Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

deutschen Volke, dem sie doch bis zu den zwanzigjährigen 
jungen Mädchen herab politische Reife und Urteilskraft zu- 
erkannt haben, das eigene Urteil über beide Reden ermög- 
lichen. Das fällt ihnen nicht im Traume ein. Die republika- 
nische Meinungefreiheit besteht im Nundtotmachen 
der Gegner. 
Oie gestern so erregte Debatte ist durch Dr. Hugo, der ein 
Gelöbnis zur Mitarbeit an der Gesetzgebung ablegt, in ein 
ruhigeres Fahrwasser gekommen, spielt sich zumeist vor fast 
leerem Hause ab. Aur das stets in alter Form erneute Wort- 
gefecht zwischen Haase und Noske bringt den üblichen wüsten 
Skandal. Oer radikale Bauernbündler Eisenberger aus 
Bayern verbreitet demgegenüber fast eine Atmosphäre der 
Behaglichkeit im Hause, obwohl er manche brandrote AÄuße-- 
rung von sich gibt" man wird durch die kleinen Treuherzig- 
keiten dieses trachtechten Simplizissimus-Modells besänftigt 
und erheitert. Nach einem welfischen Zwischenakt schließt der 
Tag mit einer meilenlangen Rede des Sozialdemokraten 
Wels und kehrt gleichzeitig zum Ausgangspunkt zurück: 
satt und weltzufrieden tritt Wels die „Erfolge“ Erzbergers 
breit, dieses neuen Vorkämpfers der Sozialdemokratie, der 
ja auch ganz ihre Methoden übernommen hat. So wie früher 
die Leute Bebels und Singers, Scheidemanns und Lieb- 
knechts ihre Enthüllungen über Krupp und anderes, die sich 
später als Schwindel erwiesen, auf allen Straßen ausbrüllen 
ließen, so arbeitet jetzt Erzberger. Der enthüllende Erzberger. 
Der enthüllte Erzberger. Es gibt Spekulanten in allerlei 
Dingen. Er aber hat sich das einträglichste erwählt. Er 
spekuliert auf die Dummheit. Zunächst auf die im Parlament. 
Nun soll aber nach dem Parlament auch noch die ge- 
samte Nation Herrn Erzbergers Meinungsfabrit zugeführt 
werden.
	        
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