Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXX. Jahrgang, 1919. (30)

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halb Kilometer in südlicher Richtung landein- 
wärts, im Osten durch den Schienenstrang einer 
Kleinbahn begrenzt, im Westen durch einen kleinen 
Flußlauf. Es war der ganzen Länge nach durch 
eine geradlinige Allee von alten Mangobäumen 
in 2 annähernd gleiche Teile geteilt, deren 
westlicher dem Lager I, deren östlicher dem 
Lager II zugewiesen war. Die ursprüngliche Kakao- 
farm nahm den westlichen Teil der Bodenfläche 
ein und wurde durch eine in großen Krümmungen 
vom Südende nach dem Meere hin verlaufende 
tiefe, arg verwachsene und versumpfte Schlucht 
durchschnitten. Nach dem Strande zu ging die 
Farm in dichten Busch und Urwald über, der 
auch einen Teil der Westhälfte des Geländes be- 
deckte. Die Kakaofarm war, den wenigen Arbeits- 
kräften auf Fernando Po entsprechend, ziemlich 
verwildert, das nicht bebaute Gelände völlige 
Wildnis. Die wenigen Pfade waren bei den ge- 
ringsten Niederschlägen ungangbar. Zur Küste 
und am Strande hin führte überhaupt kein Weg. 
Luft und Licht fanden nur wenig Eingang, eine 
dumpfe Schwüle machte das Leben fast unerträglich. 
Aus diesem Gelände schufen die Deutschen in 
den ersten 6 Monaten einen weiten Park von 
über 100 ha Ausdehnung, durch den die frische 
Seebrise ungehindert Durchzug hatte, der Licht 
und Sonne genug erhielt, um die fänlniserregende 
Feuchtigkeit aufzusaugen, und dessen einzelne hohen 
Bäume hinreichend Schutz und Kühlung vor der 
sengenden Sonnenglut gewährten. Daran grenzten 
auf den drei Landseiten blühende Farmen, die 
nach und nach über 500 ha Bodenfläche bedeckten. 
Mitten in diesem Garten lagen die Dörfer von 
8 Kompagnien, zwanglos dem Gelände angepaßt 
und doch jedes in sich geschlossen, sauber gerichtet 
und je nach der Beschaffenheit des Raumes in 
offenem oder geschlossenem Viereck um den durch- 
schnittlich 1 ha großen Exerzierplatz herum an- 
gelegt, nebenan die Häuser der Europäer. Welche 
Mühe und Arbeit das Lichten und Säubern des 
Busches und der Kakaofarmen, das Einebnen und 
Trockenlegen des welligen, sumpfigen Geländes 
gekostet hat, das konnte man erst recht ermessen, 
wenn man beim Anblick des aus dem Busch heraus- 
heschaffenen freien, ebenen Exerzierplatzes einer 
Kompagnie den Zustand sich ins Gedächtnis zurück- 
rief, in dem der Platz vordem war, oder wenn 
man beim Durchstreifen des einem Garten glei- 
chenden Kompagniegeländes an die Zeit zurück- 
dachte, in der dort auf feuchtem, unebenem Boden 
eine verwachsene Kakaofarm wucherte. Wer nie 
in den ersten Monaten von der Stadt herkommend, 
mühsam eine halbe Stunde lang durch Schlamm 
und Morast gewatet war, um zu seiner dürftigen 
Hütte im Lager II zu gelangen, der konnte sich 
keinen richtigen Begriff machen von dem Fleiß 
  
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und der Arbeit, die auf die Anlage verwandt 
worden waren, die ein halbes Jahr später gerad- 
linig überall die Kompagnien miteinander ver- 
banden, und auf denen man bei jedem Wetter 
zur Tages= und Nachtzeit bequem gehen und 
reiten konnte. Alle diese Wege waren mit Steinen 
geschottert, nach der Mitte zu leicht gewölbt und 
mit einer festen Schicht grobkörnigen schwarzen 
Lavasandes ausgestampft, um die Ansammlung 
von Wasser zu verhindern; an beiden Seiten 
führten sauber gehaltene Rinnen mit hinreichendem 
Gefälle nebenher; haltbar überbrückte Durchlässe 
sorgten von Zeit zu Zeit für Abfluß des Wassers; 
tragfähige Holzbrücken leiteten über Schlucht und 
Bachlauf hinweg. 
Bei dem Bau der im ersten Jahre errichteten 
langgestreckten Soldatenbaracken war vor allem 
andern darauf Bedacht genommen worden, den 
Leuten möglichst rasch eine trockene, gesunde 
Unterkunft zu schaffen. Nachdem dann im An- 
schluß daran die Wege, Plätze und sonstigen An- 
lagen ausgebaut worden waren, erfolgte im zweiten 
Jahre ein Umbau der Soldatenwohnungen zu 
geräumigen Häusern mit Vorbauten und anderen 
Zieraten. 
Hinter den Häusern lagen die Küchen, die 
Hauptwirkungsstätten der Soldatenweiber. Sie 
waren an den Seiten meist offen und gestatteten 
dem Beschauer freien Einblick. Das Essen, das 
dort zubereitet wurde und die Art des Kochens 
mochte gemeinlich nicht nach dem Geschmack eines 
Europäers sein. Ob aber alle Europäer an den 
Stätten, wo ihre eigenen Mahlzeiten zubereitet 
werden, üllerall die gleiche Sauberkeit vorfinden 
würden, wie sie in den Soldatenküchen herrschte, 
mag immerhin zweifelhaft sein; und nicht nur um 
die Küchen herum, Überall war es gleich sauber 
in den Revieren der Kompagnien. Hunderte von 
Blechdosen von Fisch oder Fleisch wurden täglich 
dort geleert, Massen anderer Küchenabfälle kamen 
dort zusammen, aber nirgends fand das spähende 
Auge des Vorgesetzten achtlos beiseitegeworfene 
oder liegengebliebene Gegenstände; alles wurde 
mit peinlicher Ordnungsliebe zu den dafür ein- 
gerichteten Müllplätzen geschafft und dort durch 
Feuer, Wasser oder Erde unschädlich gemacht. Es 
war nicht die Furcht vor Strafe allein, welche 
die deutschen Soldaten und Jungen zur Reinlich= 
keit anhielt. Sicher würden sie ohne die leitende 
Hand der Deutschen wieder gleichgültiger gegen 
die Unsauberkeit werden; aber durchweg haben 
die Eingeborenen Kameruns unter ihren deutschen 
Herren den Nutzen, die Wohltaten und die An- 
nehmlichkeiten der Reinlichkeit wirklich einsehen 
gelernt, und sie sind überall empfänglich dafür 
geworden, wo sie überhaupt der Verwaltung näher 
getreten sind. Es urteilen manche Angehörige
	        
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