Die Potsdamer Gärten. 215
in schöner Freude — Schinkel, Cornelius, Rauch, Mendelssohn! Da
trat das Unheil ein, das über den künstlerischen Charakter der neuen Re—
gierung von vornherein entschied. Schinkel starb, der einzige Mann, der
durch seine allseitige Bildung, seine unerschöpfliche Phantasie, seinen wesent—
lich architektonischen Genius vielleicht vermocht hätte, dem verwandten,
aber unstet ins Weite schweifenden Geiste des Monarchen Halt und Rich—
tung zu geben. Unter den Baumeistern, mit denen sich Friedrich Wil—
helm nunmehr begnügen mußte, waren viele treffliche Männer, doch kein
wahrhaft beherrschender Kopf; und so wurde diesem königlichen Mäcenas,
der so viel Geist und Geschmack, so viel Arbeit und Opfer für das Schöne
aufwendete, doch das grausame Schicksal, daß er nur an einer Stelle,
in Potsdam, Werke hinterließ, welche sein eigenstes Wesen der Nachwelt
getreu überliefern.
Lenné, der größte Gartenkünstler des Jahrhunderts, der auf dem
Alten Zoll zu Bonn, im Hofgarten der kölnischen Kurfürsten aufgewachsen,
schon unter dem alten Könige begonnen hatte den Berliner Tiergarten
und die Parks von Potsdam zu verschönern, erhielt jetzt erst freie Hand
für seine Entwürfe. Die moderne Technik bot die Mittel, um die präch-
tigen Wasserkünste endlich auszuführen, mit denen Friedrich der Große
immer vergeblich versucht hatte sein Sanssouci zu schmücken; und an
dem Potsdamer Persius gewann sich Friedrich Wilhelm einen Architekten,
der wohl vertraut mit der stillen Schönheit dieser Havellandschaften,
seine Bauten in den Rahmen der Wälder und der Wiesen, der Hügel
und der Seen sinnig einzufügen wußte. Also, durch das Zusammen-
wirken aller Künste, ließ er hier vollenden und zu einem Ganzen abrunden,
was seine Ahnen stückweise begonnen hatten. Die majestätische Kuppel
der Potsdamer Nikolaikirche gab dem Landschaftsbilde seinen beherrschenden
Mittelpunkt; am Fuße des Hügels von Sanssouci begann Persius das
Lieblingswerk des Königs, die Friedenskirche, einen edlen Bau nach der
Weise der altitalienischen Basiliken, der sich mit seinen Säulenhöfen und
dem ragenden Campanile im stillen Weiher widerspiegelte, eine Heim-
stätte gläubigen Friedens neben der sorgenlosen Weltlichkeit da droben.
Hier in den meilenweiten Parkgeländen war Raum genug für die vielseitige
Phantasie des königlichen Bauherrn, hier verlebte er in heller Künstler-
freude seine besten Stunden, und hier allein, unter den schlichten Leuten
der Haveldörfer ist er auch in den unglücklichen Jahren seiner Regierung
immer volksbeliebt geblieben. Unablässig, bis zum Ende seiner gesunden
Tage, ließ er hier bauen und bilden: dicht am Ufer des blauen Stromes
die weihevolle kleine Heilandskirche; auf einsamer Waldhöhe das bayrische
Häuschen für die Königin; in den Gebüschen und Baumgängen marmorne
Exedren und leuchtende Statuen, unter denen auch Meister Lennés Herme
nicht fehlen durfte; auf dem Pfingstberge die hohen Aussichtstürme, präch-
tige Propyläen einer Villenanlage, die, groß gedacht wie eines Dichters