Full text: Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert. Dritter Teil. Bis zur Juli-Revolution. (26)

Ergebnisse des Congresses zu Verona. 281 
Gesetze wider die Majestätsverbrechen, Verbesserung der Erziehung durch 
Auflösung der Universitäten, endlich strenge Aufsicht über die Presse. 
Daran war freilich nicht zu denken, daß die Staatsmänner in Verona 
diesen Grundsätzen förmlich zugestimmt hätten; aber sie alle, Bernstorff 
nicht ausgenommen, hielten den Verfasser der Denkschrift für den besten 
der italienischen Fürsten, und keiner von ihnen verfiel auf die Frage, ob 
eine edle Nation sich auf die Dauer unter das Joch solcher Despoten 
beugen könne. — 
Alles in Allem hatte Metternich wenig Grund sich dieses Fürsten- 
tages zu freuen, und Gentz bedurfte seiner ganzen stilistischen Meister- 
schaft um in dem Rundschreiben, das die Ostmächte am Ende des Con- 
gresses (14. Dec.) wieder an ihre Gesandtschaften ausgehen ließen, das 
dürftige Ergebniß der Berathung zu verhüllen. Er überhäufte darin die 
Madrider Regierung mit Beleidigungen, er nannte dies Spanien in seiner 
gegenwärtigen Zerrüttung den Feind der Grundsätze des europäischen 
Bundes, er kündigte an, daß die Gesandten der drei Mächte die Halb- 
insel verlassen würden. Doch über die weiteren Entschlüsse der Cabinette 
wußte er nichts zu sagen, sondern begnügte sich mit der geheimnißvollen 
Andeutung: die Monarchen würden nicht zurückweichen, was immer auch 
die Folgen ihres Schrittes sein möchten. Am Schlusse der inhaltlosen 
Erklärung stand noch eine strenge, fast drohende Ermahnung, die offenbar 
zunächst den kleinen deutschen Höfen galt. Die Staatsgewalt, hieß es da, 
sei ein den Obrigkeiten anvertrautes heiliges Pfand, und jede Regierung 
setze sich einer schweren Verantwortung aus, wenn sie falschen Rathschlägen 
folge; die drei Monarchen aber hofften in allen Regierungen Verbündete, 
wahre, den Buchstaben und den Geist der europäischen Verträge achtende 
Verbündete zu finden. Die Presse konnte aus den unklaren Worten nur 
das Eine errathen, daß eine neue Intervention im Werke sei, und hatte 
Görres schon die Eröffnung des neuen Fürstentages mit einer unmuthigen, 
völlig verworrenen Schrift — „die heilige Allianz und die Völker auf dem 
Congresse von Verona“ — ironisch begrüßt, so erklang jetzt vollends überall 
nur eine Stimme des Zornes wider die diktatorische Sprache der europäischen 
Dreiherrschaft. 
Die argen Früchte des Congresses reiften nur zu schnell. Die Ge- 
sandten der Ostmächte überreichten am 6. Januar 1823 in Madrid ihre 
drohenden Noten, empfingen von dem Minister San Miguel, wie voraus- 
zusehen, eine stolze, schroffe Antwort und verließen nach einigen Tagen 
das Land. Mittlerweile maß sich am Tuilerienhofe die Kriegspartei Mont- 
morency's mit dem behutsameren Villele in einem lange unentschiedenen 
Kampfe. Ein Vermittlungsvorschlag Englands, welchen der aus Verona 
heimkehrende Wellington überbrachte, ward abgewiesen, aber zu Weihnachten 
mußte Montmorency aus dem Cabinet ausscheiden, und einen Augenblick 
schöpfte die Friedenspartei frische Hoffnung. Nunmehr jedoch erhielt
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.