Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXX. Jahrgang, 1919. (30)

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weil der Krieg es zum größten Teile vernichtet 
hat: aber sie haben nach dem Verlust ihres 
Landes mit einem kleinen Teil ihrer getreuen 
Farbigen auf der spanischen Insel Fernando Po 
ein Werk geschaffen, daß im Kleinen ein getreues 
Abbild ihrer Kulturarbeit an den Eingeborenen 
Kameruns darstellt. 
Auf das, was dort geleistet worden ist, soll 
hingewiesen werden; und wer sich durch schlichte 
Tatsachen lieber als durch gehässige Worte und 
Reden überzeugen läßt, der mag danach beur- 
teilen, ob die Deutschen nicht so fähig und wert 
sind wie nur irgendein anderes Kolonialvolk, 
über afrikanisches Land und seine Bewohner zu 
gebieten. 
Nach dem Rückzuge der Deutschen aus Ka- 
merun hatten ihre 6000 farbigen Soldaten mit 
doppelt so großem Anhang an Frauen und 
Kindern, sowie 3000 andern Eingeborenen des 
Landes auf Fernando Po eine gastfreundliche 
Aufnahme gefunden. Sie haben dort unter An- 
leitung und Aufsicht ihrer wenigen deutschen 
Herren und unter der fürsorglichen Unterstützung 
der spanischen Regierung Dörfer, Enropäernieder- 
lassungen, Farmen, Wege, Brücken und alle 
möglichen anderen Einrichtungen angelegt, die 
das beste und beredtste Zeugnis ablegen von der 
langjährigen, verständnisvollen Erziehung der 
deutschen Eingeborenen zur Arbeit, Ordnung und 
Sauberkeit; sie haben dort während ihres fast 
dreijährigen Aufenthalts, fern ihrer Heimat, ge- 
trennt auch von den meisten ihrer alten deutschen 
Herren, sich mit Würde in ihre Lage gefügt, sich 
willig den Anordnungen der spanischen Regierung 
unterworfen und doch die Treue und Anhäng- 
lichkeit an die deutsche Verwaltung sich be- 
wahrt. 
Daß die farbigen Soldaten, von verhältnis- 
mäßig wenigen ängstlichen, meist jüngeren Leuten 
abgesehen, ihren Herren beim Grenzübertritt in 
ihren bisherigen Verbänden geschlossen und ge- 
ordnet freiwillig auf spanisches Gebiet folgten, 
das bleibt immerhin ein bemerkenswertes Zeichen 
der deutschen Manneszucht; daß aber außerdem 
mit ihnen viele Tausende anderer Eingeborener Ka- 
meruns, darunter mehrere hundert derbedeutendsten 
Häuptlinge des Waldlandes das gleiche Schicksal 
teilen wollten und zumeist mit Gewalt zurück- 
gehalten werden mußten, das ist die ehrendste 
Anerkennung, die dem deutschen Wirken in Ka- 
merun überhaupt zuteil werden konnte. Die 
überwiegende Mehrzahl dieser Eingeborenen 
waren Jaundes. 
Da der Hauptangriff der verbündeten Feinde 
gegen Jaunde gerichtet war, als den eigentlichen 
Mittelpunkt und Kern der Kolonie, den Standort 
der obersten Kommandostelle und den Sitz der 
  
Schutzgebietsverwaltung, so hatten während des 
Krieges die Einwohner dieses Bezirkes ganz 
wesentlich die Lasten der Landesverteidigung und 
der Verwaltung aufzubringen und zu tragen ge- 
habt. Sie waren bis zum letzten Tage all den 
harten Anforderungen zur Gestellung von Leuten, 
zur Lieferung von Verpflegung, zur Zahlung 
von Geld, ja selbst zur Beschaffung von Sol- 
datenkleidung in unübertrefflicher Opferwilligkeit 
und Treue nachgekommen. Um so mehr glaubten 
sie, besonders ihre einflußreichen Häuptlinge, den 
Zorn der Eroberer fürchten zu müssen. Sie 
richteten deshalb bei der Räumung Jaundes an 
die deutsche Verwaltung die flehentliche Bitte, 
ihr auf das spanische Gebiet folgen zu dürfen. 
Da es ganz unmöglich war, die Hunderttausende 
im fremden Lande, ja auch nur auf dem Marsche 
dorthin zu verpflegen, so konnte nur den ein- 
flußreicheren Häuptlingen, die am ersten der Be- 
rührung mit dem Feinde ausgesetzt waren, ihre 
Bitte gewährt werden, und von ihnen auch nur 
denen, die sich verpflichten wollten, allein oder 
nur mit wenigen Begleitern, nicht mit allen ihren 
Leuten sich den Deutschen anzuschließen. So 
traten kurz vor der Truppe Ende Januar 1916 
etwa 100 Häuptlinge Kameruns mit 1500 
Köpfen Anhang auf spanisches Gebiet über und 
fanden zunächst am Batastrand ein vorläufiges 
Unterkommen unter Aussicht des Bezirksleiters 
von Jaunde. 
Wenn man berücksichtigt, daß nach spanischer 
amtlicher Schätzung an 60 000 farbige Kameruner 
die Grenze überschritten hatten, von denen 40 000 
der Verpflegungsschwierigkeiten halber und aus 
sonstigen Rücksichten wieder zurückgesandt wurden, 
so ist ohne weiteres klar, daß Hunderttausende 
ihren Herren gefolgt wären, hätte es allein von 
dem Willen der Eingeborenen abgehangen. Da- 
bei bleibt zu bedenken, daß die mehr der Grenze 
zu wohnenden Neger des südlichen Kamerun, 
wie die Bulus, bei all ihrer Anhänglichkeit an 
die deutsche Verwaltung leichter in ihren Dörfern 
zurückblieben, weil ihnen im schlimmsten Falle 
der Weg nach der benachbarten Kolonie immer 
offen stand, ohne daß sie darum erst weite 
Märsche durch fremdes Stammesgebiet zu machen 
brauchten, wie die Jaundes und ihre Weg- 
genossen aus dem Norden und Osten. Ebenso 
verständlich war es, daß ungezählte deutsch- 
gesinnte Eingeborene in allen Teilen des Schutz- 
gebiets zurückblieben, weil sie ihre Heimat nicht 
verlassen mochten, die aber mit Wehmut ihre 
alten Herren scheiden sahen und sich nur durch 
die Hoffnung auf ihre Wiederkehr trösten ließen. 
Schließlich mögen auch manche Eingeborene den 
Eroberern Kameruns als ihren neuen Herren 
gehuldigt haben, ob sie's aber von Herzen ge-
	        
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