602 XXIV. Militärische Schriften
Das Verkehrsnet ist rechtzeitig für Zeiten größten Verkehrs vorzubereiten.
Voll- und Kleinbahnen, Feld- und Förderbahnen mit genügenden Ausladeeinrichtungen
müssen so nah wie irgend möglich an die vordersten Stellungen aller Waffen heran-
reichen. Die Wege müssen zahlreich sein. Getrennte An= und Abfuhr ist erwünscht.
Ausweichstraßen für unter Feuer liegende Wege sind vorzusehen. Gute Wege-
bezeichnung ist eine wesentliche Erleichterung des Verkehrs und beugt Verkehrs-
störungen vor.
Dauernde Überwachung des Zustandes von Straßen und Bahnen und vorsorgende
Bereitlegung von Ausbesserungsmaterial sind unerläßlich. Wird sofortiges Eingreifen
bei kleinen Beschädigungen versäumt, so entstehen oft nicht wieder gutzumachende
Schäden.
25. Scheinanlagen und Masken (ogl. Ziff. 4) sind zur Irreführung
des Feindes sehr wertvoll. Die Truppe muß dazu erzogen werden, jede Gelegenheit
zu ihrer Anlage wahrzunehmen. Die Täuschungsabsicht darf nicht ohne weiteres zu
entdecken sein.
26. Ganz allgemein gehört zum Stellungsbau auch die Verbesserung der
Lebensbedingungen der Truppen. Dies ist mit Rücksicht auf die Erhaltung
der Gesundheit und der inneren Festigkeit der Truppe von nicht zu unterschätzender
Bedeutung.
Hierzu gehören: Barackenbau, Schutz gegen Kälte und Wasser, Lebensmitteldepots,
Verbesserung der Nachschubwege usw.
VII. Die Ausführung des Stellungsbaues. 27. Beim Stellungsbau ist für die
zu erzielende Leistung die PLlanmäßigkeit der Arbeit und die richtige
Einteilung der Kräfte und Mittel entscheidend. Wird hierin gefehlt, so werden
trotz Aufwendung von großen Mitteln und viel Zeit nur langsame Fortschritte erzielt,
während umgekehrt in überraschend kurzer Zeit zahlreiche und gute Anlagen entstehen
werden.
Für alle Stellungsbauten sind daher weit vorausschauende Arbeits-
pläne auf Grund sorgfältiger Erkundungen und Berechnungen aufzustellen. Hierbei
ist jedoch übermäßige Schreibarbeit unbedingt zu vermeiden. Plötzliche Abänderungen
einmal festgesetzter Baupläne sowie plötzliches Verschieben der Arbeitskräfte hat stets
erhebliche Verzögerung und Herabsetzung der Leistungen zur Folge.
Bei Wechsel der Bauleitung ist es deshalb nicht angängig, daß jeder Bearbeiter
seine taktischen Anschauungen, die von denen seiner Vorgänger abweichen, zur Durch-
führung bringen will.
268. Vor Beginn von Stellungsbauten sind rechtzeitig die den
Vermessungsabteilungen angegliederten Geologen heranzuzlehen. Sie können in
oielen Fällen wesentliche Arbeitsersfparnis herbeiführen. Ihr wichtigstes
Tätigkeitsgebiet für die Truppe ist die Auswahl geeigneter Bodenschichten für Arbeiten
(z. B. für Stollenbau), die Auffindung von Baustoffen (z. B. Kies) und die Mithilfe
bei Entwässerung und Wasserversorgung.
Auch rechtzeitige Bermesfung sowie Herstellung bzw. Vorbereitung zahl-
reicher Karten und Skizzen für alle Waffen ist notwendig.
29. Die Leitung des Stellungsbaues ist grundsätzlich Sache der
taktischen Kommandobehörde (I. O. K., Genkdo., Div.). Für Stellungs-
bauten, die nicht von der Truppe ausgeführt werden (rückwärtige Kampfzonen), sind
ferner besondere Baustäbe erforderlich, die so reichlich mit Personal auszustatten
sind, daß sachgemäßes Anstellen und Überwachen der überwiesenen Arbeitskräfte mög-
lich ist. Auch an Stellen, an denen die Truppen höufig abgelöst werden, sind zur Er-
haltung der Stetigkeit der Arbeiten bodenständige Bauleiter erwünscht (z. B. beim Aus-
dau der Unterstandsgruppen für Reserven an Kampffronten).
30. Die vorderste und häufig auch die zweite Kampfzone,
soweit sie im Bereich der Masse des feindlichen Feuers liegt, sind im wesentlichen durch
die Kampftruppe mit Unterstützung durch Reserven (Pioniere, Landsturm) und