Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIX. Jahrgang, 1918. (29)

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muten, war der, daß die Bajas angeblich Kupfer- 
erze verhütteten. Auffällig mußte es wohl von 
vornherein sein, daß trotzdem keine Belegstücke 
dieser Erze, von denen die meisten der Reisenden 
wohl nicht einmal das Aussehen, geschweige denn 
die Art ihrer Lagerstätten kannten, nach Europa 
kamen. 
ch habe nirgends ein Stück anstehenden 
Kupfererzes erblicken können, und gerade in den 
angeführten Gegenden macht der eintönige Ge- 
birgsbau des Granit-Gneishochlandes das Auf- 
treten von abbauwürdigen Erzlagerstätten wenig 
wahrscheinlich. Immerhin hatten jene Beobachter 
recht, soweit sie berichteten, daß die Bajas Kupfer 
in ihren Schmieden verarbeiten. Aber das Metall 
ist nicht von den Eingeborenen aus Erzen ge- 
wonnen worden, sondern sie haben einfach Kupfer- 
draht, der europäischen Ursprungs ist und ein 
recht beliebtes Tauschmittel darstellt, umgeschmolzen. 
Nun wird weiter in den älteren Schriften hervor- 
gehoben, daß gerade in den größeren Baja-An- 
siedlungen die Leute mit schwerem Kupferschmuck 
behangen seien. Aber auch bei den Bajas gibt 
es Moden, und die Moden wechseln! Das 
Kupfer hat dem Messing weichen müssen! Nur 
noch in einigen versteckt und völlig abgeschlossen 
liegenden Gebirgsdörfern sah ich den so gerühmten 
Kupferschmuck ein vergessenes Dasein fristen. Und 
doch verleitet auch heute noch der Schmuck des 
Baja manchen Reisenden, seine prophetischen 
Gaben zu versuchen. Mit welcher Vorsicht diese 
wissenschaftliche Grundlagen entbehrenden Ankündi- 
gungen und die aus ihnen häufig entstehenden 
Gerüchte aufzunehmen sind, glaube ich genügend 
klargelegt zu haben. 
In, den Hauptorten des Baja-Landes, wie 
Kunde, Babua, Carnot und Gaza, werden 
auf den Märkten Stücke von grobkristallinem, 
glänzendem Bleiglanz feilgeboten. Die Bajas 
kennen aber weder Lagerstätten dieses Erzes, noch 
gar seine Gewinnung. Das Erz wird in kleinen 
Stücken von Haussah-Händlern ins Land gebracht 
und soll nach ihren Erzählungen aus Nigeria 
stammen. Dies ist um so wahrscheinlicher, als 
die Verwendung des Bleiglanzes den Bajas ur- 
sprünglich nicht bekannt war. Die Sitte, sich mit 
fein zerstoßenem Erz die Augenlider schwarz zu 
färben, stammt ebenfalls aus dem Norden und 
wird von den handeltreibenden Mohammedanern 
allmählich mit ihrem steigenden Einfluß weiter 
nach Süden verpflanzt. 
Gleichfalls als Färbemittel wird Graphit 
verwendet. Er dient zum Schwarzfärben der 
irdenen Töpfe, die in allen möglichen Größen 
und Formen eine Hauptzierde der Baja-Haus- 
haltung bilden. Scheinbar ist es den Bajas be- 
kannt, daß die Töpfe durch das Behandeln mit 
  
Graphit auch haltbarer werden. Graphit kommt 
im Baja-Lande ziemlich häufig vor. Es ist das 
einzige Mineral, das tatsächlich in einem primi- 
tiven Abbau gewonnen wird, während bei der 
Ausbeutung aller anderen Lagerstätten nur ein 
oberflächliches Absuchen der Oberfläche stattfindet. 
Der Graphit tritt meist als beigemengter Bestand- 
teil in Gneisen auf. An Stellen, wo das Mineral 
reichlicher vorhanden ist, wird die Verwitterungs- 
schicht über der Lagerstätte in unregelmäßigen 
Löchern von Ratten= bis zu Fuchsbaugröße durch- 
wühlt. Aus dem geförderten, losen Haufwerk 
werden die blättrigen Graphitschuppen heraus- 
geklaubt, während minderwertiges Erz mit dem 
Tauben auf der Halde liegen bleibt. Der ganze 
Abbau wird einfach mit den Händen oder mit 
zugespitzten Stöcken ausgeführt und scheinbar nur 
von Weibern und Kindern betrieben. Außer 
dieser Abbauweise wird Graphit auch genau so, 
wie es vorher schon beim Magnetit erläutert wurde, 
aus rezenten Seifen in zusammengeschwemmten 
Sanden der Flüsse aufgesammelt. 
Eine interessante Feststellung dürfte es weiter 
sein, daß der Graphit regelrecht aufbereitet wird. 
Auch die Aufbereitung liegt ganz in den Händen 
der Weiber. Das Mineral wird geschlemmt, zer- 
kleinert und zu walzenförmigen Stangen geformt. 
Ich weiß nicht mehr, welches Bindemittel dem 
Graphit zugefügt wird, doch glaube ich, daß es 
ein organischer Stoff war. Die so fertig aufbe- 
reiteten Graphitstangen stellen einen guten Tausch- 
gegenstand dar. Soweit ich gehört habe, werden 
sie sogar von Haussah-Händlern aus dem Baja- 
Lande ausgeführt; es ist mir jedoch nicht möglich 
gewesen, diese Nachricht nachzuprüfen. Und auch 
wenn jene Nachricht irrig sein sollte, so wird der 
Graphit doch im Lande selbst als Tauschgegen- 
stand geachtet. Und wenn wir das beim Eisen 
und Graphit Gesagte noch einmal kurz übersehen, 
so kommen wir zu dem merkwürdigen und Achtung 
einflößenden Ergebnis, daß bereits die Anfänge 
und Keime zu den großen, europäischen Industrien, 
die dem Boden seine Schätze abgewinnen, dem 
einfachen Baja bekannt sind. Durch Prospektion 
und Bergbau, Aufbereitung und Verhüttung 
gewinnt der armselige Neger auf primitivste Art, 
aber im Grunde in genau der gleichen Weise wie 
der Europäer auf geschickteste Art dem heimatlichen 
Boden dessen Reichtümer ab und stellt aus ihnen 
seine nötigsten Gebrauchs= und Tauschgegen- 
stände her. 
Einen großen Einfluß, der fast dem des Eisens 
gleichkommt, hat auf die Lebenshaltung des Bajas 
der Bauxit. Der rote, zähe, lehmartige Laterit, 
der im Sudan unter der Bezeichnung „pottapotta“ 
weithin bekannt und berüchtigt ist, entsteht wie 
der Krusteneisenstein infolge der tropischen Ver-
	        
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