Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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Vor fast 200 Jahren, und zwar 1697, erschien eine Verordnung, 
welche sich auf die Feier des Reformationsfestes bezog. Bis dahin 
beging man dasselbe nicht alle Jahre, von dem genannten Jahre an 
sollte dieses Fest aber im ganzen Lande alljährlich am 31. Oktober 
gefeiert werden. 
Wahrhaft erhebend ist es, wenn am stillen Sonntagsmorgen ein 
schönes volles Geläute die christliche Gemeinde zum Tempel des Herrn 
ruft. Nach dem dreißigjährigen Kriege geschah zur Vervollkomm- 
nung der Kirchenglocken sehr viel, da in jener Zeit einige Glocken- 
gießereien, namentlich die in Dresden, entstanden, aus welchen 
Hunderte von Kirchenglocken hervorgegangen sind. 
Noch sei ein bekanntes Religionsbuch erwähnt, dessen Ent- 
stehung ebenfalls in das 17. Jahrhundert fällt. Kurfürst Johann 
Georg III. gab nämlich den Geistlichen an der Kreuzkirche in Dresden 
den Auftrag, für die Schulen und für die oben erwähnten Katechismus- 
unterredungen in den Kirchen ein Lehrbuch abzufassen, welches im 
Jahre 1688 zu Stande kam. Dieses Religionsbuch ist unter dem 
Namen „Dresdner Kreuz-Katechismus"“ bekannt und hat des 
Segens viel gestiftet. — 
„Nur Thoren verachten den Bauernstand, der Weise hält ihn 
in Ehren.“ Dieses Wort bestätigt sich zunächst als volle Wahrheit, 
sobald wir uns die segensreiche Beschäftigung des Landmannes ver- 
gegenwärtigen. Der Bauernstand ist der Nährstand; denn die Frucht 
seiner Arbeit ist weder in Palästen, noch in Hütten zu entbehren. 
Obgleich dieser Stand früher an Kenntnissen der ärmste war und 
seine Bildung den tiefsten Standpunkt einnahm, so gab es doch auch 
schon damals einzelne Bauern, die sich durch den Umfang ihrer 
Kenntnisse so auszeichneten, daß sie selbst unter den Gelehrten einen 
ehrenvollen Platz einnahmen. 
Ungefähr 1½8 Stunde von Leipzig nach Wurzen zu liegt dicht 
an der Eisenbahn das Dorf Sommerfeld. Hier erblickte das Licht 
der Welt 1650 eines Bauern Sohn, Christoph Arnold, welcher 
sehr bald ein großer Freund und Kenner der Naturwissenschaften und 
namentlich der Sternkunde wurde. Um seine Kenntnisse zu vermehren, 
studirte er fleißig in den Werken der Leipziger Universitäts-Bibliothek; 
außerdem benutzte er den Umgang mit gelehrten Männern sehr sorg- 
fältig. Endlich verschritt er sogar zur Errichtung einer kleinen Stern- 
warte auf seinem Wohnhause, um in sternhellen Nächten den Himmel 
und seine Erscheinungen zu beobachten. Seine Anstrengungen krönte 
der herrlichste Erfolg; denn Arnold entdeckte drei Kometen eben so 
früh, als die berühmtesten Astronomen seiner Zeit. Solch einen 
Ehrenmann achtete man weit und breit und der Leipziger Stadtrath 
wies dem Bildniß des gelehrten Bauern einen Platz in der Raths- 
bibliothek an. Arnold starb 1695.—
	        
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