Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

denten Dr. Oavid bringen auch die bürgerlichen Parteien trotz 
seines sozialdemokratischen Leitartikels Vertrauen entgegen. 
In dem Augenblick, in dem nun der alte Nauschebart 
Gröber vom Zentrum das Wort zur Geschäftsordnung ver- 
langt, weiß man, was die GElocke geschlagen hat. Die bürger- 
lichen Parteien wollen durch Beteiligung an der Leitung 
„die Kontrolle nicht verlieren“ und werden dadurch Mit- 
träger der Berantwortung für alles Unheil, das — seit dem 
9. November ganz zwangsläufig — noch üker uns kommt. 
ODie regierende Sozialdemokratie hat ihren ersten großen 
Sieg erfochten. In keinem anderen parlamentarisch regierten 
Staate würde man ihr so auf die Leimrute kriechen. 
Die Sozialdemokraten atmen auf: man sieht lächelnde Ge- 
sichter. Und auch Herr Matthias Erzberger kann frohgemut 
in die Zukunft blicken, denn diese Abstimmung sichert ihm 
sein Staatssekretariat. Das Amt ist gerettet. Fiele der 
Mantel, müßte der Herzog nach, so aber kann Erzberger 
sich weiter in die Toga hüllen und den Ausverkauf Deutsch- 
lande fortsetzen. Die bürgerlichen Parteien sind „regierungs- 
fähig“ geworden. Aber majorisiert werden sie doch. Sie 
können nichts Gutes schaffen, sie können nichts Böses 
verhindern. Sie können nur Sündenbock werden und das 
kommende VBolksgericht über die Revolution schon im Ent- 
stehen — schwächen. 
Unsere Parteien haben ihr Blut erneuert. Daß ein frei- 
finniger, eine Zeitlang sogar amtsentsetzter Pfarrer wie 
Dr. Traub und eine führende Frauenrechtlerin wie Dr. Käte 
Schirmacher von der äußersten Rechten als Kandidaten auf- 
gestellt und gewählt werden, wäre früher undenkbar gewesen. 
Ahnliche Wunder finden wir überall. Aber das viele neue 
Blut hat une, scheint es, doch nicht den notwendigen einen 
großen Führer der bürgerlichen Opposition geschenkt. Der 
Fraktionspartikulariemus bucht erfreut seinen kleinen Gewinn. 
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