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Sturmglocken, Straßen und Wälder belebten sich von Leuten, die den
Räubern nachstellten, und so sahen sich diese genöthigt, die Wald—
gegenden der Zwickauer Mulde aufzusuchen. Auch hier hielten sie sich
nicht sicher und sie mußten ein Versteck ausfindig machen, das sie
verbergen konnte. Ein solches fanden sie nicht weit von dem Schlosse
Stein an dem rechten Muldenufer; es war dies ein alter, 20 Meter
langer Stollen, damals unter dem Namen „Teufelskluft“ bekannt.
Anstatt des ersehnten Schlosses Eisenberg mußten die Räuber mit
diesem unbequemen Aufenthalt fürlieb nehmen. Am drückendsten
waren aber die Beschwerden dieser wilden Zufluchtsstätte für den
jungen zarten Prinzen, den überdies noch die Ungewißheit seines
Schicksals beängstigte. Waldbeeren und Wurzeln waren seine Nahrung.
Drei Tage und drei Nächte waren auf diese Weise vergangen. Die
Lage der Räuber wurde immer bedenklicher, und da einer ihrer Knechte
endlich mit der Kunde zurückkehrte, daß Kunz von Kaufungen gefangen
worden sei, entfiel ihnen vollends der Muth. Ein Holzhauer soll
nämlich zu ihrem ausgesendeten Knechte gesagt haben: „Den einen
Schelm haben sie erwischt, den anderen Dieb werden sie schon auch
noch bekommen, und beide werden ihren verdienten Lohn erhalten."“
Nun dachte man ernstlich an Auslieferung des Prinzen; aber
ohne weiteres sollte dies nicht geschehen. War Kunz wirklich gefangen,
so harrte ihrer für ihr abscheuliches Verbrechen die schwerste Strafe.
Wohl durften sie hoffen, daß der Prinz, sobald sie ihn unversehrt
auslieferten, selbst bei dem Kurfürsten für sie um Gnade bitten würde,
indes dies genügte ihnen nicht, sie wollten die Zusicherung ihrer
Begnadigung schriftlich in den Händen haben.
Nach Empfang des Briefes mußte der Amtshauptmann einen
schnellen Entschluß fassen. Eine Anfrage bei dem Kurfürsten, was
zu thun sei, hielt er nicht für rathsam, da jede Verzögerung dem
Leben des Prinzen Gefahr bringen konnte. Er glaubte also ganz
im Sinne seines Herrn zu handeln, wenn er Mosen und Schönfels
schriebö: „Kraft dieses Briefes wird euch die kurfürstliche Gnade,
Sicherung an Leib und Gut und Erlassung aller Strafen versprochen,
dafern ihr den Herzog Ernst lebendig und unversehrt einliefert.“
Noch an demselben Tage, und zwar Freitag den 11. Juli, wurde
der Prinz auf das Schloß Hartenstein gebracht und, wie die Räuber
versprochen, dem Amtshauptmann unversehrt übergeben. Auch das
ihnen gegebene Versprechen wurde natürlich gehalten. Prinz Ernst
schenkte seinen Räubern ein Pferd und entließ sie mit den Worten:
„Nun reitet hin und kommt in meines Vaters Land nicht wieder.“
Von den späteren Schicksalen der begnadigten Räuber weiß man
nichts Gewisses. Nach manchen Angaben sollen sie sich unstät im
Auslande umhergetrieben, nach anderen Nachrichten sollen sie später
begnadigt worden und nach Sachsen zurückgekehrt sein.