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stärken, sandte ich ein Bataillon afrikanischer
Truppen von Iringa nach Ubena. Ich war
hierzu um so mehr imstande, als das Ulanga-
Tal so überschwemmt war, daß der Iringa-
Distrikt als gesichert gelten konnte.
In den südwestlichen Gebieten rückte Colonel
Hawthornes Kolonne 40 Meilen (64 km) östlich
Ssongea bis Likuju vor, wo Lincke mit etwa
fünf Kompagnien stand. Lincke'’) wich östlich
aus, ohne ernsthaften Widerstand zu leisten. An
der Lupembe-Front herrschte Ruhe, das ganze
Ulanga-Tal (Kilombero) war ein ausgedehnter
See vom Iringa-Hochland im Norden bis zu
den Ausläufern des Mahenge-Berglandes.
Gegen Ende April überschritten zwei deutsche
Abteilungen (hauptsächlich aus der früheren
Krantschen Abteilung bestehend) den Rowuma
südlich Tunduru, drangen in portugiesisch Ost-
afrika ein und schritten zur Besetzung der
zwischen Mtarika und dem Lujende (Ludschende)
sowie dem Nassasee gelegenen verhältnis-
mäßig fruchtbaren Gebiete. Nachdem sie in
dieser Gegend befestigte Lager angelegt hatten,
schoben sie Abteilungen bis Mtonya und dem
Schirwasee vor und ihre Patrouillen über-
schritten sogar die Grenzen von Nijassaland bis
auf 20 Meilen (32 km) von Fort Mangoche,
wurden jedoch schnell wieder von unseren
Truppen zurückgeworfen. Es wurden Maß-
nahmen getroffen, die Garnisonen in Süd-
Njassaland zu verstärken, und eine portugiesische
Abteilung ging in der zweiten Maihälfte von
der Küste nach Mtengula am Nijassasee ab.
Es war die Rede von einem beabsichtigten
kräftigen deutschen Vorgehen am Schirwasee
und sogar auf Quelimani an der Meereskülste.
Jedoch erschien es wahrscheinlicher, daß der
Feind entweder das Land durchzog, um dessen
Verpflegungsverhältnisse zu erkunden, oder sogar
Vorbereitungen für einen etwaigen Rückzug
seiner Streitmacht auf portugiesisches Gebiet
traf. Er durchforschte auch das Land an den
Ufern des Lujende (Ludschende), woselbst Lebens-
mittel gesammelt und aufgestapelt wurden, von
denen ein Teil nach Massassi geschickt wurde.
Inzwischen hatte im Westen Colonel Murray
die Verfolgung von Wintgens fortgesetzt. Am
13. März stand Wintgens in Utengule und
hatte am 18. die Mission St. Moritz erreicht.
Colonel Murray konnte, obgleich er beständig
seine Nachhuten angriff, das Gros der Abtei-
lung nicht zum Kampfe bringen. Wintgens
entblößte das Land auf seinem Vormarsch von
Nahrungsmitteln, so daß sein Verfolger auf
seinen eigenen Verpflegungsnachschub angewiesen
*) Hauptmann Lincke.
blieb. Da es ungewiß war, ob diese deutsche
Abteilung ihren Marsch nach Norden fortsetzen
oder sich nach Westen zur Mission St. Bonifaz
wenden würde, ordnete ich die Entsendung einer
Truppe nach Tabora an, die von dort südwärts
in Richtung der Mission Kitunda vorgehen sollte,
während eine andere mit Unterstützung des
belgischen Befehlshabers über den Tanganjika-
See nach Bismarckburg gebracht wurde.
Am 21. März befand sich Colonel Tomlinson
mit einem vorgeschobenen Detachement etwa
3 Meilen (4,8 km) von St. Moritz, als er
heftig angegriffen und gezwungen wurde, sich
nach einem scharfen Gefecht zurückzuziehen.
Colonel Murray bemühte sich, Wintgens bei
St. Moritz einzuschließen. Dieser wich aber
nach Osten aus und marschierte, nachdem er
am 1. April den Songwe-Fluß überschritten hatte,
am Nordufer des Rukwa-Sees nach Uleia,
einem reichen Bezirk, dessen Einwohner den
Deutschen freundlich gesinnt waren. Er wandte
sich dann nach Nordosten und befand sich Mitte
April bei Nkulu. Major Montgomery von den
Kings African Rifles, der das von Tabora
entsandte Detachement befehligte, hatte am
5. April die Mission Kitunda erreicht, wo er
Lebensmittel und Vieh beitrieb. Wintgens
wandte sich am 26. April gegen Kitunda, und
Montgomery, der in der Minderheit war, ging
auf Sikonge zurück. Unterdessen war eine
fliegende Kolonne in Itigi an der Zentralbahn
gebildet worden, die am 30. April Kiromo
erreichte. Murray indessen, aufgehalten durch
eine immer länger werdende Etappenlinie, er-
reichte Nkulu erst Ende des Monats.
Da die in dieser Gegend operierenden Ab-
teilungen sich einander näherten, konnte ich den
Brigadegeneral Edwards mit dem Oberbefehl
betrauen, um das Zusammenwirken sicherzu-
stellen. Ich verstärkte so schnell wie möglich
die zu seiner Verfügung gestellten Truppen,
deren Versammlung jedoch durch den Zusammen-
bruch einer Eisenbahnbrücke zwischen Morogoro
und Kilossa am 7. Mai sehr verzögert wurde.
Wintgens blieb in der Umgebung von Kitunda
bis Mitte Mai. Der größte Teil seiner Askaris
waren Wanjamwesi aus den Bezirken Tabora-
und Muansa, und es hieß, daß sie sich wei-
gerten, wieder nach Süden zu gehen und daß
einige Desertionen stattgefunden hätten. Trotz-
dem schien ihre Zuverlässigkeit nicht gelitten zu
haben. Murray erschien am 19. Mai bei
Kitunda, jedoch war Wintgens von dort am
16. nach Nordwesten abgezogen.
Der belgische Befehlshaber war nunmehr
in naher Fühlung und im Zusammenwirken
mit General Edwards. Letzterer setzte seine