Full text: Also sprach Bismarck. Band III. 1888 - 1898. (3)

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Nach herzlichem Danke für diese neuen höchst wertvollen 
Eröffnungen fragte Blum Bismarck, ob er die — unwider- 
sprochen dem Herzog Ernst II. von Coburg--Gotha zuge- 
schriebene — Broschüre „Auch ein Programm aus den 99 
Tagen“ kenne, die noch kühnere Zumutungen Englands während 
der Regierungszeit Kaiser Friedrichs offenbare. Bismarch 
bedauerte, die Broschüre bisher wegen ihrer „Vergriffenheit"“ 
nicht erhalten zu können, und erklärte, er würde Blum dank- 
bar sein, wenn er sie ihm besorgen könme. 
„Nun, wollten Sie noch etwas wissen?“ 
Blum: „Wenn ich so frei sein darf, Durchlaucht, ja. 
Diese letzte Frage ist mir — und Millionen von Deutschen 
mit mir — sogar die wichtigste, wenn auch die peinlichste. 
Es handelt sich um die Entlassung Eurer Durchlaucht von 
Ihren Aemtern.“ 
Bismarck begann den Vortrag mit einer Darlegung der 
Meinungsverschiedenheiten, die sich schon längere Zeit vor der 
Katastrophe vom 20. März 1890 zwischen dem Kaiser und 
ihm aufgetan hatten. Blum war erstaunt zu hören, daß 
diese Meinungsverschiedenheiten auf dem Gebiete der aus- 
wärtigen Politik begonnen hätten, indem Bismarck die zweite 
Friedensreise des Kaisers nach Rußland und dessen Reise nach 
England, Griechenland und Konstantinopel wiederriet, der 
Kaiser sie aber dennoch ausführte. „Seine Majestät glaubten 
eben durch ihre große persönliche Liebenswürdigkeit alle 
fremden Souveräne und Minister — wie der Berliner sich 
ausdrückt — einwickeln zu können. Aber um so peinlicher 
mußten den jungen Herrn dann die Urteile berühren, welche 
hinter seinem Rücken am russischen Hofe laut wurden — und 
die das biedere England alsbald wortgetreu nach Berlin be- 
richtete —; nicht minder dann wieder die Urteile, welche der 
befreundete englische Hof, nach dem Besuche des Kaisers in 
London, ihm auf der Heimreise nachsandte, und deren Mit- 
teilung nach Berlin am Hofe von Petersburg für Pflicht 
gehalten wurde.
	        
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