truppen bestehendes Ex- 
peditionskorps bereitstellte und durch Nachschübe 
auf der gleichen Stärke und Gefechtsbereitschaft 
hielt, obgleich es in seiner Kolonie selbst schon 
über eine mehr als 5000 Mann starke Truppe 
verfügte. Nach dem offiziellen Eintritt Portugals 
in die Reihe unserer Feinde erfolgten dann weitere 
auf 3000 bis 4000 Mann zu schätzende Truppen- 
verstärkungen aus der Heimat. So sehen wir 
also auch an der Südgrenze eine bedeutende 
feindliche Ubermacht sich gegen Deutsch-Ostafrika. 
entwickeln. Denn daß an dieser Grenze die dort 
stehenden deutschen Truppen im Hinblick auf die 
an den anderen Fronten benötigten Truppenstärken 
nur sehr schwach sein konnten, liegt auf der Hand. 
Die Grenze zwischen Deutsch= und Portugiesisch- 
Ostafrika bildet im allgemeinen der Rowumafluß. 
Nur im Westen auf der Strecke zwischen dem 
Njassasee und dem Oberlauf des Rowuma läuft 
die Grenge ebenso wie im Osten, wo sie den Fluß 
verläßt und südlich desselben bei Kap Delgado 
den Ozean erreicht, über Land. Von den Kampf- 
handlungen berührt wurde, soweit hier bekannt, 
bis jetzt nur das Grenzgebiet vom Ozean land- 
einwärts bis etwa in die Gegend von Newala. 
In der ersten Hälfte des April 1916 schritten 
die Portugiesen zum Angriff und besetzten das 
südlich der Rowumamündung gelegene Gebiets- 
dreieck von Kionga, das von den deutschen Grenz- 
schutztruppen geräumt war. Mit der Besetzung 
dieses Gebietsstreifens, einem Ereignis, das in der 
pvortugiesischen Presse als großer Sieg besungen 
wurde, scheint aber der Offensivgeist der portu- 
giesischen Truppen sich zunächst erschöpft zu haben. 
Zu einer überschreitung des Nowuma, kam es zu- 
nächst nicht. Dagegen soll am . Mai eine
	        
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