Full text: Regierungs-Blatt für das Großherzogthum Sachsen auf das Jahr 1912. (96)

(Ausf.-Verordn. z. Viehseuchengesetz.) 347 
präparaten ist vorher festzustellen, daß die zugesetzte eiweißhaltige Flüssigkeit frei 
von säurefesten Bazillen ist. Die Färbung geschieht wie folgt: 
1. Färben mit Karbolfuchsin (filtrierte Mischung von 100 cem 5 prozentiger 
Karbolsäure und 10 cem gesättigter alkoholischer Fuchsinlösung) während 
2 Minuten über der Flamme unter wiederholtem Aufkochen; 
2. Behandlung mit 3 prozentigem Salzsäurealkohol, bis das Präparat farb- 
los erscheint (etwa 30 Sekunden lang), und Nachspülen mit Wasser; 
3. Nachfärben mit gesättigter wässeriger Methylenblaulösung etwa 10 bis 
15 Sekunden lang; 
4. Abspülen in Wasser. 
Der negative mikroskopische Befund in gefärbten Ausstrichpräparaten schließt 
nicht aus, daß das Material, aus dem die Ausstrichpräparate angefertigt wurden, 
trotzdem Tuberkelbazillen enthält. Ein sicheres Ergebnis liefert nur die Verimpfung 
des Materials an Tiere. Deshalb ist die Entscheidung stets vom Ergebnis des 
Tierversuchs abhängig zu machen, wenn der mikroskopische Befund in den gefärbten 
Ausstrichpräparaten negativ ist, desgleichen, wenn der mikroskopische Befund irgend- 
einen Zweifel läßt, ob etwa in den Präparaten vorhandene tuberkelbazillenähnliche 
Stäbchen Tuberkelbazillen sind oder nicht. 
b. Verimpfung von Material auf Versuchstiere. 
Lungenauswurf und Ausflußmaterial aus der Gebärmutter 
können unmittelbar, ohne weitere Vorbereitung, zur Verimpfung auf Versuchstiere 
(Meerschweinchen) verwendet werden. Es empfiehlt sich, falls wenig Material zur 
Verfügung steht, dieses mit sterilisierter physiologischer Kochsalzlösung so zu ver- 
dünnen, daß auf jedes Versuchstier mindestens 2 cem Impfmaterial entfallen. 
Milch ist vor der Verimpfung auszuschleudern, und zwar sind für je ein 
Versuchstier mindestens 20 cem Milch zu verwenden, die in einer Zentrifuge mit 
etwa 3000 Umdrehungen in der Minute mindestens ¼ Stunde, in einer Zentri- 
fuge mit etwa 1500 Umdrehungen in der Minute mindestens ½ Stunde lang auszu- 
schleudern sind. Der hierbei sich abscheidende Rahm und Bodensatz sind nach 
Abgießen der Magermilch zu mischen und als Impfmaterial zu verwenden. Stehen 
zur Impfung für ein Meerschweinchen 80 cem Milch oder mehr zur Verfügung, 
so kann von der Verimpfung der Rahnschicht Abstand genommen werden. 
Kot ist vor der Verimpfung zur Abtötung von Begleitbakterien, die Meer- 
schweinchen rasch töten können, mit Antiformin zu behandeln. Etwa 30 g des zu 
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