Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIX. Jahrgang, 1918. (29)

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versteht man Wagen mit zwei großen 3 m hohen 
Nädern, an die der Stamm mit Scheren so an- 
gehängt wird, daß das hintere Ende noch leicht 
am Boden schleift. Auch primitive achträdrige 
Lastwagen wurden verwendet. Heutzutage kann 
man diese Transportmittel noch vereinzelt in 
kleinen Sägemühlen finden; doch das sind ver- 
gangene Zeiten. Jetzt zeichnet sich das Pitch-Pine- 
Gebiet durch rationellste Holztransporteinrich= 
tungen aus. 
Die Altholzvorräte im White-Pine-Ge- 
biet sind bis auf geringe Reste aufgebraucht. Die 
Holzgesellschaften mußten ihr Kapital und ihre 
Erfahrungen in anderen Waldgebieten verwerten, 
und dazu lockte vor allem der 300 km breite 
Kieferngürtel, der, noch wenig besiedelt, den Golf 
von Mexiko von Texas bis nach Florida um- 
säumt. Gleichmäßig trockener Sandboden, ebenes 
Gelände, annähernd gleichartige Bestockung über 
weite Flächen legen von selbst die Aufschließung 
nach der bereits vorhandenen, geometrischen Ver- 
messung und Kartierung nahe. 
Wie die Ausnutzung der Waldungen durch 
Privatunternehmungen vor sich geht, soll an einem 
Beispiel aus dem Pitch-Pine-Gebict gezeigt wer- 
den: Die Cummer Lumber Co. in Jacksonville, 
Florida, besitzt etwa die Hälfte der Halbinsel 
Florida, ursprünglich alles Kiefernwald und 
Cypress-swamps. Das Sägewerk befindet sich in 
Jacksonville, direkt am schiffbaren St. Johns- 
River, und ist auf eine tägliche Produktion von 
300 000 Fuß-Brettmaß (ft ba#m) eingerichtet. 
Das ist 700 fm fertige Brettware im Tag, und 
das entspricht etwa 2100 fm stehendem Holz. 
1 nerc = 0,4 ha gibt etwa 12 000 ft bdm. Es 
müssen also durchschnittlich pro Tag 25 aere — 
10 ha Wald abgetrieben werden. Um dieses Roh- 
material an das Sägewerk zu schaffen, wird vor 
allem eine breitspurige Hauptbahnlinie gebaut, 
die aber nicht allein dem Holztransport, sondern 
auch dem allgemeinen Personen= und Fracht- 
verkehr dient. Von dieser Hauptlinie zweigen 
Nebenlinien nach den einzelnen Holzhauerlagern 
ab, die bis zu 150 km vom Sägewerk entfernt 
sind. Solche Fällungszentren hat die Gesellschaft 
drei, deren jedes unter einem Betriebsleiter steht. 
Zu den einzelnen Hiebsorten wird vom Lager 
aus ein normalspuriger Schienenstrang gelegt und 
von diesem zweigen wieder Nebenlinien ab. 
Das Bahnnetz schließt sich eng an die Landes- 
vermessung an. Die einzelnen Staaten zerfallen 
in counties, jedes county in townships und 
jede township wieder in 6IX6= 36 sections 
oder Quadratmeilen (1 engl. Meile = 5600 fft 
oder rund 1,6 km). Dieses Kartennetz wird auf 
dem Papier entworfen und die Endpunkte der 
einzelnen Quadrate in der Natur bezeichnet. Der 
  
Übersicht halber werden die Fällungsarbeiten 
immer auf 1 section konzentriert. Mit Axt und 
Säge werden die Bäume gefällt und auf Block- 
länge (16 kt) abgelängt. Mit Dampfmaschinen 
und Drahtseil (skidder) werden die Hölzer an 
die Eisenbahnlinie gebracht und mit dem Dampf- 
kran (loadker), der von einem Waggon auf den 
anderen fährl, sobald der erste fertig geladen ist, 
aufgeladen (Abb. 1). Der Skidder kann die 
Hölzer auf eine Entfernung von 700 Fuß her- 
holen. Es müssen also die einzelnen Schienen- 
stränge etwa 1400 Fuß voneinander entfernt sein, 
so daß eine section durch vier Seitenlinien voll- 
ständig aufgeschlossen wird. 
Wo die Fällungsarbeiten beendet sind, werden 
die Gleise sofort abgebrochen und wieder neu ver- 
legt; das ist pro Tag nicht ganz 1 mile = 1,4 km. 
Drei Züge à 30 Wagen gehen täglich von 
dem Lager zum Sägewerk; dort werden die 
Stämme in den Mühlweiher (millpond) ge- 
worfen. 
In mehr hügeligem Gelände kann diese rein 
geometrische Aufschließung nicht durchgeführt 
werden; die Bahnlinien müssen sich mehr dem 
Gelände anschmiegen. Dort und in wenig massen- 
reichen, lückigen Beständen wird auch mitunter 
der Skidder durch die „go-devils“, kleine Roll- 
wagen mit Pferdegespann, ersetzt. 
Nicht so einfach gestaltet sich die Ausbringung 
des Holzes in den subtropischen Cypress-swamps. 
Die Sumpfzypresse (Taxodium distichum) 
liefert wegen ihrer Widerstandsfähigkeit gegen 
wechselude Feuchtigkeit ein sehr geschätztes und 
teuer bezahltes Nutzholz, und aus diesem Grunde 
wurde die Nutzung der unwegsamen Waldungen 
in Angriff genommen. Für unseren Zweck lassen 
sich zwei Arten von „Sumpfwaldungen“ unter- 
scheiden: solche, die noch der Einwirkung von 
Ebbe und Flut unterworfen sind, indem der Rück- 
stau der Gezeiten den Boden periodisch unter 
Wasser setzt, und solche, die hiervon nicht mehr 
erreicht werden. Für letztere sind die Bringungs- 
methoden die gleichen wie in den Laubholzwal- 
dungen der ebenen Flußniederungen (Anwal- 
dungen). 
Pulling-boat, Baptist-cone. Die 
zuerstgenannten nassen Sumpfwaldungen sind 
charakterisiert durch zahlreiche tote Arme des 
Flußlaufes (Bayons oder Croeks), die sich weit 
verästeln und ein Befahren mit dem Boot ge- 
statten. Beispiele hierfür sind die Waldungen am 
St. Johns-River und Oklawaha-River in Flo- 
rida, am Red-River-System in Louisiana. Diese 
Wasserläufe werden dem Holztransport nutzbar 
gemacht. Auf einen stark gebauten Prahm wird 
eine Dampfwinde (yarding-engine) montiert 
und die gefällten Stämme mit dem Drahtseil
	        
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