Full text: Europäischer Geschichtskalender. Vierzehnter Jahrgang. 1873. (14)

3. Großbrittannien. 
7. Jan. Der russische Graf Schuwaloff trifft in außerordentlicher Mission 
29. 
des Kaisers Nicolaus in London ein, um sich mit der engl. Regierung 
über die von Rußland beabsichtigte Expedition gegen Chiwa zu beneh- 
men und sie über die Tragweite des Unternehmens zu beruhigen. 
„ Der Gesandte in Paris, Lord Lyons, unterzeichnet mit dem franz. 
Minister des Auswärtigen de Remusat ein Protocoll betr. die Regelung 
des Tarifs des neuen Handelsvertrags zwischen Frankreich und England. 
6. Febr. Eröffnung des Parlaments. Thronrede im Namen der Königin. 
Die Thronrede hebt zunächst die freundschaftlichen Beziehungen Eng- 
lands mit allen Mächten des Auslandes hervor, erwähnt speciell Sir Bartle 
Frere's Mission zum Sultan von Zanzibar zur wirksamen Ausführung des 
Vertrages betreffs der Selaverei und sagt sodann: Der deutsche Kaiser, Eng- 
lands Alliirter, habe den Ansichten Amerikas gemäß die Harocanallinie als 
die dem Washingtoner Vertrage entsprechendste erkannt. Die Würde des 
Landes und der Geist internationaler Freundschaft erheischten die sofortige 
Zurückziehung der britischen Truppen von San Juan. Das Parlament 
werde die Ermächtigung zu der Auszahlung der durch den Genfer Schieds- 
spruch festgesetzten Summe an Amerika zu ertheilen haben. Die Königin 
schulde dem deutschen Kaiser und dem Genfer Schiedsgerichte für ihre fried- 
lichen Vereinbarungen besonderen Dank. Die Thronrede erwähnt ferner den 
Auslieferungsvertrag mit Belgien. Bei dem französischen Handelsvertrage 
seien die Umstände in billige Erwägung gezogen worden; einzelne Bestim- 
mungen hätten ihm einen dauerhafteren Character verliehen. Der Vertrag 
basire auf Reciprocität und der Gleichförmigkeit mit anderen Handelsver- 
trägen beider Länder. Die Königin hofft, daß der Vertrag bald werde vor- 
gelegt werden können. Bezüglich der centralasiatischen Frage sagt die 
Thronrede: England und Rußland waren schon seit Jahren der Ansicht, daß 
es zur Erhaltung der Ruhe in Mittelasien beitragen würde, wenn beide Re- 
gierungen zur Uebereinstimmung ihrer Ansichten betreffs einer im Norden 
Afghanistans zu ziehenden Grenzlinie gelangten. Ein hierauf bezüglicher 
Schriftwechsel habe zwischen beiden Regierungen stattgefunden. Die darin 
bezeichneten Ziele der Politik würden hoffentlich von der öffentlichen Mei- 
nung beider Nationen gebilligt werden. Die hierauf sowie auf den Washing- 
toner Vertrag und den französischen Handelsvertrag bezüglichen Schriftstücke 
sollen vorgelegt werden. Die Steuererträge seien trotz der schlechten Ernte 
 
	        
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