denten Dr. Oavid bringen auch die bürgerlichen Parteien trotz
seines sozialdemokratischen Leitartikels Vertrauen entgegen.
In dem Augenblick, in dem nun der alte Nauschebart
Gröber vom Zentrum das Wort zur Geschäftsordnung ver-
langt, weiß man, was die GElocke geschlagen hat. Die bürger-
lichen Parteien wollen durch Beteiligung an der Leitung
„die Kontrolle nicht verlieren“ und werden dadurch Mit-
träger der Berantwortung für alles Unheil, das — seit dem
9. November ganz zwangsläufig — noch üker uns kommt.
ODie regierende Sozialdemokratie hat ihren ersten großen
Sieg erfochten. In keinem anderen parlamentarisch regierten
Staate würde man ihr so auf die Leimrute kriechen.
Die Sozialdemokraten atmen auf: man sieht lächelnde Ge-
sichter. Und auch Herr Matthias Erzberger kann frohgemut
in die Zukunft blicken, denn diese Abstimmung sichert ihm
sein Staatssekretariat. Das Amt ist gerettet. Fiele der
Mantel, müßte der Herzog nach, so aber kann Erzberger
sich weiter in die Toga hüllen und den Ausverkauf Deutsch-
lande fortsetzen. Die bürgerlichen Parteien sind „regierungs-
fähig“ geworden. Aber majorisiert werden sie doch. Sie
können nichts Gutes schaffen, sie können nichts Böses
verhindern. Sie können nur Sündenbock werden und das
kommende VBolksgericht über die Revolution schon im Ent-
stehen — schwächen.
Unsere Parteien haben ihr Blut erneuert. Daß ein frei-
finniger, eine Zeitlang sogar amtsentsetzter Pfarrer wie
Dr. Traub und eine führende Frauenrechtlerin wie Dr. Käte
Schirmacher von der äußersten Rechten als Kandidaten auf-
gestellt und gewählt werden, wäre früher undenkbar gewesen.
Ahnliche Wunder finden wir überall. Aber das viele neue
Blut hat une, scheint es, doch nicht den notwendigen einen
großen Führer der bürgerlichen Opposition geschenkt. Der
Fraktionspartikulariemus bucht erfreut seinen kleinen Gewinn.
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