Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIX. Jahrgang, 1918. (29)

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Mit dem Ausscheiden der beiden Divisionen 
war die bisherige Einteilung in Divisionen 
Unvorteilhaft. 
In Erwägung des voraussichtlichen Ver- 
laufes der kommenden Operationen beschloß ich, 
Aufang Februar die Stäbe umzubilden und 
die gesamte Streitmacht in für die kommenden 
Ereignisse geeignete Kolonnen einzuteilen, so 
daß im Mai, wenn, wie zu erhoffen war, der 
Boden aufgetrockuet sein würde, eine konzentri- 
sche Vorwärtsbewegung von Lindi, Kilwa, dem 
mittleren Rufiji, Jringa, Ssongea und wenn 
möglich vom Süden her erfolgen könne. 
Es war klar geworden, daß in diesem 
Lande der Transport mittels Tieren nicht auf- 
recht erhalten werden konnte. Träger und 
leichte Kraftwagen waren erforderlich. Zur 
Zeit waren beide ungenügend an Zahl und 
Personal und erforderten volle Neubildung. 
Da die Sache drängte, wurde sie sofort in die 
Hand genommen. 
Die Anwerbung, der Transport, die Ein- 
und Verteilung der eingeborenen Träger waren 
ein Gegenstand größter Schwierigkeit. 
Es war offenkundig, daß das weiße Personal, 
das mit diesen Trägern umgehen sollte, die 
Eingeborenen kennen und ihre Sprache sprechen 
mußte. Ich wandte mich daher an die 
Gouvernements von Britisch-Ostafrika und 
Uganda um Entsendung eines höheren Beamten, 
der ihnen die Lage und diesbezügliche An- 
forderungen klar machen sollte. Ich bekam 
sehr bald Hilfe. Im März wurde das 
Zwangsdienstgesetz in Kraft gesetzt. Für 
die Organisation und die Überwachung der 
Anwerbung und des Transportes der Einge- 
borenen wurde ein älterer und sehr erfahrener 
Beamter (in der Folge Colonel) John Ainsworth 
zu meiner Verfügung gestellt. Die volle Anzahl 
der angeforderten Träger sollte hauptsächlich 
aus den Gegenden am Viktoriasee genommen 
werden, da diese die für die klimatischen Ver- 
hältnisse Deutsch-Ostafrikas widerstandsfähigste 
Bevölkerung enthielten. Steigende Erfolge 
waren bald bemerkbar, und obgleich die Be- 
förderung der Träger über See infolge des 
geringen zur Verfügung stehenden Schiffs- 
raumes beschränkt wurde, machte sich nach nicht 
allzu langer Dauer eine Verbesserung in der 
Unterhaltung der Truppen als eine Folge des 
ständig wachsenden Nachschubs an eingeborenen 
Trägern bemerkbar. 
Außer Trägern mußten leichte Lastkraftwagen 
für die Zeit bereitgestellt werden, wenn die 
Wege nach der Regenzeit wieder aufgetrocknet 
waren. Diesbezügliche Aufträge wurden sobald 
wie möglich nach England, Südafrika und 
  
Indien gegeben. Da wir bislang genügende 
Erfahrungen darüber gesammelt hatten, wie 
schnell die Wagenführer in diesem Lande er- 
krankten, so wurde ein großer Nachschub an 
solchen Leuten vorgesehen. Ausbildungsanstalten 
für Wagenführer wurden in Süd= und Ostafrika 
und in Uganda errichtet, während weitere An- 
forderungen an Personal in England und Indien 
gestellt wurden. 
Ich habe vorher festgestellt, daß mit dem 
Beginn der Regenzeit der allgemeine Kranken- 
bestand beschlennigt zunahm — hauptsächlich 
Malaria und in geringerem Maße Dysenterie. 
Die Unterbrechung des Fuhrwerksverkehrs trug 
ferner zu den Schwierigkeiten bei. Die große 
Zahl von Trägern, die als Ersatz anderer 
Beförderungsarten herangezogen worden war, 
trug sehr zur Vermehrung der Krankenzahl bei 
und die Notwendigkeit, Kranke durch Menschen 
statt mit Fuhrwerken befördern zu müssen, be- 
wirkte eine viel geringere Möglichkeit des Ab- 
transports. Der Austausch der europäischen 
gegen in der Hauptsache farbige Mannschaften 
machte auch einen Wechsel des Sanitätspersonals 
nötig. Um diesen veränderten Verhältnissen 
Rechnung zu tragen, wurde eine große Anzahl 
Sanitätsoffiziere und sonstiges Personal ange- 
fordert. Es wurde die Aufstellung eines afrika- 
nischen Sanitätskorps in Uganda in die Wege 
geleitet, um Krankenträger und ausgebildete 
Pfleger für die Kings African Rifles vorrätig 
zu haben. Eine vermehrte, auf Trägerlasten 
eingerichtete Ausrüstung, sowie Tragbahren 
wurden bereitgestellt. Wir konnten auch den 
Belgiern mit Sanitätsvorräten und Ausrüstungen 
aushelfen. 
Da erkannt worden war, daß es nötig sein 
würde, soviel Eingeborenentruppen als nur 
möglich in der derzeitigen Periode des Feld- 
zuges zu verwenden, so war bereits vor 
einem Jahre eine bedenutende Vermehrung der 
Kings African Rifles genehmigt worden. Die 
Aufstellung und Ausbildung der neuen Bataillone 
wurde so schnell wie möglich gefördert, und ich 
nahm die erste Gelegenheit wahr, diese in 
Tabora und Nairobi zu besichtigen. Ich war 
befriedigt, daß die gemachten Fortschritte allen 
Erwartungen entsprachen. Es ist nicht ohne 
weiteres gesagt, daß der afrikanische Eingeborene 
eine lange Zeit zur Ausbildung braucht. Doch 
sind selbst die aus kriegerischen Stämmen wenig 
zu gebrauchen, bevor sie nicht ein volles Jahr 
von Offizieren, die mit den örtlichen Verhält- 
nissen vertraut sind, ausgebildet sind, und auch 
dann müssen sie mit Vorsicht verwendet werden. 
Diejenigen aus weniger geeigneten Stämmen 
bedürfen einer bei weitem längeren Ausbildungs-
	        
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