sei es, daß er aus confessionellen, nationalen oder politischen Grün-
den dazu getrieben wurde, die alte Heimat zu verlassen. So erklärt
sich, daß in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts eine Verminde-
rung der Bevölkerung von 250,000 Einwohnern des gesammten
Landes auf 245,000 sich ergab, aber nachdem diese Krise überstanden
war, hob sich dann im 18. Jahrhundert die Bevölkerung desto
rascher, nicht nur in Bezug auf die Zahl, sondern auch auf ihren
Wohlstand. Denn neben den Maßregeln der Strenge und Unbeug-
samkeit ließ die Regierung nichts ungeschehen, was zur Hebung von
Handel und Wandel, zur Verbesserung des Ackerbaues, zur Be-
förderung der industriellen Verhältnisse des Landes irgend dienen
konnte. Es war noch Colberts Verdienst, daß die Straßburger
Handelsartikel von allen Zöllen in der Provinz nicht bloß, son-
dern auch im übrigen Frankreich befreit wurden. Die Rheinschifffahrt
wurde der Straßburger Schiffergemeinschaft bis Mainz hin ausschließ-
lich eröffnet. Steuerfreiheit bis zu 12 Jahren für Bauerngüter,
welche brach lagen und für Urbarmachung des Bodens begünstigte
die Land wirthschaft. Der Tabakbau, der seit 1620 begonnen
hatte, wurde von der Regierung befördert. Der Export von elsäs-
sischem. Weine stieg in diesen Jahren zu seiner früheren Höhe und
Bedeutung. Man sorgte für die Sicherheit der Straßen, — die
Regierung nahm den Bau und die Ueberwachung derselben in ihre
Hände. Es wurden Posteinrichtungen von größerer Vollkommenheit
getroffen, als zuvor bestanden.
Wo gab es damals eine Regierung, welche in diesem Maße
Wohlthaten auf ein Land zu häufen gewußt hätte, wie die fran-
zösische? Es war, wie wenn eine neue Welt von bisher unbekannten
Gutern sich eröffnet hätte, welche dem immer sehr nüchtern denkenden
Landmanne und Bürger des Elsaß die nationale Frage ganz und
gar in den Hintergrund drängte. Daß man auf politischem und
religisem Gebiete eingeengt war, vielfache Gewaltsamkeiten duldcte,
hatte vielleicht geradezu etwas beruhigendes für die deutschen Ge-
wissen, — denn sie konnten sich sagen, gegen diesen festen Willen