Motz's Zollvereinspläne. 485
Mainlinie zusammenhingen, ließ sich eine Erweiterung des Zollsystems
über die kleinen Enclaven hinaus nicht absehen.
Erst durch Motz wurde der Bannkreis dieser norddeutschen Ideen durch—
brochen. Hierin und in der Beseitigung des Deficits, die eine Handels—
politik großen Stiles erst ermöglichte, liegt sein bleibendes Verdienst. Er
zuerst unter den preußischen Staatsmännern verfiel auf die Frage: ob
nicht in dem wunderlichen Durcheinander unserer Kleinstaaterei der Um—
weg vielleicht rascher zum Ziele führe als die gerade Linie? ob man nicht
die Nachbarn, die nicht zu überzeugen waren, vielmehr umgehen und um—
klammern müsse? Der kühne Spieler kam mit seinen Bauern auf dem
Brette nicht vorwärts und ließ darum die Springer vorgehen. Er faßte
sich das Herz, sobald eine günstige Stunde kam, über Kurhessen und die
anderen unmittelbaren Nachbarn hinweg den süddeutschen Staaten die
Hand zu reichen. In einer Zeit, da die amtliche deutsche Welt den
ewigen Bund zwischen Oesterreich und Preußen für ein unverbrüch-
liches Gesetz ansah, ging er gradeswegs auf das Ziel los, das gesammte
Deutschland mit Ausschluß Oesterreichs durch das unzertrennliche Band
wirthschaftlicher Interessen unter der Führung Preußens für immer zu
vereinigen und also die Befreiung von der Herrschaft des Hauses Loth-
ringen vorzubereiten. Sobald dieser Entschluß fest stand, war das Eis
gebrochen. Der steile Weg war betreten, der die Handelspolitik Preußens
rasch von Erfolg zu Erfolg führen sollte.
Der Schlüssel zum Verständniß dieser segensreichen Wendung unserer
Geschicke liegt in dem verkümmerten Stillleben der norddeutschen Klein-
staaten. —