Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXX. Jahrgang, 1919. (30)

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die Säcke mit Reis und Fisch und Kisten mit 
anderer Verpflegung vom Hafen zum Proviant= 
amt oder von da in die Lager schafften. Dort 
dienten geräumige Schuppen für die meist kurze 
Lagerung der von den Verpflegungsoffizieren an 
die Kompagnien verteilten Vorräte, die gewöhn- 
lich zweimal wöchentlich an die Leute aus- 
gegeben wurden. Von Zeit zu Zeit erhielten 
die Kompagnien vom Proviantamt auch Zugaben 
an frischer Verpflegung, und hin und wieder 
lieferte die von einem Deutschen betriebene 
Küstenfischerei frische Seesische. Alle europäischen 
und farbigen Truppenangehörigen erhielten auf 
Fernando Po ihre Kameruner Gebührnisse. Da 
die Barauszahlung aus Mangel an spanischen 
Münzen meist in deutschem Gelde erfolgen 
mußte, das von den spanischen Faktoreien in der 
Stadt nicht sonderlich bewertet wurde, so richtete 
das stellvertretende Kommando noch ein Ver- 
pflegungsamt für europäische Nahrungsmittel ein, 
in welchem auch die Farbigen Sachen kaufen 
konnten. Um die Soldaten möglichst im Lager 
zu halten und vor den bisweilen recht erheblichen 
Ülbervorteilungen durch die Faktoreien zu be- 
wahren, wurden bei allen Kompagnien Verkaufs- 
stellen eingerichtet, welche beim Proviantamt 
Waren zu Einkaufspreisen bezogen und an die 
Soldaten weiterverkauften. 
Die von den meisten Deutschen betriebene 
Geflügelzucht fand auch bei den Soldaten Nach- 
ahmung und wurde nach Kräften gefördert; für 
die Europäer lieferte die ihnen freigegebene Jagd 
auf Antilopen gelegentlich Wild. Außerdem 
wurden vom stellvertretenden Kommando einzelne 
Stück Rinder zum Schlachten angekauft und in 
den Lagern wurde in bescheidenem Umfange 
Schweinezucht betrieben. 
Neben dem Proviantamt am Ausgange der 
Stadt zum Lager I und II lag das aus Holz 
gebaute und mit Wellblech gedeckte deutsche 
Europäerkrankenhaus, das im ersten Jahre unter 
der Leitung eines Stabsarztes als stellvertretenden 
Chefarztes stand. Er war zugleich der Leiter des 
gesamten Gesundheitswesens für die Truppe. 
Der ärztliche Dienst in den Lagern wurde 
durch je eine Sanitätsdienststelle wahrgenommen. 
Sie bildeten kleine Siedelungen für sich und ent- 
hielten alle für die Aufnahme und Behandlung 
der Kranken notwendigen Baulichkeiten, Be- 
handlungsraum, Apotheke, Schreibstube, Kranken- 
baracken, Warteraum, Wohnungen für das euro- 
päische und farbige Personal, Küche, Vorratsraum, 
Leichenhalle und Aborte. Mit Ausnahme des 
Hauptgebäudes der Sanitätsdienststelle III, das 
aus einem großen Kakaoschuppen hergerichtet 
  
worden war, waren sämtliche Gebäude und An- 
lagen aus denselben Baustoffen und in derselben 
Art hergestellt wie die Soldatenlager. Dem leiten- 
den Arzt einer jeden Dienststelle standen einige 
deutsche Hilfskräfte und etwa 20 farbige Kranken- 
pfleger und Heilgehilfen zur Seite. 
Es wurden dort täglich alle Angehörigen der 
Truppe einschließlich ihres Anhanges, die sich 
krank meldeten, untersucht und behandelt. Die 
Schwerkranken, deren Krankheit voraussichtlich 
von kurzer Dauer war, fanden in den Baracken 
Aufnahme — in jedem Lager durchschnittlich 50 —, 
besonders die anfangs zahlreichen Darm= und 
Lungenkranken; die an Ruhr erkrankten in abge- 
sonderten Häusern. 
Alle andern Schwerkranken und alle die, an 
denen größere Operationen nötig waren, wurden 
dem Eingeborenenhospital überwiesen, das ein 
ausgedehntes Dorf am Eingang des Lagers II 
bildete. Sein Hauptgebäude war unter Leitung 
eines deutschen Zimmermeisters erbaut und mit 
Wellblech gedeckt. Es enthielt je einen Saal für 
innere und äußere Krankheiten und einen Ope- 
rationssaal mit Zementfußboden. Die Nebengebäude 
glichen denen der Sanitätsdienststellen. 
Ein Arzt, zwei europäische und ein Dutzend 
farbige Hilfskräfte behandelten und pflegten dort 
durchschnittlich täglich an hundert Kranke, fast 
jeden Tag wurden Operationen vorgenommen. 
— An Heil= und Arzneimitteln war überall kein 
Mangel. 
Durch besondere Verpflegungszulagen und 
Sonderzuwendungen wurde die Verabreichung 
besonderer Krankenkost gewährleistet, und es 
konnte den Pflegebedürftigen je nach der Ver- 
ordnung stets frisches Fleisch, Fisch, Milch, Zucker 
und frisches Gemüse gegeben werden. 
Nach Auflösung des deutschen Kommandos 
blieben nur noch zwei deutsche Arzte und ein 
ärztlich ausgebildeter Missionar bei der Truppe. 
Was sie an aufopfernder Tätigkeit auch weiterhin 
geleistet haben, das reiht sich würdig an das an, 
was ein jeder von den andern wenigen dort 
zurückgelassenen Deutschen im Dienste ihres Vater- 
landes getan hat. 
Die allgemeine Seuchenbekämpfung und Ge- 
sundheitspflege wurde überall in Kompagnie= 
revieren — wie früher in Kamerun — auf den 
Stationen als selbstverständliche Forderung des 
Lebens geübt durch Reinhaltung aller Wohnstätten, 
dauernde Beaufsichtigung der Trinkwasser= und 
Abortanlagen und Beseitigung der Mückenplage, 
sowie durch die Sorge für die Sauberkeit der 
Leute an Körper und Kleidung und regelmäßige 
Untersuchung der auszugebenden Verpflegung und 
Überwachung ihrer Zubereitung in den Küchen.
	        
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