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Mit dem Ausscheiden der beiden Divisionen
war die bisherige Einteilung in Divisionen
Unvorteilhaft.
In Erwägung des voraussichtlichen Ver-
laufes der kommenden Operationen beschloß ich,
Aufang Februar die Stäbe umzubilden und
die gesamte Streitmacht in für die kommenden
Ereignisse geeignete Kolonnen einzuteilen, so
daß im Mai, wenn, wie zu erhoffen war, der
Boden aufgetrockuet sein würde, eine konzentri-
sche Vorwärtsbewegung von Lindi, Kilwa, dem
mittleren Rufiji, Jringa, Ssongea und wenn
möglich vom Süden her erfolgen könne.
Es war klar geworden, daß in diesem
Lande der Transport mittels Tieren nicht auf-
recht erhalten werden konnte. Träger und
leichte Kraftwagen waren erforderlich. Zur
Zeit waren beide ungenügend an Zahl und
Personal und erforderten volle Neubildung.
Da die Sache drängte, wurde sie sofort in die
Hand genommen.
Die Anwerbung, der Transport, die Ein-
und Verteilung der eingeborenen Träger waren
ein Gegenstand größter Schwierigkeit.
Es war offenkundig, daß das weiße Personal,
das mit diesen Trägern umgehen sollte, die
Eingeborenen kennen und ihre Sprache sprechen
mußte. Ich wandte mich daher an die
Gouvernements von Britisch-Ostafrika und
Uganda um Entsendung eines höheren Beamten,
der ihnen die Lage und diesbezügliche An-
forderungen klar machen sollte. Ich bekam
sehr bald Hilfe. Im März wurde das
Zwangsdienstgesetz in Kraft gesetzt. Für
die Organisation und die Überwachung der
Anwerbung und des Transportes der Einge-
borenen wurde ein älterer und sehr erfahrener
Beamter (in der Folge Colonel) John Ainsworth
zu meiner Verfügung gestellt. Die volle Anzahl
der angeforderten Träger sollte hauptsächlich
aus den Gegenden am Viktoriasee genommen
werden, da diese die für die klimatischen Ver-
hältnisse Deutsch-Ostafrikas widerstandsfähigste
Bevölkerung enthielten. Steigende Erfolge
waren bald bemerkbar, und obgleich die Be-
förderung der Träger über See infolge des
geringen zur Verfügung stehenden Schiffs-
raumes beschränkt wurde, machte sich nach nicht
allzu langer Dauer eine Verbesserung in der
Unterhaltung der Truppen als eine Folge des
ständig wachsenden Nachschubs an eingeborenen
Trägern bemerkbar.
Außer Trägern mußten leichte Lastkraftwagen
für die Zeit bereitgestellt werden, wenn die
Wege nach der Regenzeit wieder aufgetrocknet
waren. Diesbezügliche Aufträge wurden sobald
wie möglich nach England, Südafrika und
Indien gegeben. Da wir bislang genügende
Erfahrungen darüber gesammelt hatten, wie
schnell die Wagenführer in diesem Lande er-
krankten, so wurde ein großer Nachschub an
solchen Leuten vorgesehen. Ausbildungsanstalten
für Wagenführer wurden in Süd= und Ostafrika
und in Uganda errichtet, während weitere An-
forderungen an Personal in England und Indien
gestellt wurden.
Ich habe vorher festgestellt, daß mit dem
Beginn der Regenzeit der allgemeine Kranken-
bestand beschlennigt zunahm — hauptsächlich
Malaria und in geringerem Maße Dysenterie.
Die Unterbrechung des Fuhrwerksverkehrs trug
ferner zu den Schwierigkeiten bei. Die große
Zahl von Trägern, die als Ersatz anderer
Beförderungsarten herangezogen worden war,
trug sehr zur Vermehrung der Krankenzahl bei
und die Notwendigkeit, Kranke durch Menschen
statt mit Fuhrwerken befördern zu müssen, be-
wirkte eine viel geringere Möglichkeit des Ab-
transports. Der Austausch der europäischen
gegen in der Hauptsache farbige Mannschaften
machte auch einen Wechsel des Sanitätspersonals
nötig. Um diesen veränderten Verhältnissen
Rechnung zu tragen, wurde eine große Anzahl
Sanitätsoffiziere und sonstiges Personal ange-
fordert. Es wurde die Aufstellung eines afrika-
nischen Sanitätskorps in Uganda in die Wege
geleitet, um Krankenträger und ausgebildete
Pfleger für die Kings African Rifles vorrätig
zu haben. Eine vermehrte, auf Trägerlasten
eingerichtete Ausrüstung, sowie Tragbahren
wurden bereitgestellt. Wir konnten auch den
Belgiern mit Sanitätsvorräten und Ausrüstungen
aushelfen.
Da erkannt worden war, daß es nötig sein
würde, soviel Eingeborenentruppen als nur
möglich in der derzeitigen Periode des Feld-
zuges zu verwenden, so war bereits vor
einem Jahre eine bedenutende Vermehrung der
Kings African Rifles genehmigt worden. Die
Aufstellung und Ausbildung der neuen Bataillone
wurde so schnell wie möglich gefördert, und ich
nahm die erste Gelegenheit wahr, diese in
Tabora und Nairobi zu besichtigen. Ich war
befriedigt, daß die gemachten Fortschritte allen
Erwartungen entsprachen. Es ist nicht ohne
weiteres gesagt, daß der afrikanische Eingeborene
eine lange Zeit zur Ausbildung braucht. Doch
sind selbst die aus kriegerischen Stämmen wenig
zu gebrauchen, bevor sie nicht ein volles Jahr
von Offizieren, die mit den örtlichen Verhält-
nissen vertraut sind, ausgebildet sind, und auch
dann müssen sie mit Vorsicht verwendet werden.
Diejenigen aus weniger geeigneten Stämmen
bedürfen einer bei weitem längeren Ausbildungs-