Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

kläre mich für tot und ernenne meinen Adjutanten, Leutnant 
Höckner, zu meinem Universalerben.“ 
Erzberger ist als Audelmeister unerbittlich. Er stopft, er 
schiebt, er drängt. Hie und da gibt es freilich noch Leute, die 
nicht nur den offenen Mund binhalten. Der preußische Finanz- 
minister Dr. Südekum und manche seiner Kollegen aus den 
übrigen Bundesstaaten erkennen voll Bitterkeit, was die 
Finanzgesetze bedeuten: cine völlige Entrechtung der Einzel- 
staaten. Die Reichsabgabeordnung, die in der Hauptsache 
und ohne erhebliche Anderung heute angenommen wird, 
muß dazu führen, daß das Reich der einzige Vermögens- 
verwalter — fast möchte man sagen, Konkursverwalter — 
aller Deutschen wird. Einen Teil der Einnahmen gibt es den 
Ländern und Gemeinden ab. ODeren Kulturarbeit ist von 
diesen Prozenten abhängig. Das Reich bestimmt also, weil 
es die Hand auf den Geldbeutel aller legt, über das innerste 
ODasein auch der Länder und Gemeinden und läßt ihbnen 
außerordentlich wenig Eigenleben, denn es braucht den 
größten Teil der Mittel für sich selbst oder vielmehr zur Ab- 
führung an die Entente. Becker und Delbrück machen Be- 
denken geltend. Aber ein Paragraph nach dem anderen wird 
gestopft und heruntergewürgt. Auf die leichtfertige Art, 
wie Erzberger das ARudelgeschäft betreibt, weist der Demokrat 
Blunck, der Hamburger Rechtsanwalt, beiläufig hin. Bei 
seinem Drängen, daß er unbedingt bis morgen seine Finanz- 
gesetze und seine neun Milliarden bewilligt erhalten müsse, 
habe der Minister offenbar nur gemeint, daß er ohne sie keine 
Deckung für seine Ausgaben hätte. Statt dessen habe er 
gesagt: ohne sie käme der Staatsbankerott. Draußen im 
Lande, auch im Auslande, verstehe man darunter etwas 
ganz anderes. Eine solche Außerung könne das Vertrauen 
zu unseren Finanzen vollkommen erschüttern; zu einer Ge- 
sundung aber gebhöre in erster Linie Vertrauen. 
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