Arnoldi in Trier. 291
gleich in seinem ersten Gespräche mit Brühl, zornmutig wider den großen
Historiker. Und nun gab Friedrich Wilhelm das wohldurchdachte Werk
seines verehrten Lehrers preis, allerdings nur für dies eine Mal. Dann
kam, was kommen mußte. Auf der Kandidatenliste stand Arnoldis Name
natürlich obenan, der König genehmigte sie ohne weiteres, und im Juni
wurde Arnoldi gewählt. Noch nicht genug der Schwäche. Da der Neu—
gewählte eine Stelle in dem üblichen Huldigungseide der Bischöfe bedenk—
lich fand, so strich Friedrich Wilhelm sie eigenhändig aus, und im tiefsten
Herzen fühlte er sich erquickt, als er dann, heimkehrend von dem Dom—
baufeste, den Bischof von Trier in seiner Metropole begrüßte. Eine nahe
Zukunft sollte lehren, wie richtig der alte König den Prälaten beurteilt
hatte.
Noch kläglicher fast endeten die Breslauer Wirren, und hieran trug
der König weniger Schuld als die Friedfertigkeit des edlen, frommen
Fürstbischofs, der von seinem Freunde Brühl sehr hart, aber leider nicht
ganz ungerecht also geschildert wurde: „Sedlnitzky ist ein unverantwort—
lich matter Mensch, kein Staatsmann, kein Bischof. O wäre er Kon—
sistorial- und Schulrat geblieben!“ Kurz vor dem Thronwechsel war
der Bischof durch ein Handschreiben des Papstes zur Abdankung aufge—
fordert worden.*) Diese formlose Ermahnung bedeutete rechtlich gar nichts,
da ihr weder ein kanonisches Verfahren noch eine Mitteilung an die
Krone Preußen vorangegangen war. Trotzdem fühlte der Graf den Boden
unter seinen Füßen wanken. Nachdem die Staatsgewalt in der Frage
der gemischten Ehen nachgegeben hatte, konnte er doch nicht königlicher
sein als der König und das alte Verfahren in Ehesachen noch aufrecht—
halten. Volksbeliebt war er nicht. Die bigotten Polen Oberschlesiens
kannten den stillen beschaulichen kleinen Herrn kaum, trotz seiner un—
erschöpflichen Wohltätigkeit. Sein Domkapitel hatte sich unter seiner
gutmütigen Leitung in Fraktionen zersplittert, und an der Spitze der
rührigen ultramontanen Partei stand der weltkluge, ehrgeizige Domherr
Förster, ein auch bei den Protestanten beliebter Kanzelredner, der früher—
hin für liberal gegolten hatte, jetzt aber von dem Jesuitenpater Beckx
Ratschläge empfing. Die klerikalen Heißsporne haßten den Bischof töd—
lich, Ketteler nannte ihn einen Elenden, weil er dem Staate treu und
gegen die Protestanten freundlich war. Eben jetzt, seit den letzten Jahren
des alten Königs schwebte eine Verhandlung wegen der Rückgabe einiger
der schlesischen Kirchen, welche einst unter Osterreichs Herrschaft den Pro—
testanten geraubt worden waren, und zu dieser Untersuchung bot Sedl—
nitzky die Hand mit einer Unbefangenheit, die seinem Rechtsgefühle zur
Ehre gereichte, einem Bischof aber nach römischen Grundsätzen nie verziehen
werden konnte. Die Kardinäle hielten ihn, da sie von Deutschland so
*) S. o. IV. 710.
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