Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIX. Jahrgang, 1918. (29)

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afrikaner bis jetzt ausgehalten haben, und in einer 
fremden Kolonie auch jetzt noch tapfer aushalten, 
dann haben sie das nicht vermocht, weil sie, wie 
General Smuts sagt, jahrelang vorbereitet sind 
für einen Krieg gegen die Europäer, sondern nur 
dadurch, daß es uns von der Heimat her ge- 
lungen ist, ihnen zweimal Waffen und Munition 
zu schicken. (Bravol) Ohne diese Hilfe, für die 
ich der Kaiserlichen Marine stets dankbar sein 
werde (Bravol), hätten sich diese wackeren Kämpfer 
längst ohne Waffen und Munition behelfen müssen. 
Es ist gar nicht daran gedacht worden, in Ost- 
afrika eine Truppe auszubilden, die gegen modern 
ausgerüstete europäische Feinde kämpfen sollte! 
General Smuts spricht in derselben Rede, die 
er vor der Geographischen Gesellschaft gehalten 
hat, ferner die Befürchtung aus, daß wir unsere 
Kolonien als Flottenstützpunkte verwerten würden. 
Auch demgegenüber muß ich darauf hinweisen, 
daß vor dem Kriege keine einzige unserer afri- 
kanischen Stationen an der Küste überhaupt mit 
Artillerie versehen war, weil wir niemals daran 
gedacht haben, Afrika zum Kriegsschauplatz für 
Weiße zu machen, während England und Frank- 
reich eine Reihe ihrer Häfen zu vollständigen 
Marinestationen ausgerüstet haben. Aus unserem 
Verhalten vor dem Kriege geht unser 
Standpunkt zur Militarisierung ganz klar 
hervor. Deutschlands Bestrebungen gingen nie 
auf eine Militarisierung der Eingeborenen Afrikas 
aus, sondern wir versuchten im Gegenteil durch 
internationale Verschärfung der Bestimmungen der 
Antisklavereiakte über die Beschränkung der Waffen- 
einfuhr und des Waffentragens in Afrika, die 
kriegerischen Gelüste der Eingeborenen einzu- 
dämmen. Auf Deutschlands Anregung kam im 
Jahre 1908 die Brüsseler Internationale Kon- 
ferenz zur Beschränkung der Waffen= und Mu- 
nitionseinfuhr in Afrika zustande. Deutschlands 
Initiative entsprangen die weitgehendsten Anträge 
auf dieser Konferenz, deren Arbeiten nicht durch 
unsere Tätigkeit, sondern durch das Eingreifen in 
der Hauptsache von Frankreich scheiterten. Die 
Kaiserliche Regierung ist von diesem Standpunkt 
auch heute noch nicht abgewichen, trotz des üblen 
Beispiels der Feinde, das wir lediglich als ein 
abschreckendes bezeichnen dürfen. Das Programm 
  
unserer Regierung ist klar: keine Militari- 
sierung in Afrika! Aber gleiches Recht und 
gleiche Pflichten! Unser Ziel ist nicht so aufzu- 
fassen, daß die anderen militarisieren dürfen und 
wir nicht! (Sehr richtig!) Alle sollen dasselbe 
tun! Deutschland will sich selbstverständlich nicht 
wehrlos machen dadurch, daß die anderen mili- 
tarisieren! (Sehr richtig!) 
Das habe ich wiederholt in meiner Leipziger 
Rede und auch in Berlin ausgesprochen, und ich 
glaube, mit Zustimmung aller meiner Hörer. 
Wie sollen wir aber die Absichten 
unserer Feinde, insonderheit der Eng- 
länder, deuten? Auf der einen Seite haben 
wir die Smutssche Forderung: „Afrika darf auf 
keinen Fall militarisiert werden“; auf der anderen 
Seite die Außerung Churchills: „Wir haben aus 
unseren Eingeborenen noch lange nicht genug 
Vorteile für den Krieg in Europa gezogen.“ 
Churchills Standpunkt ist das absolute Bekenntnis 
zu der französischen Auffassung. Wäre es dem 
General Smuts wirklich ehrlich mit seiner ab- 
weichenden Antwort, er müßte den Standpunkt 
Churchills und den Standpunkt der Franzosen 
bekämpfen und müßte sich offen zu unserem 
Standpunkt bekennen. Statt dessen tut er so, als 
ob er von unseren mehrfachen, deutlichen pro- 
grammatischen Erklärungen keine Ahnung hat. 
Er malt die deutsche Gefahr in Afrika an die 
Wand und macht sich einen Indizienbeweis zu- 
recht, der ihm vor seinen Hörern den Anschein 
gibt, als ob es wirklich wahr sei, was er von 
unseren afrikanischen Absichten behauptet. 
Was hat er an wirklichem Material in seiner 
Rede vorgebracht? Er hat gesagt erstens, es 
werde im Reichs-Kolonialamt eine Landkarte des 
erwünschten zusammenhängenden Kolonialbesitzes 
in Mittelafrika gedruckt! Meine Herren, das ist 
das eine Argument. Das zweite ist, der deutsche 
Generalstab wende, wie das Buch des Generals 
v. Freytag-Loringhoven bewiese, der Rekrutierung 
farbiger Soldaten in einem zukünftigen Kriege 
die ernsteste Aufmerksamkeit zu! Ja, meine Herren, 
eine solche Argumentation ist lächerlich. Er fol- 
gert daraus, daß Deutschland sein afrikanisches 
Reich in erster Linie als ein Reservoir fremder 
Heere ausnutzen wolle.
	        
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