360 IV. 6. Der Deutsche Zollverein.
ganz feindseligen Betragen Badens gemeinschaftlich ein jedes Mittel ent-
gegensetzen, um nicht mitten in unserem Vereine das System einer Re-
gierung zu sehen, das mit Vorbedacht Unzufriedenheit und Unruhe in
unserer so bedenklichen Zeit stiftet.“) Ebenso vergeblich schrieb König
Ludwig selbst in seinem wuchtigsten Partizipialstile an den Großherzog:
„durch meine letzten Voryläge habe ich das Außerste getan, um die
Sponheimer Angelegenh' ! zur Ausgleichung zu bringen, und von großem
Wert ist mir die von Ew. K. Hoheit ausgedrückte Willfährigkeit, damit sie
und Beitritt zum Zollvereine stattfinde, überzeugt, daß fester Wille beides
bei Ihren Ständen durchsetzen werde.“) An diesem festen Willen gebrach
es dem badischen Hofe gänzlich. Die Minister verteidigten den Zutritt
zum süddeutschen Zollvereine sehr lau; Welcker tobte mit gewohnter Wort-
fülle gegen die absolute preußische Krone, Rotteck unterstützte ihn etwas
ruhiger. Die phrasenreichen Verhandlungen gereichten dem Muster-Land-
tage wenig zur Ehre; über die volkswirtschaftliche Bedeutung der Frage
wußten nur einzelne große Geschäftsmänner ein treffendes Wort zu sagen,
so der liberale Fabrikant Buhl aus Ettlingen und der Tabakshändler
von Lotzbeck aus Lahr. Selbst der liberale E. E. Hoffmann, der aus Darm-
stadt herüberkam, um den badischen Parteifanatikern Vernunft zu predigen,
richtete nichts aus. Schließlich einigte sich der Landtag über eines jener
unwahren Kompromisse, wie sie der Parlamentarismus liebt, wenn er
nichts mehr zu sagen weiß. Beide Kammern verwarfen einstimmig den
Eintritt in den süddeutschen Verein und gaben der Regierung Vollmacht,
über einen gesamtdeutschen Zollverein zu verhandeln (Nov. 1831). Da-
bei konnte sich jeder das Seine denken, denn an die Möglichkeit eines
Zollvereins mit Österreich, Hannover und Holstein glaubte eigentlich
niemand mehr. Auch die von Bayern geforderte Gebietsabtretung wurde
durch die zweite Kammer verworfen, einstimmig, unter brausenden Hoch-
rufen auf den Großherzog.
Dem gefeierten Fürsten ward bei dieser Begeisterung seiner getreuen
Opposition sehr schwül zu Mute. In einem flehentlichen Briefe wendete
er sich abermals hilfesuchend an Bernstorff, unter Bezeigung des „innigsten
Dankgefühls gegen Hochdieselben“,??) und wirklich unterzog sich der gedul-
dige preußische Minister noch einmal den undankbaren Mühen der Ver-
mittlung. König Ludwig aber empfand jenen Beschluß des badischen Land-
tages als eine persönliche Beleidigung; er hielt es für schmachvoll, eine
Forderung, die schon soviel Staub aufgewirbelt hatte, ohne jede Ent-
schädigung fallen zu lassen. An dem ergrimmten Wittelsbacher war jetzt
jeder Zuspruch verschwendet. Auch der König von Württemberg ließ nach
*) König Wilhelm von Württemberg an Markgraf Wilhelm von Baden, 12.Nov;
Antwort 17. Nov. 1830.
*“) König Ludwig an Großherzog Leopold, 9. Mai 1831.
* "“) Großherzog Leopold an Bernstorff, 5. Dez. 1831.