Full text: Also sprach Bismarck. Band III. 1888 - 1898. (3)

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Berlin, 13. Oktober 1889. 
Unterredung mit Kaiser Wilhelm II., betreffend 
dessen Reise nach Nußland.“ 
Bismarck hatte sich mit dem Kaiser zur Verabschiedung 
Kaiser Alexander III. von Rußland am Lehrter Bahnhof 
eingefunden. Nach der Abreise des Herrschers lud Kaiser 
Wilhelm Bismarck zu sich in den Wagen, um ihn zum 
Reichskanzlerhause zu fahren. Der Kaiser knüpfte alsbald 
an ein Gespräch an, das er mit diesem vor der Ankunft 
des russischen Kaisers gehabt hatte. Des weiteren teilte er 
  
  
sehr zwischen Oesterreich und Rußland zu vermitteln, als den 
Ausbruch eines Konfliktes zwischen beiden zu verhindern. Der 
Zar bekundete, daß er völlig von den friedlichen Wünschen Kaiser 
Wilhelms überzeugt war. Dagegen hatte dessen Reise nach Kon- 
stantinopel seine Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. „Mais Con- 
stantinople?"“ Bismarck versicherte, daß der deutsche Kaiser 
fest entschlossen sei, kein Abkommen in Konstantinopel zu treffen, 
welches bei Rußland Anstoß erregen könne. (.—. Die Zweifel 
des Zaren waren noch nicht ganz beschwichtigt, und er erinnerte 
den Kanzler an die Willenskraft und den Ehrgeiz des jungen 
Kaisers. welcher sich Friedrich den Großen zum Muster gesetzt 
hätte. Ebenso erwähnte der „Zar das Gerücht, daß der Kaiser 
auch anderen Ratschlägen als denen des Kanzlers Gehör schenke. 
Der letztere erwiderte, daß alle Gerüchte bezüglich des Grafen 
Waldersee völlig unbegründete wären. Bismarck erstattete dem 
Kaiser sofort nach Beendung der Unterredung Bericht. „Vossische 
Zeitung“ Nr. 532 vom 13. November 1889. 
Bismarck soll nach der Unterredung geäußert haben, er 
sei mit dem Gesamtergebnis der Unterredung zufrieden; er 
habe sich von neuem überzeugt, daß der Zar durchaus fried- 
liebend sei; er werde nie Krieg gegen Deutschland beginnen. 
Die Zukunft sei eine friedliche. Ueber die Unterredung selbst 
zirkulieren verschiedene Versionen (siehe „Berliner Tageblatt“, 
Nr. 529 vom 18. Oktober 1889.) 
*) Nach direkten Mitteilungen Bismarcks, gemacht einem 
Gewährsmanne des „Hannoverschen Kurier“, „Tägliche Rund- 
schau“, Nr. 479 vom 12. Oktober 1906.
	        
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