Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIX. Jahrgang, 1918. (29)

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giesen zu verhandeln. Die 
kommen in friedlicher Absicht. 
um Weisungen. Sekretariat Lubango.“ 
Wenn trotzdem der Leutnant Sereno die 
deutschen Herren einlud, zum portugiesischen Fort 
Naulila zu reiten, mit der hinterlistigen Absicht, 
sie tot oder lebend in seine Gewalt zu bekommen, 
so ist ohne weiteres ersichtlich, auf welcher Seite 
der Friedensbruch zu suchen ist. 
Der einzige überlebende Eingeborene, der 
langjährig bewährte Diener des Bezirksamtmanns 
Dr. Schultze-Jena, schildert die verräterische 
Tat folgendermaßen: 
Deutschen 
Ich bitte 
„Sobald die Herren im Fort angelangt 
waren, wurden sie von Sereno sofort ins 
Haus gebeten. Uns Eingeborene ließ man 
draußen bei den Pferden, die auf Dr. Schultzes 
ausdrücklichen Befehl unterm Sattel 
bleiben sollten. Was drinnen besprochen 
wurde, wissen wir nicht; es waren laute 
Stimmen zu hören. Oberleutnant Lösch kam 
nach einiger Zeit wieder heraus, um sich nach 
den Pferden umzusehen. Zu seinem Erstaunen 
waren sie abgesattelt. Die portugiesischen Sol- 
daten waren gleich nach dem Eintreffen der 
Herren herangekommen, hatten die Tiere 
abgesattelt und uns höhnisch bedeutet, 
es käme doch keiner wieder aus dem 
Fort hinaus! Oberlentnant Lösch befahl, 
sofort zu satteln, und eilte ins Haus zurück, wo 
sich die Unterhaltung noch erregter gestaltete. 
Plötzlich stürmten die Deutschen aus dem Haus, 
um auf die Pferde zu springen, bei denen auch 
die Gewehre zurückgeblieben waren. Sereno 
folgte. Bei den Pferden stand die portugiesische 
Besatzung angetreten mit Gewehr bei Fuß. Im 
Augenblick des Aufssitzens gab Sereno ein 
lautes Kommando und sprang unmmittelbar 
darauf ins Haus zurück. Die Portugiesen 
feuerten sofort auf die Deutschen, die bei der 
ersten Salve sämtlich getroffen wurden.“ 
Als die Nachricht von diesen Vorfällen im 
Schutzgebiet bekannt wurde, ging ein Sturm der 
Entrüstung durch das Land. Jeder wußte, daß 
nun ein neuer Feind an den Grenzen stand, daß 
diese ruchlose Tat nicht ungerächt bleiben durfte. 
Die Verbindung mit der Heimat war abgeschnitten. 
Jedes Kind wußte, daß Portugal von England 
abhängig war. Die Annahme, daß Portugal sich 
im Kriege gegen Dentschland befand, hatte also 
einen hohen Grad der Wahrscheinlichkeit. Major 
Franke wurde vom Kommandeur beauftragt, 
mit einer geringen Truppenmacht, die aus der 
Südfront herausgezogen wurde, eine Strafexpedition 
gegen das Fort Naulila, den Ort des Verbrecheus, 
zu führen. Die Vorbereitungen zum Zuge durch 
  
das Amboland nahmen einige Zeit in Anspruch. 
Nebenher wurde von den Etappentruppen im 
Norden eine kleine Abteilung an den Okawango 
geworfen, um die dortigen portugiesischen Posten 
zu erledigen. 
In dem Bericht des Obersten Rocadas heißt 
es darüber: 
„Bald darauf, am 31. Oktober, griffen die 
Deutschen den Posten Cuangar an und machten 
die Garnison nieder. Die Akte von Feindselig- 
keit geschahen durch die deutschen Kolonialtruppen 
ganz kurze Zeit nach dem Ausbruch des Krieges 
in Europa und scheinen daher das Vorspiel eines 
vorher verabredeten Planes gewesen zu sein.“ 
Sollte Rocadas wirklich den Zusammenhang 
nicht geahnt haben? Glaubte er, daß der freche 
Mord ohne Sühne bleiben würde? Von deutscher 
Seite hätte man gern mit der Nachbarkolonie 
Frieden gehalten, zumal man hoffen konnte, da- 
durch nicht ganz von der übrigen Welt abge- 
schnitten zu sein. 
Aber Angolas Neutralität war von Anfang 
an zweifelhaft. Das beweist unter anderem eben- 
falls der Bericht des Obersten Rocadas, in dem 
die Mängel des Expeditionskorps geschildert 
werden, das im September bereits eingetroffen 
war und eine Stärke von 5000 bis 6000 Mann 
besaß. Es heißt in dem Bericht: 
„Der Mangel an Flugzeugen für den Nach- 
richtendienst auf größere Entfernung ließ uns 
nicht die geringste Verbindung mit den Eng- 
ländern aufrechterhalten, die in Deutsch-Südwest 
operierten.“ 
An anderer Stelle wird scharf kritisiert, daß 
Portugal noch neutral in Europa war, während 
es in Angola bereits Krieg führte. „Tatsache ist, 
daß, als am 11. September die Expedition 
Lissabon verließ, die diplomatischen Beziehungen 
zu Deutschland noch nicht abgebrochen waren.“ 
Aus alldem geht hervor, daß Portugal beab- 
sichtigte, von Angola aus der deutschen Nachbar- 
kolonie zu gelegener Zeit in den Rücken zu fallen 
und mit dem englischen Freunde die Bente zu 
teilen. Der vorzeitige Friedensbruch, der ohne 
Entschuldigung seitens der Angola-Regierung blieb, 
löste aber deutsche Gegenmaßregeln aus, die die 
portugiesischen Pläne über den Haufen warfen. 
Nachfolgend geben wir den Bericht eines Teil- 
nehmers der deutschen Strafexpedition wieder: 
„Am 25. Oktober wurde die Strafexpedition 
gegen Angola befohlen, am 26. Oktober begann 
das Verladen der Truppen in Kalkfontein-Süd. 
Führer der Expedition war Major Franke. 
Von den Truppenteilen waren für die Expedition 
bestimmt: die 2. Kompagnie unter Hauptmann
	        
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