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Mitte ein Kranz mit einfacher Inschrift herabhing, bey Reisdorf an dem dasigen
mit Blumen verzierten Chaussee-Hause die saͤmmtlichen zu dieser eben durchfahre-
nen Straßenstkecke gehörigen Chaussee -Wärter in ihrer Amtstracht, eine Dop-
pelreihe bildend und ein Lebehoch mit Musik bringend.
Noch einige hundert Schritte weiter und die Prinzessin-Braut war an der
Grenze angelangt; jetzt versammelten sich rechts und links um Hoöchstdieselbe die
obengenannten verschiedenen reitenden Abtheilungen und Begleitungen. Während
hier der Wagen der Durchlauchtigsten Herzogin Auguste still hielt, nahete
sich Höchstderselben zuerst eine Deputation der Residenz= und Vaterstadt, in de-
ren Nahmen der Bürgermeister Schwabe, und sodann der Hauptmann der
Stahl = und Armbrust-Schützen Tiebmann im Nahmen dieser, welche beyde das
letzte Lebewohl und die heisesten Glückwünsche ferneren hohen Wohlergehens ehr-
furchtsvoll aussprachen. Als diese mit gnädigsten Worten entlassen waren, über-
schritt die Prinzessin die Grenze zu Fuß. Auf derselben wurde Sie zuerst von Sr.
Königlichen Hoheit dem Prinzen Wilhelm empfangen. Die hohe Braut nahm
nun die mündlichen Abschieds= und Ehrenbezeugungen der zur Begleitung und
zum Empfange Abgeordneten, Ihrer Erzellenzien, des Großherzoglich Sachsen
Weimar'schen wirklichen Geheimeraths und Staats-Ministers Herrn Freyherrn
von Fritsch, des Großherzoglich Sachsen Weimar'schen wirklichen Geheimeraths
und General-Majors Herrn Freyherrn von und zu Egloffstein, des Königlich
Preußischen Staats-Ministers Herrn von Klewitz und des Königlich Preußi-
schen General = Lieutenants, Herrn von Jagow, huldreichst an. Auch empfing
Höchstdieselbe von den Abgeordneten der Ritterschaft des Amtes Eckardtsberga ein
Gedicht, so Ihr auf sammtenem- Kissen überreicht wurde. Hierauf stieg die
Herzogin Auguste wieder in den Wagen, und der größte Theil der Be-
gleitung folgte, von des Prinzen Wilhelm von Preußen, Königliche Hoheit,
besonders dazu aufgefordert, noch über die Grenze durch die nächst gele-
gene Königlich Preußische Ehrenpforte, wo die fürstliche Braut das erste Mahl
von Königlich Preußischen Ortsbehörden ehrerbietigst begrüßt wurde, bis zu dem
Königlich Preußischen Zollhause ohnweit Eckardtsberga.
Von allen diesen nahm hier die Prinzessin theils Höchstselbst persönlich,
theils im Allgemeinen den gerührtesten, danksagendsten Abschied und diese trenn-
ten sich erst dann, als die hohe Reisende nach erfolgter Umspannung der Wagen
jene Statte verließ, und zwar mit inniger Wehmuth von einer so trefflichen
Fürstin, die sich durch huldvolle Herablassung wie durch Anmuth und seelenvol-
len Charakter sowohl früherhin als in den letzten Tagen und besonders an dem
heutigen Tage gegen jeden, der sich Ihr genahet, gnadenreich erwiesen und sich
auf diese Art in aller Herzen ein bleibendes Andenken gesetzt hatte.