Ergebnisse des Congresses zu Verona. 281
Gesetze wider die Majestätsverbrechen, Verbesserung der Erziehung durch
Auflösung der Universitäten, endlich strenge Aufsicht über die Presse.
Daran war freilich nicht zu denken, daß die Staatsmänner in Verona
diesen Grundsätzen förmlich zugestimmt hätten; aber sie alle, Bernstorff
nicht ausgenommen, hielten den Verfasser der Denkschrift für den besten
der italienischen Fürsten, und keiner von ihnen verfiel auf die Frage, ob
eine edle Nation sich auf die Dauer unter das Joch solcher Despoten
beugen könne. —
Alles in Allem hatte Metternich wenig Grund sich dieses Fürsten-
tages zu freuen, und Gentz bedurfte seiner ganzen stilistischen Meister-
schaft um in dem Rundschreiben, das die Ostmächte am Ende des Con-
gresses (14. Dec.) wieder an ihre Gesandtschaften ausgehen ließen, das
dürftige Ergebniß der Berathung zu verhüllen. Er überhäufte darin die
Madrider Regierung mit Beleidigungen, er nannte dies Spanien in seiner
gegenwärtigen Zerrüttung den Feind der Grundsätze des europäischen
Bundes, er kündigte an, daß die Gesandten der drei Mächte die Halb-
insel verlassen würden. Doch über die weiteren Entschlüsse der Cabinette
wußte er nichts zu sagen, sondern begnügte sich mit der geheimnißvollen
Andeutung: die Monarchen würden nicht zurückweichen, was immer auch
die Folgen ihres Schrittes sein möchten. Am Schlusse der inhaltlosen
Erklärung stand noch eine strenge, fast drohende Ermahnung, die offenbar
zunächst den kleinen deutschen Höfen galt. Die Staatsgewalt, hieß es da,
sei ein den Obrigkeiten anvertrautes heiliges Pfand, und jede Regierung
setze sich einer schweren Verantwortung aus, wenn sie falschen Rathschlägen
folge; die drei Monarchen aber hofften in allen Regierungen Verbündete,
wahre, den Buchstaben und den Geist der europäischen Verträge achtende
Verbündete zu finden. Die Presse konnte aus den unklaren Worten nur
das Eine errathen, daß eine neue Intervention im Werke sei, und hatte
Görres schon die Eröffnung des neuen Fürstentages mit einer unmuthigen,
völlig verworrenen Schrift — „die heilige Allianz und die Völker auf dem
Congresse von Verona“ — ironisch begrüßt, so erklang jetzt vollends überall
nur eine Stimme des Zornes wider die diktatorische Sprache der europäischen
Dreiherrschaft.
Die argen Früchte des Congresses reiften nur zu schnell. Die Ge-
sandten der Ostmächte überreichten am 6. Januar 1823 in Madrid ihre
drohenden Noten, empfingen von dem Minister San Miguel, wie voraus-
zusehen, eine stolze, schroffe Antwort und verließen nach einigen Tagen
das Land. Mittlerweile maß sich am Tuilerienhofe die Kriegspartei Mont-
morency's mit dem behutsameren Villele in einem lange unentschiedenen
Kampfe. Ein Vermittlungsvorschlag Englands, welchen der aus Verona
heimkehrende Wellington überbrachte, ward abgewiesen, aber zu Weihnachten
mußte Montmorency aus dem Cabinet ausscheiden, und einen Augenblick
schöpfte die Friedenspartei frische Hoffnung. Nunmehr jedoch erhielt