Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIX. Jahrgang, 1918. (29)

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das Sägewerk weit entfernt, etwa am schiffbaren 
Columbia-River oder am Puget-Sound, so wird 
es nur bis zum nächsten Triftbach oder bis zur 
Eisenbahn gebracht. 
Wasserriese oder klume. Dem ge- 
ringen Feuchtigkeitsgehalt der Luft entsprechend 
zeigt der Baumwuchs im Felsengebirge nur ge- 
ringe Dimensionen. Die Pinus Mur- 
rayana, die Lodgepole-Pine, ist es, 
die hier ausgedehnte reine Bestände bildet. ÜMber 
20 m Länge und 40 cm Durchmesser geht sie 
selten hinaus, kommt also als Säge= und Bauholz 
nicht in Betracht. Nun wird im Felsengebirge 
ausgedehnter Kupferbergban getrieben (z. B. 
Anaconda Mining Co.). Die Kupfererze werden 
geröstet, die schweflige Säure entweicht in die 
Luft, und die verbleibenden Oxyde werden ge- 
schmolzen und müssen nun in metallisches Kupfer 
umgewandelt werden. Das geschieht, indem die 
Masse mit sogenannten Rednuzierstempeln, d. h. 
mit kurgen, nicht zu dicken Holzpfählen, um- 
gerührt wird. In der glühenden Masse verwan- 
delt sich das Holz in Holzkohle und diese bewirkt 
die Reduktion. Der Verbrauch eines großen 
Schmelzwerkes und eines Bergbaubetriebes an 
Reduzierstempeln und an Grubenholz ist natür- 
lich ganz bedeutend, so daß die Bestände in der 
Nachbarschaft, die schon infolge der Rauchbeschädi- 
gungen abgetrieben werden müssen, bald auf- 
gebraucht sind. Für Anaconda missen diese 
Hölzer jetzt von einer Entfernung von 30 engl. 
Meilen —= 50 km herbeigeschafft werden. Gleich- 
zeitig zeichnen sich die tiefer gelegenen Gegenden 
im Felsengebirge immer durch Wassermangel aus, 
so daß sie erst durch künstliche Bewässerung ihren 
ursprünglichen Wüsten= oder Steppencharakter 
verlieren. , 
Man schlägt also zwei Fliegen mit einem 
Schlag und verwendet zum Holztransport eine 
flume — Wasserriese. Darunter versteht man 
einen schmalen, aus Brettern gefügten Kanal, der 
mit durchaus stetigem Gefälle vom Holzhieb bis 
zum Verbrauchsort geführt wird. Die Flume 
führt über alle Geländehindernisse hinweg, zu 
deren Überwindung oft gewaltig hohe Balken- 
konstruktionen erforderlich sind. Die Radien der 
Kurven müssen natürlich im Einklang mit der 
Länge des zu transportierenden Holzes stehen. 
Das in den Kanal geleitete, fließende Wasser wird 
zu Bewässerungs= und industriellen Zwecken ge- 
braucht (Abb. 9) 
Diese Transportmethode ist verblüffend ein- 
fach. Wenn auch die Anlagekosten ztemlich hoch 
stnd, so kann dafür der laufende Betrieb nahezu 
kostenlos geschehen; nur an wenigen Kurven muß 
ein Arbeiter die Stauung von Blöchern ver- 
hindern. « « ·"" 
  
Bis zum Einwurf in die Flume wird das 
Holz mit einer Schmalspurbahn oder bei Schnee 
mit Schlitten befördert. Bei dem schwachen Ma- 
terial, das hier in Betracht kommt, sind rasch ver- 
legbare Patentgleise mit festen Schwellen voll- 
ständig ausreichend. Die tägliche Leistungsfähig- 
keit ist 40 000 kt = 1200 Stempel. 
Dampfmaschinen, Verbrennungs-= 
motoren, Elektrizität. Wo immer bei 
den bisher beschriebenen Transportmethoden Ma- 
schinen verwendet werden, also Lokomotiven, 
Varding-engines, donky, skidder und loader, 
ist ihre Antriebskraft Dampf, trotzdem durch 
Funkenflug viele Waldbrände verursacht werden. 
Der Grund ist der, daß eine Dampfmaschine ziem- 
lich viel aushalten kann, bei plötzlich größerem 
Widerstand der zu bewegenden Last ohne Schaden 
auf kurze Zeit eine sehr große Belastung verträgt, 
und Holz als Feuerungsmaterial und Wasser 
überall im Wald leicht zu beschaffen ist. Auch das 
Bedienungspersonal braucht hier nicht erstklassig 
zu sein. # 
Verbrennungsmotoren sind hier gar nicht in 
Gebrauch, da sie eine sehr peinliche, beinahe in- 
dividuelle Behandlung erfordern, wozu der 
lumber-jack nicht neigt und der Neger oder 
Mexikaner seiner Anlage nach nicht imstande ist. 
Plötzliche, stärkere Belastung, wie sie sehr oft 
durch Unebenheiten des Bodens, stärkere Wurzeln 
und Stöcke verursacht werden, hält ein Verbren- 
nungsmotor nicht aus. So verlockend also auch 
die Verwendung von Motorwinden auf den ersten 
Blick erscheinen mag wegen der einfachen Art des 
Heizmaterials und der geringeren Waldbrand- 
gefahr, so konnten sie doch wegen der angeführten 
Nachteile in der Praxis keinen Anklang finden. 
In neuester Zeit hat man mit ziemlich befrie- 
digendem Erfolg auch die elektrische Kraft zum 
Holztransport verwendet, und zwar in den Adi- 
rondaks. Dieses Mittelgebirge bietet in seinen 
vielen Seen die idealsten Staubecken, deren 
Wasserreichtum mit geringen Kosten in elektrischen 
Strom umgewandelt werden kann. Sägemühle, 
Eisenbahn und die Holztransportmaschinen 
(hoisting-engines der Lambert Hoisting-Engine 
Co. in Newark N. J.) werden durch Elektrizität 
getrieben. Unangenehm ist hierbei vorerst noch 
die Gefährlichkeit des hochgespannten Stromes; 
auch Waldbrände sind schon durch Kurzschluß ent- 
standen. « 
« Logging-Camps. 
Arbeiterverhältnisse. Die Hiebs- 
orte liegen bei größeren Unternehmungen oft 
einige hundert Kilometer vom Sägewerk entfernt, 
so daß also für die Holzhauer eine von der Säge- 
mühle räumlich getrennte Wohngelegenheit ge- 
schaffen werden muß: das logging-camp. Je
	        
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