Full text: Reichs-Gesetzblatt. 1907. (41)

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Desinfektionsanweisung bei Fleckfieber 
(Flecktyphus). 
I. Desinfektionsmittel. 
1. Verdünntes Kresolwasser (2,5 prozentig). Zur Herstellung werden ent- 
weder 50 Kubikzentimeter Kresolseifenlösung (Liquor Cresoli saponatus des Arznei- 
buchs für das Deutsche Reich) oder ½ Liter Kresolwasser (Aqua cresolica des 
Arzneibuchs für das Deutsche Reich) mit Wasser zu 1 Liter Desinfektionsflüssig- 
keit aufgefüllt und gut durchgemischt. 
2. Karbolsäurelösung (etwa 3 prozentig). 30 Kubikzentimeter verflüssigte 
Karbolsäure (Acidum carbolicum liquefactum des Arzneibuchs für das Deutsche 
Reich) werden mit Wasser zu 1 Liter Desinfektionsflüssigkeit aufgefüllt und gut 
durchgemischt. 
3. Sublimatlösung (1/10 prozentig). Zur Herstellung werden von den käuf- 
lichen, rosa gefärbten Sublimatpastilen (Pastilli hydrargyri bichlorati des 
Arzneibuchs für das Deutsche Reich) entweder 1 Pastille zu 1 Gramm oder 
2 Pastillen zu je ½ Gramm in 1 Liter Wasser aufgelöst. 
4. Kalkmilch. Frisch gebrannter Kalk wird unzerkleinert in ein geräumiges Ge- 
fäß gelegt und mit Wasser (etwa der halben Menge des Kalkes) gleichmäßig besprengt; 
er zerfällt hierbei unter starker Erwärmung und unter Aufblähen zu Kalkpulver. 
Die Kalkmilch wird bereitet, indem zu je 1 Liter Kalkpulver allmählich 
unter stetem Rühren 3 Liter Wasser hinzugesetzt werden. 
Falls frisch gebrannter Kalk nicht zur Verfügung steht, kann die Kalkmilch 
auch durch Anrühren von je 1 Liter gelöschten Kalkes, wie er in einer Kalkgrube 
vorhanden ist, mit 3 Liter Wasser bereitet werden. Jedoch ist darauf zu achten, 
daß in diesen Fällen die oberste, durch den Einfluß der Luft veränderte Kalk. 
schicht vorher beseitigt wird. 
Die Kalkmilch ist vor dem Gebrauch umzuschütteln oder umzurühren. 
5. Chlorkalkmilch wird aus Chlorkalk (Calcaria chlorata bes Arzneibuchs 
für das Deutsche Reich), der in dicht geschlossenen Gefäßen vor Licht geschützt 
aufbewahrt war und stechenden Chlorgeruch besitzen soll, in der Weise hergestellt, 
daß zu je 1 Liter Chlorkalk allmählich unter stetem Rühren 5 Liter Wasser hinzu- 
gesetzt werden. Chlorkalkmilch ist jedesmal vor dem Gebrauche frisch zu bereiten. 
6. Formaldehyd. Formaldehyd ist ein stechend riechendes, auf die Schleim- 
häute der Luftwege, der Nase und der Augen reizend wirkendes Gas, das in 
etwa 35 prozentiger wässeriger Lösung (Formaldehydum solutum des Arznei- 
buchs für das Deutsche Reich) käuflich ist. Die Formaldehydlösung ist gut ver- 
schlossen und vor Licht geschützt aufzubewahren. Formaldehydlösung, in welcher 
sich eine weiße, weiche, flockige Masse, die sich bei vorsichtigem Erwärmen nicht
	        
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