214 Großbritannien. Ang. 27.— Sept. 7.1
Aufstieg uns nie und nimmer verkürzen lassen. Die Durchsetzung dieses
Rechtes ist unser Kriegsziel und unsere Bedingung für den Frieden. Es
ist zu bedauern, daß die Kundgebung Lord Robert C.s auf dem Wege zu
einem solchen gerechten Frieden einen entschiedenen Rückschritt bedeutet.
27. Aug. Wechsel des amerik. Botschafters (s. Ver. St.).
29.— 30. Aug. (London.) Tagung d. interall. Seetransportrates.
Auf einem Diner anläßlich der Beendigung der Beratungen macht
Lord Robert Cecil Mitteilungen über die Vereinigung (Pooling) der
Schiffahrt der Alliierten. Der Rat sei im letzten Dez. (s. Gesch Kal. 1917 Tl. 2
S. 478) gebildet worden. Inzwischen sei er ausgebreitet und sein Ausbau
vollendet worden. Aber sein Hauptgrundsatz bleibe, was er immer gewesen
sei, nämlich die Kontrolle über die Vorräte der Alliierten. Sodann äußert
sich C. über die großen wirtschaftlichen Opfer, die die Schiffsraumnot den
Alliierten auferlegt. S. den Bericht in der „Nordd. Allg. Ztg.“ 1918 Nr. 451.,
30. Aug. Gompers gegen den Kaiserismus.
Der Vorsitzende des Amerik. Arbeiterbundes Gompers erwidert auf
einem ihm zu Ehren von der Regierung veranstalteten Festessen auf die
Begrüßungsrede Lloyd Georges u. a.: Wir sind mit Leib und Seele beim
Kampf. Wir sind der Meinung, daß der Geist der Arbeiterbewegung nicht
weiter leben kann, wenn der Geist des Kaiserismus die Herrschaft hat.
Wenn man einer Tyrannei die Oberhand läßt, wissen wir, daß weite
Kreise des Volkes dazu gezwungen werden, die größten Lasten zu tragen.
Das ist kein Krieg mehr, sondern ein Kreuzzug. Als Bundesgenossen
sagen wir: Wir kommen mit fünf Millionen in diesen Kampf. Warum
sollen wir bei fünf Millionen stehen bleiben? Wir werden unser Mann-
schaftsmaterial und alles, was wir geben können, aufbieten, um in diesem
groszen Kampf zu helfen. (S. dazu die Antwort der deutschen Gewerk-
schaften Tl. 1 S. 274 ff.)
2.—7. Sept. (Derby.) 50. engl. Gewerkschafts kongreß.
In seiner Eröffnungsrede teilt der Vorsitzende Ogden mit, daß die
Delegierten 4,5 Mill. Arbeiter vertreten.
Bezüglich der Friedensfrage wird am 4. folgende Entschließung
gegen 12 Stimmen angenommen: „Der Kongreß bestätigt die Entschließung
des Kongresses zu Blackpool (s. Gesch Kal. 1917 Tl. 2 S.335) und ersucht um
eine Erklärung der Kriegsziele der Arbeiter- und sozialistischen Parteien
der Zentralmächte in Beantwortung der Kriegsziele der interalliierten
Konferenz in London (s. S. 162 f.), welche forderte, daß jede arbiträre Macht
allerorten, die für sich im geheimen und nach freiem Ermessen den Frieden
der Welt stören kann, vernichtet werde oder falls die Vernichtung gegen-
wärtig unmöglich ist, zum wenigsten zu tatsächlicher Machtlosigkeit gebracht
werde. Er fordert weiter, daß, wenn bei den Friedenskonferenzen der Frieden
erörtert wird, eine angemessene Vertretung der Arbeiterschaft zugelassen werde.
Der Kongreß ersucht die Regierung, sofort die Friedensverhandlungen zu
eröffnen, sobald der Feind freiwillig oder gezwungen Frankreich und Belgien
räumt, und bekennt sich erneut zu den Grundsätzen der Internationale als
der sichersten Garantie für den Weltfrieden.“ — Dieser Beschluß stellt einen
Ausgleich zwischen den Forderungen der Anhänger und der Gegner einer Teil-
nahme von Abgeordneten der feindlichen Länder an einer internationalen
Arbeiterkonferenz dar. (Ueber die Debatte s. den Bericht in der „Nordd.
Allg. Ztg.“ 1918 Nr. 462.)
Charakteristisch für die in der engl. Arbeiterschaft herrschende Stimmung
sind die Auseinandersetzungen zwischen den kriegstreiberischen Anhängern Have-