Metadata: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Siebenter Jahrgang. 1891. (32)

Das deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Mai 6. —8.) 83 
daß unter dem schwarzweißen Hohenzollernschild (lebhafter Beifall) die Stadt 
ihren guten Fortgang nehmen wird. Die Stadt Köln lebe hoch! hoch! hoch!“ 
6. Mai. (Bonn.) Der Kaiser wohnt in der Kneipjacke 
der Borussen dem Antrittskommers der Korpsstudenten bei und 
hält folgende Rede: 
„Der Herr Vorredner hat soeben als Vertreter des Kösener S. C. Worte 
des Dankes an Mich gerichtet und die dabei ausgesprochenen Gesinnungen 
veranlassen Mich, dem gesamten S. C. Dank zu sagen. Ich sehe in jenen 
Worten die alten Gesinnungen des Bonner S. C. bestätigt, wie sie noch jetzt 
in Ihrem Herzen bestehen, und sehe, daß noch jetzt ebenso wie bisher über 
die Zwecke und Ziele der deutschen Korps gedacht wird. Es ist Meine feste 
Ueberzeugung, daß jeder junge Mann, der eintritt in ein Korps, durch den 
Geist, welcher in demselben herrscht, und mit diesem seine wahre Richtung 
für das Leben erhält, denn es ist die beste Erziehung, die ein junger Mann 
für sein späteres Leben bekommt, und wer über die deutschen Korps spottet, 
der kennt ihre wahren Tendenzen nicht. Wer aber Korpsstudent wie Ich 
gewesen ist, weiß das am besten. Ich danke dem S. C. für seine Teilnahme 
an dem Mir dargebrachten Fackelzuge und freue Mich, daß durch denselben 
die guten Beziehungen der gesamten Studentenschaft wieder hergestellt sind. 
Ich hoffe, daß es so bleiben wird, denn die Einmütigkeit ist ein Gewinn 
für die ganze Universität und wird auch ein Gewinn für den gesamten S. C. 
der deutschen Universitäten sein. Ich hoffe, daß, solange es deutsche Korps- 
studenten gibt, der Geist, wie er im Korps gepflegt, und durch den Kraft 
und Mut gestählt wird, erhalten bleibt und daß Sie freudig den Schläger 
führen werden.“ Der Kaiser erwähnte sodann die Studentenmensuren und 
fuhr etwa also fort: „Wie im Mittelalter durch die Turniere der Mut und 
die Kraft gestählt wurden, so wird auch durch den Geist und das Leben im 
Korps der Grad von Festigkeit erworben, der später im großen Leben nötig 
ist und der bestehen wird, solange es deutsche Universitäten gibt. Sie haben 
auch Meines Sohnes heute gedacht; dafür danke Ich Ihnen von Herzen. Ich 
hoffe, daß derselbe, wenn er so weit gediehen ist, bei dem hiesigen S. C. ein- 
treten und dieselben freundlichen Gesinnungen wiederfinden wird, wie Ich sie 
hier gefunden habe. Und nun, Meine Herren, noch ein Wort, besonders an 
die Jüngeren, die im ersten Semester zum erstenmal sich anschicken, den Geist 
der Korps zu pflegen. Stählen Sie Ihren Mut und Ihre Disziplin in dem 
Gehorsam, ohne den unser Staatsleben nicht bestehen kann. Ich hoffe, daß 
dereinst viele Beamte und Offiziere aus Ihrem Kreise hervorgehen. Wie 
viele bedeutende Herren haben wir hier unter uns sitzen, Gelehrte, Beamte, 
Offiziere und Kaufleute! Ich hoffe, daß der Geist der Einheit des Kösener 
S. C. im Bonner S. C. weiter leben wird, und daß dies auch an allen anderen 
Universitäten der Fall sein möge. Und nun erhebe Ich Mein Glas und 
trinke auf das Wohl des Bonner S. C. und der gesamten Korps. Sie leben 
hoch! hoch! hoch!“ 
7. Mai. (Bonn.) Der Großherzog von Luxemburg 
stattet dem Kaiser einen Besuch ab. Der Kaiser begleitet ihn am 
Abend in Studententracht zum Bahnhofe. 
8. Mai. (Reichstag.) Bei der Zuckersteuervorlage bringt 
der Abg. Spahn im Verein mit dem Abg. Dr. Orterer seinen in 
zweiter Lesung gestellten Antrag wieder ein, eine Verbrauchsabgabe 
von 18 und fallende offene Exportprämien für fünf Jahre, und 
                                                                                                6*
	        
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