Full text: Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert. Dritter Teil. Bis zur Juli-Revolution. (26)

138 III. 3. Troppau und Laibach. 
Gesellschaft nach straffer Organisation verlangende Gesinnung der 
romanischen Völker und das schlimme Beispiel der Jesuiten beförderten 
das Wachsthum der revolutionären Geheimbünde, die auf dem Sumpf- 
boden des Despotismus immer ihre natürliche Nahrung finden. Ein Netz 
von geheimen politischen Vereinen überspannte die Mittelmeerlande, und 
manche von ihnen standen mit den Maurern in Verbindung oder benutzten 
doch maurerische Zeichen. Daß die spanischen Logen bei der Schild- 
erhebung des Heeres die Hände mit im Spiele gehabt, stand außer Zweifel. 
Wie ein Blitzstrahl traf diese Nachricht den Wiener Hof: jetzt war sie 
entlarvt, die im Finsteren schleichende weltumspannende Verschwörung, vor 
deren Umtrieben Fürst Metternich die blinden Regierungen so oft gewarnt 
hatte. Kaiser Franz beeilte sich, das Verbot des Freimaurer-Ordens, das 
in seinen übrigen Kronländern längst bestand, auch dem lombardisch- 
venetianischen Königreiche drohend einzuschärfen. Wie frohlockte Haller, 
da er nun endlich beweisen konnte, woher die revolutionäre Sophistenzunft 
ihre räthselhafte Macht schöpfe; bis an sein Lebensende wurde er nicht 
müde, in leidenschaftlichen Schriften immer wieder zu versichern, daß die 
Wühlerei der Freimaurer alle die ungeheuren Erschütterungen der letzten 
Jahrzehnte verschuldet habe: war doch einst Philipp Egalité von Orleans 
der Großmeister des Ordens in Frankreich gewesen, und viele Girondisten 
hatten ihm angehört! So armselige Märchen konnten den König von 
Preußen, der selber wie einst Friedrich der Große in die Loge eingetreten 
war, freilich nicht überzeugen; gleichwohl blieb an allen Höfen der Eindruck, 
daß dort im Süden eine geheimnißvolle, dämonische Macht des Verderbens 
sich rege. 
Die Besorgniß wuchs, als in Portugal ein anderer Riego, General 
Sepulveda auftrat. Auch hier meuterte das Heer, auch hier wurde, 
trotz der alten Feindschaft wider das Nachbarland, der heilige Codex der 
Spanier mit einigen radicalen Verschönerungen als Grundgesetz ausgerufen 
und die Bewegung zeigte hier eine unwiderstehliche, naturwüchsige Kraft, 
weil sie einen berechtigten nationalen Zweck verfolgte. Die Fremdherrschaft 
der Engländer, die bisher das politische Leben des unglücklichen Volkes 
unterbunden, seine wirthschaftlichen Kräfte schonungslos ausgebeutet hatte, 
brach zusammen, ihr brutaler Vertreter Lord Beresford ward des Landes 
verwiesen. — 
Mittlerweile war die Revolution schon in das Machtgebiet des Wiener 
Hofes selber erobernd eingezogen. Wie selbstgefällig hatte Metternich noch 
im vorigen Jahre die Huldigungen der italienischen Höfe entgegengenommen. 
Wie zuversichtlich baute er damals auf die Thatenscheun dieser furcht- 
samen Nation, wie prahlerisch schrieb er an Consalvi: die Pforten der 
Hölle werden nichts vermögen wider die Eintracht des Papstes und des 
Kaisers! Soeben noch war über dem Thore des Palastes Albergotti zu 
Arezzo die unterthänige Inschrift angebracht worden, welche der Welt
	        
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