Lie Länisce mie. (Januar Anf.) 387
emittiert werden, die eine Vorausbelastung des nächsten Jahres repräsentieren.
Er hege die Zuversicht, daß es nicht notwendig sein werde, zu diesem Mittel.
zu greifen. Die Voranschläge für 1888/89 seien bedeutend besser. Die Ein-
nahmen im Ordinarium sind um 42 Millionen, die Ausgaben im Ordina-
rium um 17 Millionen höher, das Extraordinarium ist um 43 Millionen
verringert, das Defizit auf 14 bis 15 Millionen herabgemindert und wäre
ohne die tranfitorischen Ausgaben gar nicht vorhanden. Der Minister legt
Gesetzentwürfe, betreffend Revision der Gebäudesteuer und Erhöhung der Zu-
ckerzölle, deren Ergebnis zusammen mit der vorzulegenden Militärtaxe 25
Millionen betrage, vor.
Hierauf vertagt sich die Kammer bis zum 18. Januar.
26. Dezember. (Abessinien, englische Vermittlung.)
Ein Telegramm aus Massaua geht der „Riforma“ zu, welches meldet:
Portal überbringt ein Schreiben des Negus an die Königin von
England, aus welchem hervorgehe, daß es Ras Alula gelungen sei, den Ne-
gus durch unrichtige Darstellungen zum Kriege zu verleiten. Der Negus
halte übrigens dafür, daß, nachdem er seine Armee auf Kriegsfuß gesett,
er nicht um Frieden bitten könne, ohne seine Autorität gegenüber Ras Aula
und seinen Bölkern zu erschüttern. Der Negus wünsche, die Italiener soll-
ten sich auf Besetzung der ehemals von den Aegyptern besetzt gehaltenen
Stellungen beschränken; er befinde sich auf dem Wege nach Adua.
eiter wird gemeldet, daß der Negus Johannes Portal sehr kalt
aufnahm und rundweg jede Gebietsabtretung und Genugthuung an Italien
ablehnte. Er werde das italienische Heer vernichten.
Im italienischen Heere wird die Nachricht vom Scheitern der
englischen Sendung mit Jubel, in ganz Italien mit Befriedigung
aufgenommen.
30. Dezember. (Amtsentsetzung Torlonias.) Der Bür-
germeister von Rom, Herzog Torlonia, wird auf einstimmigen Antrag
der Minister durch Verfügung des Königs seines Postens enthoben.
Die Veranlassung ist ein Besuch des Herzogs bei dem pädpstlichen
Generalvikar Kardinal Parochi, um durch diesen dem Papste die Glück-
wünsche zum bevorstehenden Jubiläum aussprechen zu lassen. Parochi hatte
den Besuch sofort erwidert.
Man vermutet, daß die Regierung damit einerseits jede Annäherung
des Papstes an die romische Bürgerschaft mit Uebergehung der Regierung
ein für allemal habe abschneiden und ferner eine Antwort auf die rückhalt-
lose Abweisung aller Annäherungsversuche des Königs bei Gelegenheit des
Jubiläums erteilen wollen. Torlonia war bisher bei Hofe und bei der
Regierung sehr angesehen.
VIII.
Die Römische Kurie.
Anf. Januar. (Souveränitätskundgebung.) Ein Be-
schluß des heiligen Kollegiums aus dem Ende des vorigen Jahres
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