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wir gebrauchen, jedoch nicht so billig, wie sie, besonders da
Ungarn und Rußland fast ohne Kosten Vieh hüten und Ge—
treide ernten können, und um unsere Landbesitzer wenigstens teil-
weise für die auf sie drückenden Steuern zu entschädigen, ist es
billig, daß diejenigen, welche auf unserem Markte konkurrieren,
für dieses Recht etwas zahlen.“ Bismarck erzählte alsdann
in höchst interessanter Weise, welche weite Strecken in jenen
Ländern von Leuten bebaut werden, welche weder Eigentümer
noch Pächter des betreffenden Bodens sind und daher, wie er
sagte, weder Steuern zu zahlen noch für Zinsen zu sorgen haben.
„Ihre Viehherden streifen auf diesen weiten Gebieten und in der
passenden Jahreszeit holen sie Pferd und Pflug heran, um die
außer dem Bereich der Weideplätze liegenden Ländereien zur
Aufnahme der Saat vorzubereiten. Diese Dienstleistungen
werden mit Vieh bezahlt, und wenn das Getreide reif ist,
kommen dieselben Pferde zum Mähen und Dreschen und ihre
Eigentümer erhalten einen Prozentsatz von der Ernte. Das
Säen und Ernten von 300 Kilo Weizen kostet auf diese
Weise nicht so viel, wie der deutsche Farmer für das Land,
welches dieselbe Menge Getreide liefert, Steuern zu zahlen
hat, und die Erfahrung einiger Jahre hat uns gelehrt, daß
Deutschland unbedingt der Schutzzölle bedarf, um es vor
einer derartigen ungleichen Konkurrenz zu sichern.
Die Freihändler setzen sich zumeist zusammen aus Dok-
trinären und Stubengelehrten, Doktoren, Geistlichen und Ad-
vokaten, von denen jedoch wenige etwas von den Details der
Staatsgeschäfte verstehen; sie werden von jenen geleitet, welche
nichts weiter von der Sache wissen, als was sie aus Büchern
gelernt haben, in welchen unbrauchbarer Unsinn in plausible
Form gebracht ist. Ich habe viel Aerger von Dummköpfen
gehabt, welche auf zwecklose Fragen unmögliche Antworten
verlangten und wie das französische Sprichwort sagt: um
zwei Uhr den Mittag suchen.“
Im Garten bemerkte Bismarck, auf den Gegenstand der