Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIX. Jahrgang, 1918. (29)

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stärken, sandte ich ein Bataillon afrikanischer 
Truppen von Iringa nach Ubena. Ich war 
hierzu um so mehr imstande, als das Ulanga- 
Tal so überschwemmt war, daß der Iringa- 
Distrikt als gesichert gelten konnte. 
In den südwestlichen Gebieten rückte Colonel 
Hawthornes Kolonne 40 Meilen (64 km) östlich 
Ssongea bis Likuju vor, wo Lincke mit etwa 
fünf Kompagnien stand. Lincke'’) wich östlich 
aus, ohne ernsthaften Widerstand zu leisten. An 
der Lupembe-Front herrschte Ruhe, das ganze 
Ulanga-Tal (Kilombero) war ein ausgedehnter 
See vom Iringa-Hochland im Norden bis zu 
den Ausläufern des Mahenge-Berglandes. 
Gegen Ende April überschritten zwei deutsche 
Abteilungen (hauptsächlich aus der früheren 
Krantschen Abteilung bestehend) den Rowuma 
südlich Tunduru, drangen in portugiesisch Ost- 
afrika ein und schritten zur Besetzung der 
zwischen Mtarika und dem Lujende (Ludschende) 
sowie dem Nassasee gelegenen verhältnis- 
mäßig fruchtbaren Gebiete. Nachdem sie in 
dieser Gegend befestigte Lager angelegt hatten, 
schoben sie Abteilungen bis Mtonya und dem 
Schirwasee vor und ihre Patrouillen über- 
schritten sogar die Grenzen von Nijassaland bis 
auf 20 Meilen (32 km) von Fort Mangoche, 
wurden jedoch schnell wieder von unseren 
Truppen zurückgeworfen. Es wurden Maß- 
nahmen getroffen, die Garnisonen in Süd- 
Njassaland zu verstärken, und eine portugiesische 
Abteilung ging in der zweiten Maihälfte von 
der Küste nach Mtengula am Nijassasee ab. 
Es war die Rede von einem beabsichtigten 
kräftigen deutschen Vorgehen am Schirwasee 
und sogar auf Quelimani an der Meereskülste. 
Jedoch erschien es wahrscheinlicher, daß der 
Feind entweder das Land durchzog, um dessen 
Verpflegungsverhältnisse zu erkunden, oder sogar 
Vorbereitungen für einen etwaigen Rückzug 
seiner Streitmacht auf portugiesisches Gebiet 
traf. Er durchforschte auch das Land an den 
Ufern des Lujende (Ludschende), woselbst Lebens- 
mittel gesammelt und aufgestapelt wurden, von 
denen ein Teil nach Massassi geschickt wurde. 
Inzwischen hatte im Westen Colonel Murray 
die Verfolgung von Wintgens fortgesetzt. Am 
13. März stand Wintgens in Utengule und 
hatte am 18. die Mission St. Moritz erreicht. 
Colonel Murray konnte, obgleich er beständig 
seine Nachhuten angriff, das Gros der Abtei- 
lung nicht zum Kampfe bringen. Wintgens 
entblößte das Land auf seinem Vormarsch von 
Nahrungsmitteln, so daß sein Verfolger auf 
seinen eigenen Verpflegungsnachschub angewiesen 
*) Hauptmann Lincke. 
  
blieb. Da es ungewiß war, ob diese deutsche 
Abteilung ihren Marsch nach Norden fortsetzen 
oder sich nach Westen zur Mission St. Bonifaz 
wenden würde, ordnete ich die Entsendung einer 
Truppe nach Tabora an, die von dort südwärts 
in Richtung der Mission Kitunda vorgehen sollte, 
während eine andere mit Unterstützung des 
belgischen Befehlshabers über den Tanganjika- 
See nach Bismarckburg gebracht wurde. 
Am 21. März befand sich Colonel Tomlinson 
mit einem vorgeschobenen Detachement etwa 
3 Meilen (4,8 km) von St. Moritz, als er 
heftig angegriffen und gezwungen wurde, sich 
nach einem scharfen Gefecht zurückzuziehen. 
Colonel Murray bemühte sich, Wintgens bei 
St. Moritz einzuschließen. Dieser wich aber 
nach Osten aus und marschierte, nachdem er 
am 1. April den Songwe-Fluß überschritten hatte, 
am Nordufer des Rukwa-Sees nach Uleia, 
einem reichen Bezirk, dessen Einwohner den 
Deutschen freundlich gesinnt waren. Er wandte 
sich dann nach Nordosten und befand sich Mitte 
April bei Nkulu. Major Montgomery von den 
Kings African Rifles, der das von Tabora 
entsandte Detachement befehligte, hatte am 
5. April die Mission Kitunda erreicht, wo er 
Lebensmittel und Vieh beitrieb. Wintgens 
wandte sich am 26. April gegen Kitunda, und 
Montgomery, der in der Minderheit war, ging 
auf Sikonge zurück. Unterdessen war eine 
fliegende Kolonne in Itigi an der Zentralbahn 
gebildet worden, die am 30. April Kiromo 
erreichte. Murray indessen, aufgehalten durch 
eine immer länger werdende Etappenlinie, er- 
reichte Nkulu erst Ende des Monats. 
Da die in dieser Gegend operierenden Ab- 
teilungen sich einander näherten, konnte ich den 
Brigadegeneral Edwards mit dem Oberbefehl 
betrauen, um das Zusammenwirken sicherzu- 
stellen. Ich verstärkte so schnell wie möglich 
die zu seiner Verfügung gestellten Truppen, 
deren Versammlung jedoch durch den Zusammen- 
bruch einer Eisenbahnbrücke zwischen Morogoro 
und Kilossa am 7. Mai sehr verzögert wurde. 
Wintgens blieb in der Umgebung von Kitunda 
bis Mitte Mai. Der größte Teil seiner Askaris 
waren Wanjamwesi aus den Bezirken Tabora- 
und Muansa, und es hieß, daß sie sich wei- 
gerten, wieder nach Süden zu gehen und daß 
einige Desertionen stattgefunden hätten. Trotz- 
dem schien ihre Zuverlässigkeit nicht gelitten zu 
haben. Murray erschien am 19. Mai bei 
Kitunda, jedoch war Wintgens von dort am 
16. nach Nordwesten abgezogen. 
Der belgische Befehlshaber war nunmehr 
in naher Fühlung und im Zusammenwirken 
mit General Edwards. Letzterer setzte seine
	        
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