Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

Rang stehen die Schweißperlen auf der Stirn, aber sie harren 
aus: noch niemals haben sie einen mit solch journalistischer 
Gewandtheit zusammengestellten klaren Vortrag über die an 
sich so schwierigen Themen gehört. 
Im Grunde ist man über das ZJahlenmüssen ja einig. In- 
sofern hat Erzberger es leichter als alle seine Vorgänger im 
Kaiserreich. Aber es hat etwas besonders Beruhigendes, 
nun auch zu erfahren, warum und zu welchem Ende alles 
geschieht, und Erzbergers Optimismus ist von einer derartig 
hypnotischen Kraft, daß man die Heilwirkung dieser Rede, 
die sich übrigens von üblen Angriffen klugerweise freihält, 
ruhig durch Plakatieren erproben könnte. Die furchtbarsten 
Zahlen, wie die unserer schwebenden Schuld, die allein 
76 Milliarden beträgt, ungerechnet die Kriegsanleihen, un- 
gerechnet die Wiedergutmachung, werden ganz zahm. Oer 
große Hypnotiseur regiert sie alle. Es ist jammerschade, daß 
diese Begabung just in einen Menschen gefahren ist, dem es 
so sehr an Charakter gebricht; jammerschade, daß er selbst 
beute sich von seiner alten Leichtfertigkeit nicht ganz frei- 
machen kann und wieder Behauptungen ausfstellt, die in ihrer 
Fixigkeit verblüffen, in ihrer Richtigkeit versagen. Er beweist 
uns haarklein, daß die Entente an das Reichsnotopfer 
nie heran könne. Nit derselben Bestimmtheit hat er einst 
bewiesen, daß die Entente uns nie die Handelsflotte nehmen 
könne. Es klingt sehr einleuchtend, wenn er sagt, im Grunde 
sei das Reichsnotopfer nur die Annullierung eines Teils der 
Kriegsanleihe, das Reich ziehe Schuldtitel ale Steuer ein und 
vernichte sie; und an diesem Papierhaufen von Oarlehns- 
kassenscheinen, Anleihetalons, Schatzanweisungen liege unse- 
ren Feinden gar nichte, denn solche an sich wertlosen Papiere 
könnten wir ihnen nach Belieben in Massen drucken; nein, 
die Entente wolle Gold, wolle Waren, wolle Arbeit von uns. 
Mit Verlaub: was abgeliefert werden soll, das sind nicht nur 
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