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So lächerlich wie diese Art der Beweisführung
ist, so bedauerlich ist an der Rede des Generals
Smuts aber das eine: Der General Smuts hat
vor ungefähr einem halben Jahr eine Rede ge-
halten, die mir erheblich besser gefallen hat als
die letzte. Er galt und gilt in seinem Vaterland
als ein Anhänger des Friedensligagedankens.
Wenn er nun so unfair und so parteiisch vom
Gegner spricht, wie jüngsthin, so diskreditiert er
diesen Gedanken; denn die Vorbedingung
dafür, daß die Friedensliga zu einem wirk-
lichen Instrument des Friedens werden
kann, ist, daß die Bölker gegenseitig ihre
Lebensinteressen achten. Es ist aber ein
Mangel an solcher Achtung, wenn ein führender
Staatsmann zugunsten imperialistischer Vorteile
die Tatbestände in den feindlichen Ländern will-
kürlich verdunkelt. Dem General Smuts dient
der Friedensligagedanke zu nichts weiter, als zu
einem Kampfmittel des englischen Imperialismus
auf Kosten der vitalsten Interessen der anderen
Völker.
Meine Herren, ich komme zum Schluß. Auch
in England gibt es aufrichtige Träger des
Friedensgedankens. Die Zahl der englischen
Stimmen, die zu einer kolonialen Verständigung
mit uns nicht nur geneigt sind, sondern sie für
eine Vorbereitung einer beruhigten Welt halten,
mehren sich. Es hieße, in die Fehler unserer
Feinde verfallen, wollte man diese Gegenströmung
gegen die panbritischen Strömungen bei uns
ignorieren. Aber, meine Herren, darüber kann
kein Zweifel sein: hinter dem General Smuts
und seiner Rede steht nicht nur die britische Re-
gierung, sondern starke Leidenschaften und große
Interessen! Damit müssen wir rechnen. (Leb-
hafter Beifall.)
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