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eine Truppe zusammengestellt, die sich unter dem
Befehl des Infanteriehauptmanns Torro do Valle
nach Mueimbua do Rovuma und nach Menogomano
wandte. Der UÜbergang wurde mit Tagesanbruch
bei Namoto bewerkstelligt. In den Furten ging das
Wasser den Soldaten stellenweise bis zur Brust. Am
anderen llfer angekommen, suchten sich die Soldaten
sofort Deckung, weil sie über den Feind noch nicht
informiert waren. Mittlerweile gab uns der „Ada-
mastor" von der Mündung des Rovuma ein Zeichen
seiner Anwesenheit, indem er ungefähr sechs Granaten
in das feindliche Lager schickte. Währenddessen gingen
unsere Soldaten im Schilf vor. unter Ausnutzung
aller Deckung, und wir hatten sie bald, noch ehe der
dichte Morgennebel sich verteilt hatte, aus den Augen
verlore
Nach und nach wurde sorgfältig der Ubergang
bewerkstelligt, die Kavallerie unter Rittmeister
Concecao kam lärmend durch die gejährlichen Fluten
des Rovuma. Drei Lente, die unvorsichtigerweise
ein Bad nahmen, wurden dabei von den Krokodilen
versch ungen.
Um 10 Uhr hatten unsere Soldaten die feind-
lichen Schützengräben, die vom Feinde verlassen
waren, durcheilt und das Lager von Amarurunga,
Migomba und die dort befindliche Baumwoll=
entkernungsaulage besetzt. Diese Fabrik war am
27. Mai von unserer 5. Gebirgsbatterie beschossen
worden. Wegen der Zahl unserer Truppen und
unserer großartigen Organisation blieb dem Feind
nichts anderes übrig, als sich eilends zurückzugiehen.
wobei er die Horde von „Agkari“ mitnahm, die in
der Zeit vorber häufig in unser Land eingefallen
war und unsere unbewaffneten Lastträger, die den
Posten bei M. Chimamoca Lebensmittel brachten,
getötct hatte.
Den Zeitramn vom 27. Mai bis zum Nachmittag
der großen Offensive hatten die „Boches“ durch
unmenschliche Scheußlichkeiten ausgefüllt. Die letzte
Schandtat war eine Bombe gewesen, die sie auf ein
Lastauto warsen, in dem Kranke nach Kionga trans-
vortiert wurden, die noch mit dem Schrecken davon
lamen, aber die Kranken rächten sich dadurch, daß
sie einen Askari töteten.
Die Feinde gingen sogar so weit, uns auf eine
der Inseln des Rovuma einen Parlamentär zu
schicken, der uns Nachrichten von unseren Gefangenen,
dem Leutnant zur See Ramos Pinto und Infanterie-
leutnant Calrita brachte und um Chinin für ihre
Kranken bat. Um Munition Naten sie nicht, denn
davon hätten sic noch große Mengen.
Die Abteilung unter dem Generalstabshauptmann
Liberato hatte ein schweres Geschütz großen Kalibers
erbeutet, das von dem Kreuzer „Königsberg“, dem
Schrecken des Pacifics, stammte, sowie 10 000 Pa-
tronen, 100 Gewehre Modell 1912. Auch nahm
sie die Eingeborenenposten von Cativus und Kionga.
Durch diese Operationen wurde der von den
Engländern und Belgiern gebildete Kreis geschlossen;
als einziger Zufluchtsort blieb den Deutschen Mahenge,
das jetzt schon dicht umzingelt ist und sich nur noch
einige Kage, halten kann.
W ist für jemand, der immer in der Hauptstadt
gelebt hat und nur von den Heldentaten unserer
tapferen Soldaten gehört hat, sehr schwer, sich ein
richtiges Bild von den großen Strapagen zu machen,
die diese dort aus zuhalten hatten. Die Zone zwischen
Kionga und Palma birgt viele Gefahren. Dort gibt
es die gefürchtete Tsetsefliege, die das Vieh übersällt
und uns auf den Transporten viele S Schwierigkeiten
macht; dann brachte uns das durch die vielen Mos-
kitos verursachte Sumpffieber große Verluste unter
den Maunschaften. Myriaden von giftigen Insekten
und beißenden Reptilien richteten manchen von unseren
Soldaten zu Grunde. Auch wilde Tiere belästigten
uns viel. Nachts kamen sie bis an das Lager, um
die Wachen zu überfallen. Bis jetzt baben sie sich
allerdings noch nicht herangewagt, aber ihr Brüllen
erfüllt unsere Soldaten mit Schrecken. Durch unsere
Expedition ist die Situation beute so, daß wir sagen
können, daß Deutsch-Ostafrika jetzt seinen letzten
Atemzug tut, und daß den Untertanen des Kaisers
nichts weiter übrig bleibt, als uns ihre Mauser-
gewehre, Modell 1915, und ihre ausgezackten Säbel
auszuliefern, mit denen sic so oft unsere Lastträger
von Mozambique und Onelimane getötet haben.
Zu einem Gefecht scheint es bei dieser Ge-
legenheit nicht gekommen zu sein. Das hinderte
aber den Berichterstatter nicht, den Flußübergang
als große Heldentat zu preisen und hieran Be-
trachtungen zu knüpfen, die um so erheiternder
wirken, als etwa zwei Monate später die tapferen
portugiesischen Soldaten sich samt ihrem offen-
barten Heldengeist vor den zum Gegenangriff
übergehenden Deutschen wieder auf das südliche
Rowumanfer in Sicherheit bringen mußten.
Zunächst war es den Portugiesen allerdings
noch gelungen, nordwärts des Rowuma, ohne
angeblich auf Widerstand zu stoßen, Boden zu
gewinnen und Ende September die Verbindung
mit den bei Mibindani gelandeten englischen
Truppen herzustellen. Weiter westlich wollen sie
eine deutsche Abteilung aus einer vorgeschobenen
Stellung bei Newala geworfen und letzteren Platz,
den sie als „Fort“ ansprechen, am 26. Oktober
nach heftigem Kampf besetzt haben. Ein „Fort“
ist Newala nie gewesen; es kann sich lediglich
um das von einer kleinen Besatzung zur Ver-
teidigung eingerichtete Dorf gleichen Namens
handeln. Eine Abteilung Kavallerie soll dann
noch bis Lulindi nordwestlich Newala vorge-
drungen sein.
Zu weiterem Vorrücken der Portugiesen kam
es nicht. Sie setzten sich in Newala und an den
anderen von ihnen erreichten, östlich davon ge-
legenen Punkten vorläufig fest und warteten an-
scheinend darauf, daß ihnen ihre englisch-süd-
afrikanischen Verbündeten durch weiteres Vorgehen
ins Innere die zur Entfaltung ihres Heldengeistes
benötigte Hilfe brächten. Dieser Fall trat aber leider
nicht ein, und bereits einen Monat später wurden
die Portugiesen von dem deutschen Gegenangriff
wieder über den Rowuma zurückgeworfen. Die
Kunde hiervon kommt uns durch die französische
Zeitung „Temps“ unterm 7. Dezember aus Lissa-
bon selbst. Dort teilte der Ministerpräsident der
Kammer mit, daß über 2000 deutsche und
schwarze Truppen „Fort Newala“ mit Geschützen
verschiedenen Kalibers und zahlreichen Maschinen-
gewehren angegriffen hätten. Einer Hilfskolonne